Schlagwort-Archive: 1914

150! Happy Birthday, Edmund Körner

Viel steht ja nicht mehr von Dir auf der Mathildenhöhe. Blumenvasen im Neo-Barock und eine einsame Bank, auf der wir uns niederlassen können, um Deiner kurz zu gedenken, bevor er schon wieder vorbei ist: Dein Geburtstag. 150 Jahre ist das her, ein weiteres Jubiläum in diesem jubiläumsreichen Jahr 2024. Der Jahrgang 1874 war deutlich überrepräsentiert in der Künstlerkolonie: Bernhard Hoetger am 4. Mai, Heinrich Jobst am 6. Oktober und nun auch Du, am 2. Dezember. Alle hattet Ihr Euren 150. Geburtstag in 2024. Du bist der letzte Jubilar, den wir feiern, Edmund. Das wird 23 Quer auch noch gebührend tun nach Deinem Geburtstagsmonat. Denn nicht Wenige haben zur Ausstellung von 1914 sehr bedauert, dass ein so bedeutender Architekt nur Temporäres auf der Mathildenhöhe hinterlassen durfte. Wo Du doch in Essen ein Gigant Deiner Disziplin warst, weltberühmt wegen des Baus von Europas größter Synagoge, mit dem Du auch den Großherzog Ernst Ludwig auf Dich aufmerksam gemacht hattest.

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Gruppenbild mit Raubtier: die Familie Jobst heute

Das Künstler-Gen hat er anscheinend nicht weitergegeben: Unter seinen Nachfahren hat keiner mehr den Weg eines Bildhauers eingeschlagen. Das war bei ihm noch anders. Heinrich Jobst selbst war Sohn eines Steinmetzes, als er am 6. Oktober 1874 im bayerischen Schönlind nördlich von Regensburg auf die Welt kam. Jung, direkt nach der Schulzeit trat er mit 14 Jahren in die Fußstapfen seines Vaters, wurde zunächst Steinmetz und anschließend an der Münchner Kunstakademie zum Bildhauer ausgebildet. Spät, erst mit 50 Jahren, hat er am 19. November 1924 geheiratet, eine Frau, die erheblich jünger war als er. Der Altersunterschied zwischen ihm und Felicitas Jobst betrug 22 Jahre. Mit ihr bekam er im fortgeschrittenen Alter noch vier Kinder, eine Tochter und drei Söhne.

Zu seinem 150. Geburtstag sind auf diesem Bild vom 6. Oktober 2024 gleich drei Generationen Jobst zu sehen: die beiden Töchter seines Sohnes Heinz, die Enkelinnen Beate Jobst (ganz links) und Sabine Deuker geborene Jobst (ganz rechts), sowie deren Tochter, die Urenkelin Marina mit der Ururenkelin Nora auf dem Schoß. Enkel Steffen Jobst, ebenfalls beim Geburtstagstreffen in Bad Nauheim dabei, stammt aus der Linie seines jüngsten Sohnes Wolfgang. Insgesamt können sich 4 Kinder, 9 Enkel, 8 Urenkel sowie 2 Ururenkel zu seinen Nachfahren zählen.

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„Bonze des Humors“ – eine Lichtgestalt von Hoetger

Man muss unwillkürlich lachen, wenn man diesen dicken Bauch und den rundlichen Kerl dazu sieht: der „Bonze des Humors“ von Bernhard Hoetger. Bonze, damit bezeichnete man im asiatischen Raum früher einen buddhistischen Mönch oder Priester. Und dieser hier hat offensichtlich Humor, wie der Titel festhält, aber auch die Figur so überzeugend zeigt. Die pure Lebensfreude strahlt sie aus mit ihrem ansteckenden Lachen. Man möchte sich schon fast selbst den Bauch halten.

Zum Kugeln: Da lacht der Mönch und hält sich den Bauch (Bernhard Hoetger, 1914).

Anzuschauen ist die so heitere Arbeit in Worpswede in Niedersachsen, in einem Park mit lichten Bäumen mitten im berühmten Künstlerdorf. Der lachende Mönch ist Teil einer größeren Figurengruppe mit denen der Bildhauer Bernhard Hoetger die Licht- und Schattenseiten menschlicher Eigenschaften thematisierte. Der „Bonze des Humors“ gehört wohl selbstredend zu den Lichtseiten menschlicher Natur. Doch auch in Darmstadt können wir Hoetgers lachenden Mönch heute noch entdecken.

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Bernhard Hoetger und sein „Darmstädter Torso“

Der Bildhauer und Architekt Bernhard Hoetger wurde vor genau 150 Jahren, am 4. Mai 1874, in Dortmunder Stadtteil Hörde geboren. Wie kaum ein anderer seiner Disziplin begleitete er während seiner künstlerischen Entwicklung den Aufbruch in die Moderne: Er wurde ihr Zeuge und prägte sie selbst maßgeblich. Zeit seines Lebens experimentierte er mit den Stilen und ließ sich von vielen unterschiedlichen Kulturen inspirieren. So auch in Darmstadt, wo er für die letzte Ausstellung der Künstlerkolonie von 1914 auf der Mathildenhöhe wirkte. Dort bilden der von ihm mit über 40 Skulpturen, steinernen Pflanztrögen und Reliefwänden gestaltete Platanenhain sowie eine Reihe weiterer Kunstwerke im Außenraum zentrale Elemente des Darmstädter UNESCO Weltkulturerbes.

Mit dieser zarten Dame aus Bronze fingen die so überaus fruchtbaren Beziehungen des Bildhauers nach Darmstadt überhaupt erst an. Bernhard Hoetger fertigte sie 1909 und gab ihr ursprünglich den Titel „Jugend“. Sie war ein Auftragswerk für Großherzog Ernst Ludwig, bestellt von seinem Kabinettschef Gustav von Römheld.

Nur wenige Jahre später, 1911, wurde Hoetger vom Großherzog an die Künstlerkolonie Darmstadt berufen. Seitdem ist die Skulptur, nicht nur in Südhessen, bekannt unter ihrem zweiten Namen: der „Darmstädter Torso“.

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„Mutter mit Kind“ alias Paula Modersohn-Becker

Das Grab von Paula Modersohn-Becker in Worpswede.

Die Malerin Paula Modersohn-Becker starb am 20. November 1907 im Alter von nur 31 Jahren, kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes. Ihr Grab auf dem Friedhof von Worpswede wurde von Bernhard Hoetger gestaltet, ihrem guten Freund und Ratgeber seit gemeinsamen Pariser Zeiten. Ihr Grabmal inspirierte den Bildhauer unverkennbar bei der Gestaltung des zentralen Denkmals auf dem Platanenhain: die „Sterbende Mutter mit Kind“. Das Darmstädter Kunstwerk entstand erst einige Jahre später, zur Ausstellung der Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe von 1914.

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Emy, Ella und Ester – die Frauen der Mathildenhöhe

Ein richtiger „Männerclub“ war sie, die Künstlerkolonie Mathildenhöhe. 23 Künstler zählt man von ihrer Gründung in 1899 bis zu ihrer letzten Ausstellung in 1914 – und alle waren sie männlichen Geschlechts. So überhaupt nicht emanzipatorisch war der Aufbruch in die Moderne in Darmstadt, möchte man meinen. Doch dieses Bild einer Männerdomäne stimmt nicht so ganz. Wie die bahnbrechenden Ausstellungen zu den „Sturm-Frauen“ (2015/16) und den „Fantastischen Frauen“ der Surrealisten (2020) in der Frankfurter Schirn, entdeckt man auch in Darmstadt die „Frauen der Mathildenhöhe“. Die Kunsthistorikerin Renate Charlotte Hoffmann hat sich mit diesem bisher relativ unbeachteten Aspekt der Künstlerkolonie auseinandergesetzt und eine Fülle an Material und Namen zusammengetragen – und siehe da: Der weibliche Beitrag ist erstaunlich.

Sie waren Modelle, Schülerinnen, Assistentinnen, manche sogar als Mitarbeiterin angestellt, aber den Ruhm, Teil einer künstlerischen Avantgarde gewesen zu sein, den heimsten dann in aller Regel die männlichen Künstler ein. Die Frauen der Mathildenhöhe gerieten in Vergessenheit. Besonders interessant sind dabei die Frauenfiguren, die maßgeblich an dem Erscheinungsbild des UNESCO-prämierten Ensembles und seiner Raum- wie Gebrauchskunst mitgestaltet haben, an Objekten, die eigentlich bekannt sind als das Werk eines der bekannten Mathildenhöhenkünstler. Hinter Bernhard Hoetger, Emanuel J. Margold und selbst hinter Joseph M. Olbrich standen jedoch auch starke und beeindruckende Frauen, die ihre künstlerische Handschrift auf der Mathildenhöhe hinterlassen haben.

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Déjà-vu oder Hoetgers tierische Doppelgänger

In Darmstadt zieren sie oben die massiven Eingangspfeiler zum Platanenhain, doch die beiden fauchenden Raubkatzen aus Bronze sind keineswegs Unikate. Ihr Schöpfer Bernhard Hoetger hat sie gleich mehrfach eingesetzt. Doppelgänger von ihnen findet man sowohl in Worpswede als auch in Bremen.

Denn den gebürtigen Dortmunder zog es in den Norden. Darmstadt war 1911 nur eine kurze Zwischenstation für den Bildhauer, noch dazu unterbrochen von einem zehnmonatigen Aufenthalt in Florenz und einem ersten Umzug nach Fischerhude in 1913. Nach der Ausstellung der Künstlerkolonie Darmstadt von 1914 verabschiedete sich Hoetger endgültig von Südhessen, um zu einem der bekanntesten Vertreter des norddeutschen Expressionismus in Bildhauerei und Architektur zu werden. Wer heute seinen Spuren folgt, hat als Darmstädter nicht selten das Gefühl eines Déjà-vus. Insbesondere den beiden Bronzen mit den sich streckenden Knaben auf dem Rücken kann man auf dieser Reise gleich mehrfach begegnen.

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Hoetgers Raubtiergehege auf dem Platanenhain

Tierische Wächter: Die Löwen auf dem Platanenhain.

„Die Löwen sind los!“ Das ist das Leitmotiv einer ganzen Reihe aus mittlerweile sechs Artikeln auf 23 Quer, die sich auf Safari über die Mathildenhöhe begeben, immer auf der Jagd nach den Tieren mit der wilden Mähne. Einen regelrechten Raubtier-Zoo beherbergt der Platanenhain, den wir heute durchpirschen – und ausgesprochen reiche Beute machen: Denn der Bildhauer Bernhard Hoetger, der für die Ausstellung von 1914 den Platanenhain mit einem ganzen Skulpturenpark ausstattete, hat Löwen an vielen Stellen seines Monumentalkunstwerks eingesetzt. Wenn man alle seine Arbeiten zusammenzählt, kommt man auf insgesamt 49 Löwendarstellungen, dazu noch die zwei Raubkatzen über dem Eingang. Es faucht und brüllt an allen Ecken!

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Die „niesenden Igel“ der Rosenhöhe: Löwenhochsitz

Na, erkennen Sie in dem historischen Bild, der Schwarz-Weiß-Aufnahme unten, die tierischen Gestalten auf den Säulen oben wieder? Ja, genau, das sind die sechs Löwen, die heute von den Backsteinsäulen am Eingang zur Rosenhöhe hinunterbrüllen. Die „niesenden Igel“, so ihr Spitzname, thronten mit ihrer stacheligen Mähne 1914 über dem Eingang zur letzten Ausstellung der Künstlerkolonie Mathildenhöhe. Sie waren Teil eines monumentalen Eingangsportals zum Ausstellungsgelände, das der leitende Architekt Albin Müller damals am Nicolaiweg vor dem südlichen Eingang zum Platanenhain und vor dem Lilienbecken mit seiner dahinter liegenden Russischen Kapelle positionierte und mit Kassenschaltern versah. Bei seinem Entwurf arbeitete er mit dem Bildhauer Bernhard Hoetger zusammen, Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie wie er, der zeitgleich den Platanenhain mit rund 70 Plastiken ausschmückte.

Doch mit Bernhard Hoetgers Arbeit war Albin Müller dann gar nicht zufrieden, wie seinen Ende der Dreißiger Jahre verfassten Lebenserinnerungen deutlich zu entnehmen ist:

<< Ich hatte für die hochstehenden sechs Löwen je zwei wuchtige Doppelsäulen aus mächtigen Kunststeintrommeln aufgebaut. Als endlich in letzter Stunde die Löwen geliefert wurden, zeigte es sich, daß sich Hötger hierbei weder an meine Angaben, noch an die festgesetzten Maße gehalten hatte. Die massiven, mächtigen Löwenplastiken waren deshalb für meine Säulen viel zu schwer und stören das reine Maßverhältnis meines Säulenunterbaus ganz empfindlich. Darum habe ich bei dem späteren Aufbau auf der Rosenhöhe die sechs Doppelsäulen verworfen und statt deren sechs Pfeiler aufgemauert, die zu den Maßen der Löwen nun im rechten Einklang stehen. >>

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Was von 1914 noch übrig blieb: ein Ateliergarten!

Es ist der „Aufbruch in die Moderne“, der hier, und nur hier, auf der Mathildenhöhe Darmstadt wie in einer Zeitkapsel, die vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 reicht, beobachtet werden kann. Das, und nicht der Jugendstil allein, macht sie für die UNESCO und die Menschheit so einzigartig. Ein wichtiger Baustein, wenn man so will Schlussstein des historischen Bogens, bildet die Ausstellung der Künstlerkolonie von 1914. Es sollte ihre letzte sein – und all zu viel blieb nach der Darmstädter Brandnacht von 1944 auch nicht mehr von ihr übrig. Das Ateliergebäude von Albin Müller ist heute als einziges bauliches Relikt der Miethausgruppe von 1914 noch zu sehen, die sich einst den kompletten oberen Olbrichweg entlangschwang. Gibt es wirklich nicht mehr aus dieser Zeit zu entdecken?

Doch! Denn mit dem Ateliergarten vor dem Gebäude blieb auch ein Stück moderner Gartenkunst von 1914 erhalten. Die städtische und hessische Denkmalpflege hat diesen Garten nach vielen Jahrzehnten wiederentdeckt und letztes Jahr zum UNESCO Welterbetag erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Vor allen Dingen mit dem Bau des neuen Besucherzentrums am Osthang, das vor Ateliergebäude und -garten nun eine große Freifläche vorsieht, werden beide bald verstärkt im Blickpunkt stehen. Lassen wir also jetzt schon Mal den Blick schweifen ins grüne Carrée, auch zurück in seine Vergangenheit zu Zeiten der Künstlerkolonie Darmstadt.

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Wenn weniger mehr ist: neues Besucherzentrum

Ein Besucherzentrum mitten in der besonders geschützten Kernzone des historisch wertvollen Welterbes Mathildenhöhe errichten? Das geht gar nicht – und hätte beinahe im Sommer vor zwei Jahren Darmstadt den UNESCO-Titel gekostet. Doch die Stadt reagierte unverzüglich auf die vorab vernommene Kritik aus der UNESCO-Zentrale in Paris und zog noch während der laufenden Bewerbung in Rekordgeschwindigkeit das bereits geplante Besucherzentrum aus dieser „No-Go“-Zone. Ohne dieses beherzte Eingreifen der Stadtoberen wäre die Entscheidung der UNESCO am 24. Juli 2021 wohl vertagt worden, hätte die Stadt Darmstadt trotz kunsthistorisch einmaligem Wert für die Menschheit wohl heute noch kein Welterbe Mathildenhöhe.

Gestern, am 9. Mai 2023, war es nun so weit: Oberbürgermeister Jochen Partsch stellte der Öffentlichkeit im voll besetzten Foyer der h_da am Fachbereich Gestaltung auf der Mathildenhöhe erstmals die neue Planung für das Besucherzentrum vor. Das Büro Marte.Marte Architekten aus Feldkirch in Österreich hatte 2018 den Wettbewerb sehr klar für sich entschieden. Ihr Entwurf damals: ein eleganter lang gestreckter Riegel, der sich als eingeschossiger Streifen bis ganz nach oben an die oberste Ecke des Olbrichwegs legte. Die Herausforderung für die Architekten war dieselbe geblieben, wie Stefan Marte zu Beginn seiner Präsentation ausführte: „Aus dem Hintereingang der Mathildenhöhe eine attraktive Vorderseite zu machen.“

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Das zerlegbare Ferienhaus: Fertigteil-Montage, ruck zuck aus Holz gebaut

Holz ist ja nicht gerade das Baumaterial, das einem als erstes einfällt, wenn man an die großen Würfe und Entwürfe der Künstlerkolonie denkt. Farbig glasierter Backstein, Klinker und Beton, damit haben die Architekten der Darmstädter Mathildenhöhe Zeichen gesetzt bei ihrem Aufbruch in die Moderne. Aber mit Holz?

Dabei ist der Künstlerkolonie gerade mit Holz ein absolut wegweisender Entwurf gelungen. Nur: Davon ist heute nichts mehr zu sehen. Denn es war ein temporäres Gebäude, zeitlich befristet für die Ausstellung aufgebaut, das den Besuchern zeigte, was mit diesem Material alles machbar ist und wie gut Holz sich zur Vorfabrikation und schnellen Montage von Häusern eignet. Albin Müller, früherer Tischlermeister und Möbelgestalter, war der Holzexperte unter den vier Architekten der Künstlerkolonie, und für die Ausstellung von 1914 hatte er sich als deren Leiter etwas ganz besonderes ausgedacht: ein zerlegbares Ferienhaus.

Innovatives Holzbauprojekt von Albin Müller: das zerlegbare Ferienhaus von 1914.
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Aus dem Schatten ans Licht: ‚albinmüller hoch 3‘

UNESCO-Welterbe: Das Ateliergebäude von Albin Müller (Foto: Nikolaus Heiss).

Er ist der ewig Unsichtbare unter den großen Architekten, die Anfang des 20. Jahrhunderts auf der Mathildenhöhe gewirkt und sie erst zu dem einmaligen Ort von außergewöhnlichen Wert für die Menschheit gemacht haben – und Darmstadt damit zur UNESCO-Welterbestätte. Von 1908 bis zur letzten Ausstellung von 1914 war Albin Müller der Chefarchitekt der Darmstädter Künstlerkolonie. Er hat auf ihr deutliche Spuren hinterlassen, nur dass man von seinen vielen Gebäuden und Entwürfen heute nur noch einen Bruchteil sieht, während das meiste von Joseph Maria Olbrichs Bauten noch steht. So war er stets ein wenig im Schatten des berühmten Vorgängers, eine unterschätzte Figur der Mathildenhöhe.

Umso wichtiger ist diese Ausstellung jetzt, die im Ernst Ludwig-Haus den weithin vergessenen Architekten würdigt: albinmüller3 – Architekt, Gestalter, Lehrer. „Der 150. Geburtstag von Albin Müller hat als Jubiläum schon lange in unserem Terminkalender für 2021 gestanden, doch dass wir diesen nun zeitgleich mit der Anerkennung zum Welterbe feiern, das hat keiner vorhersehen können und fügt sich nun sehr glücklich ins Konzept“, freut sich Philipp Gutbrod, Direktor vom Institut Mathildenhöhe Darmstadt. Denn vor allen Dingen die Gestalter von Architektur und Außenanlagen der Mathildenhöhe haben dazu beigetragen, dass man das UNESCO-Kriterium der „Authenzität“ erfüllen konnte. Unter den insgesamt 23 Köpfen der Künstlerkolonie sei Albin Müller einer der herausragenden Namen, so Gutbrod, ebenso bedeutend für Darmstadt wie Olbrich oder Peter Behrens.

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Times they are a changin: Osthang Gestern – Heute

Schieben Sie sich mit den Pfeilen einfach von 1908 ins Jahr 2021 (Bild: Claus Dieter Knöchel) und zurück.

Na, erkennen Sie die Mathildenhöhe wieder? Die historische Aufnahme zeigt den Osthang, wie er sich im Sommer 1908 den Besuchern der Hessischen Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst präsentierte. Der Blick führt den heutigen Olbrichweg hinunter. Der endete damals ganz unten am Ausstellungsgebäude für Architektur, dem östlichen Abschluss des Ausstellungsgeländes. Heute ist dort eine Straßenkreuzung, die auf den vielbefahrenen Fiedlerweg führt. Rechts erkennen wir auch in der zeitgenössischen Aufnahme ganz oben einen Teil des Oktogons wieder sowie das „Ober-Hessische Ausstellungshaus“ von Olbrich. Weiter unten sehen wir in beiden Bildern ebenfalls das damalige „Haus Prof. Sutter“, eine der insgesamt drei großbürgerlichen Villen der rechten Straßenseite.

Links passierte man 1908 den südlichen Flügel des Ausstellungsgebäudes für angewandte Kunst sowie die luftige Ladengalerie, die sich mit ihrem halbrunden Ende in die Straßenfront schob. Sämtliche Gebäude zur Linken sowie der Architekturbau unten waren Entwürfe von Albinmüller, von Anfang an als temporäre Bauten konzipiert. Dass sie heute dort nicht mehr stehen, war daher auch kein Hindernis bei der Bewerbung um die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe, bei der die Unversehrtheit ein entscheidendes Kriterium ist.

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Ägyptomania auf dem Platanenhain oder Echnaton lässt grüßen

Ägyptisches war wieder schwer in Mode als sich Bernhard Hoetger um 1912 an die Gestaltung des Platanenhains auf der Mathildenhöhe machte. Vom Ägyptischen Hocker, den man bei Ausgrabungen gefunden hatte, waren die Möbeldesigner der Zeit sehr angetan und adaptierten den historischen Entwurf für ihre eigenen Stühle. Juweliere ließen sich für ihre Kollektionen vom farbenfrohen ägyptischen Schmuck inspirieren, und mit ägyptischen Ausdruckstänzen, die die Posen auf den Reliefs der alten Ägypter imitierten, unterhielt man das zeitgenössische Publikum. Schauriges von Mumien beschäftigte die Öffentlichkeit, und die Entdeckung Nofretetes im Dezember 1912 sorgte weithin für Aufsehen.

Für seinen Themenpark zum ewigen Kreislauf des Lebens bediente sich Hoetger bei vielen Kulturen und Zeiten, und natürlich durften auch die Pharaonen vom Nil hier nicht fehlen. Insbesondere Echnaton, der zu dieser Zeit in Europa wiederentdeckt wurde und dessen Tontafelarchiv komplett übersetzt war, hatte es ihm angetan.

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Mathildenhöhe, Lockdown: In tiefem Schlaf versunken

Seit gestern ist es still in Deutschland. Im vereinten Kampf gegen die Corona-Pandemie fällt das Land in einen November-Tiefschlaf, verstummt das öffentliche Leben. Auch auf der Mathildenhöhe bleibt das Museum Künstlerkolonie bis zum 30. November geschlossen. Alle geplanten Veranstaltungen und auch alle öffentlichen Führungen sind bis auf Weiteres abgesagt.

Geradezu symbolisch sehen wir uns da auf dem Platanenhain Bernhard Hoetgers Relief vom Schlaf gegenüber. Das passende Kunstwerk zur Zeit, möchte man sagen. Dazu noch im Freien! Nichts wie hin und selbst schauen, was Hans Hildebrandt 1915 so beschrieb: Mathildenhöhe, Lockdown: In tiefem Schlaf versunken weiterlesen

Licht- und Schattenseiten oder viel Sonne und Wasser im Platanenhain

Eigentlich ist alles bereits am Eingang gesagt, man muss sich nur die Zeit nehmen, die Inschriften zu lesen: Wasser und Sonne werden hier gleich zu Beginn als Leitmotiv für das vierzig mal achtzig Meter große Gesamtkunstwerk eingeführt. Beide sind der Quell allen Lebens und aller Energie auf der Erde, ohne sie wären wir und alles lebende Wesen auf diesem Planeten nichts. Diese zwei Themen ziehen sich wie ein Leitfaden über den Kunst-Parcours, den der Bildhauer Bernhard Hoetger im Platanenhain auf der Mathildenhöhe installiert hat. Nach den Wasserspielen im Juni widmet sich 23 Quer nun dem zentralen Motiv der Sonne, und wie sie den gestalterischen Bogen im Süden des Platanenhains schließt. Denn die großen Pflanzkübel dort sind weit mehr als nur dekoratives Beiwerk. Sie haben eine bedeutende Rolle im Gesamtkonzept des Hains. Licht- und Schattenseiten oder viel Sonne und Wasser im Platanenhain weiterlesen