Februar und Fastnacht: Das ist traditionell der Monat und die Zeit der Reinigung. Zwischenzeit. Das alte Jahr ist nun tatsächlich Vergangenheit, vorbei. Das neue hat noch nicht so ganz begonnen. Daher hier ein letzter Blick zurück auf die schönsten Baustellen-Momente von der Mathildenhöhe. Darmstadts Weltkulturerbe war vor allen Dingen 2022 vielerorts verhüllt, versperrt und eingerüstet. Danach machen wir aber ganz schnell die Augen zu und freuen uns auf unser bald komplett saniertes Schmuckstück. Denn in 2023 wird sie so glänzen und strahlen wie nie, unsere Mathildenhöhe!
Kehraus zur Fastnacht: Die Baustellen-Revue weiterlesenSchlagwort-Archive: UNESCO Weltkulturerbe
Tourismus-Botschafter der Mathildenhöhe: Im Gespräch mit den Guides
Die Mathildenhöhe war 2022 ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher und Besucherinnen aus nah und fern. Nach langen zwei Corona-Jahren zog es wieder viele Menschen hinauf zu dem einmaligen Ensemble aus Architektur, Skulptur und Gartenanlagen. Doch 2022 war für die Mathildenhöhe zugleich ein Jahr des Übergangs. Am Besten können uns noch die vom Musenhügel berichten, die im vergangenen Jahr nahezu täglich Gruppen über das noch junge UNESCO-Welterbe informiert haben: die Gästeführer der Stadt Darmstadt. Mit drei von ihnen hat 23 Quer gesprochen:



Happy Birthday!
Ein Jahr UNESCO Weltkulturerbe

Nur hier auf der Welt ist der Aufbruch in die Moderne so schön und an so vielen Beispielen zu verfolgen wie auf der Darmstädter Mathildenhöhe. Besonders beim Hochzeitsturm von 1908 mit seinen über Eck laufenden Fensterbändern, die eine Premiere in der Architektur des 20. Jahrhunderts darstellen – in Darmstadt vom Architekten Joseph Maria Olbrich erfunden. Vor genau einem Jahr wurde das Ensemble aus Architektur, Gartenanlagen und Skulpturen, das zwischen den Jahren 1901 und 1914 zu vier Ausstellungen entstand, zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt.
Die Entscheidung war spannend bis zum Schluss, aber schließlich fiel am 24. Juli 2021 gegen 15 Uhr unserer Zeit der Hammer im fernen China: „Adopted!“ Aufgenommen in die große Familie der UNESCO Welterbestätten. Mit den fünf Neuzugängen der Nominierten von 2020 und 2021 zählt Deutschland zur Zeit insgesamt 51 Welterbestätten. Die erste war 1978 der Aachener Dom.
„Meine Mathildenhöhe“: Flanieren mit dem neuen alten Osthang-Verein

Auch wenn seit kurzem „e.V.“ am Ende des Namens steht, stecken hinter dem Kunst- und Kulturprojekt „Osthang“ weiterhin viele motivierte Freiwillige, die das lange Zeit brachliegende Gelände an der Rückseite der Mathildenhöhe seit gut acht Jahren mit Flohmärkten, Ausstellungen, Konzerten, Workshops und Festivals beleben. Mit einem ganzen Verein zu flanieren, das wäre ein schwieriges Unterfangen, aber mit drei Mitgliedern des Teams vom Osthang-Verein hat sich 23 Quer etwas ausführlicher unterhalten. Denn wer seit Jahren dem UNESCO Welterbe räumlich schon so nahe ist, der hat doch bestimmt eine besondere Beziehung zum Musenhügel entwickelt und nicht nur eine zum Osthang. In der Rubrik „Meine Mathildenhöhe“ erzählen Menschen, die die Mathildenhöhe prägen, begleiten und für sie an den unterschiedlichsten Stellen wirken, ihre ganz persönlichen Geschichten zu diesem ganz besonderen Stück Darmstadt. Gemeinsam mit ihnen flanieren wir über den Musenhügel. Drei Orte, drei Stopps, drei Geschichten. Los geht’s!
Stopp 1: Der Pavillon des Ausstellungsgebäudes
Sie waren damals jung, sehr jung, die kreativen Geister der ersten Darmstädter Künstlerkolonie von 1901, die für so viel Furore und Aufsehen sorgen sollte. Erst zwanzig Jahre alt der Jüngste, zweiunddreißig der Älteste, dachten sie alles von Grund auf neu – das Wohnen, das Arbeiten, ja das ganze Leben. Eine unglaubliche Freude am Experimentieren durchzieht ihre vor Einfallsreichtum sprühenden Entwürfe. Vieles davon war einzigartig, einmalig, nie zuvor gesehen. Sie waren Pioniere der Moderne, die damals nicht ahnen konnten, dass sie ein Werk von herausragendem Wert für die Menschheit schaffen sollten.
Im gleichen Alter wie die Protagonisten der Künstlerkolonie zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind heute auch Marius Wolf, 28, und Max Politz, 24, die sich seit vielen Jahren im „OHA Osthang“-Projekt engagieren. Wir sitzen gemütlich unter den schattigen Bäumen des Osthang-Geländes, die fünf Finger des Hochzeitsturms grüßen von oben, der Blick fällt auf die Rückseite des sich auf dem Hügel imposant erhebenden Ausstellungsgebäudes.
„Meine Mathildenhöhe“: Flanieren mit dem neuen alten Osthang-Verein weiterlesenAusstellung „Manzil Monde“: Nadira Husain oder Zuhause in der Welt

Ein Pferd mit Flügeln, da denkt unsereins – jedenfalls, wenn er oder sie vom europäisch-antiken Kulturraum geprägt ist – doch gleich an Pegasus. Falsch gedacht! Auf das falsche Pferd gesetzt. Denn bei diesem Mischwesen aus Pferd und Mensch, das in vielen Varianten das Werk von Nadira Husain beflügelt, geht es um „Al-Buraq“, die arabische Version. Der Legende nach soll der Prophet Mohammed auf ihm von der Erde zum Himmel geflogen sein. So kennt diese Geschichte jeder in der muslimischen Welt, die weit, bis in den Fernen Osten, bis nach Indien reicht. Dort hat eine Künstlerin ihre Wurzeln, der das Institut Mathildenhöhe Darmstadt vom 26. Juni bis zum 2. Oktober 2022 eine Einzelausstellung in den Bildhauerwerkstätten des Ernst Ludwig-Hauses widmet.
Und so öffnet uns dieses Pferd die Augen für einen zumeist sehr unbekannten Kulturkreis, der zur Erfahrungs- und Erinnerungswelt einer Frau mit multikulturellem Hintergrund gehört, die 1980 in Paris geboren wurde. Dort arbeitet sie auch, aber simultan ebenfalls im südindischen Hyderabad oder in Berlin. Eine, die zwischen den Kulturen wandert, sich mit so aktuellen Themen von Herkunft, Heimat und Zuhause in einer globalisierten Welt auseinandersetzt, und auch mit Fragen rund um Rassismus und Feminismus.
„Mit ihr zeigen wir die erste Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst nach Ernennung der Mathildenhöhe Darmstadt zum Weltkulturerbe“, erläutert Philipp Gutbrod, Direktor des Instituts Mathildenhöhe. „Die Internationalität unserer Stätte ist ein wichtiger Grund für unsere UNESCO-Welterbeanerkennung, die nun mit Manzil Monde eine spannende Verbindung eingeht.“ Schon im Titel der Ausstellung mischen sich die Welten: „Manzil“ hat indisch-arabische Ursprünge (Urdu), bedeutet in etwa „Haus“ oder „Zuhause“, während das französische „Monde“ die „Welt“ transportiert.
Ausstellung „Manzil Monde“: Nadira Husain oder Zuhause in der Welt weiterlesenArchitektur im Aufbruch zur Moderne: Applaus für das „Welterbe-Buch“

Oft ist es ja so, dass man bei Lesungen das präsentierte Buch danach eigentlich nicht mehr zu kaufen braucht: Hat man doch alles bereits gehört, was noch zu lesen wäre, ist die Lektüre des Lesestoffs nur noch langweilige Kopie. Das mussten die Besucher:innen nicht befürchten, die am 10. Juni zur Buchvorstellung ins Darmstädter Haus der Geschichte am Karolinenplatz kamen. Dazu ist der Fundus an Geschichten und Bildern einfach zu groß, der sich über viele Jahrzehnte des Einsatzes und der Leidenschaft für ihr Thema angesammelt hat: Weltkulturerbe Mathildenhöhe Darmstadt, der erste Bildband über das neue Mitglied der großen weltweiten UNESCO-Familie, wurde endlich, ein halbes Jahr nach dem Erscheinen, von Nikolaus Heiss und Renate Charlotte Hoffmann erstmals öffentlich präsentiert.
Das sollte eigentlich schon im November letzten Jahres passieren. Doch die Stadt fühlte sich nicht ausreichend informiert und grätschte ihrem ehemaligen Leiter der Denkmalpflege und seiner Ko-Autorin dazwischen: Die geplante Präsentation fiel damals aus, auch wenn der Druck des Bandes mit kleiner Verzögerung noch vor Weihnachten erfolgte, sich das Werk seitdem bestens verkauft. „Eine völlig überflüssige Reaktion der Politik“, diesen Begrüßungsworten Hans Gerhard Knölls vom Verein der Freunde der Mathildenhöhe, die zusammen mit dem Bund Deutscher Architekten (BDA) zur Veranstaltung eingeladen hatte, schloss sich das zahlreich versammelte Publikum mit viel Applaus an. Knöll: „Der Stadtpolitik hat das Vorgehen geschadet, dem Buch sicherlich nicht.“ Hans-Henning Heinz erinnerte in einem Grußwort für den BDA an die Auszeichnung, mit der der Architektenverband 2020 Nikolaus Heiss für sein Lebenswerk geehrt habe. Ein Preis, den er für sein Engagement erhalten hat, „Baugeschichte und Baukultur zusammenzuführen und sie einem breiten Publikum nahezubringen“. Dialog ist sein Thema.



Am Hauptbahnhof: Wo geht’s denn hier bitte zum Welterbe Mathildenhöhe?
Ja, das ist die große Frage. Ab 1. Juni gibt es für drei Monate das 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr der Deutschen Bahn – und sicherlich wird der ein oder die andere auch das neue UNESCO-Weltkulturerbe, die Mathildenhöhe Darmstadt, per Schiene und Bus für sich entdecken wollen. Der Hauptbahnhof von Darmstadt wird sie alle begrüßen, die vielen Gäste und Besucher, die Darmstadt und sein ausgezeichnetes Schmuckstück erkunden.
Schon mit dem Begrüßen ist das so eine Sache. Von der „Welterbestadt“ Darmstadt spürt man bei der Ankunft herzlich wenig. Weder auf dem Niveau der Gleise, noch auf Höhe der Galerie, die man nach dem Erklimmen der Treppen oder dem Fahren mit den kleinen Glasaufzügen erreicht. Und dann wäre ja noch die Frage: Wohin muss ich jetzt eigentlich? Wo ist der Bus? Wo geht es denn jetzt zur Mathildenhöhe? Ob es die überhaupt in Darmstadt gibt, möchte man unweigerlich fragen. Bisher hat man noch nirgends einen Hinweis gesehen bei der Einfahrt in den Bahnhof. Ach, da rechts oben ist er ja, ein Wegweiser – übrigens der erste Hinweis im Bahnhof, allerdings noch ohne „Welterbe“ und „UNESCO“ im Titel.

Der Hauptbahnhof liegt im Westen von Darmstadt, die Mathildenhöhe im Osten, dazwischen das Stadtzentrum. Das sind gut vier Kilometer Strecke, die man zurücklegen muss, bevor man vor Olbrichs Frühwerk der Moderne und dem Wahrzeichen der Stadt, dem Hochzeitsturm, steht. Es gibt sogar eine Busverbindung, die ohne Umsteigen direkt ans Ziel führt: Der F-Bus, der von der Darmstädter Haasstraße quer durch die Stadt von West nach Ost bis zum Oberwaldhaus fährt, und im Wechsel als FU-Bus sogar noch ein Stückchen weiter – bis nach Messel.
Der Welterbebus schlechthin! Der FU-Bus fährt zum UNESCO Weltkulturerbe Mathildenhöhe, um dann weiterzuziehen zum UNESCO Weltnaturerbe Grube Messel. Zwei auf einen Streich, auf einer Linie! Eigentlich eine einmalige Welterbe-Strecke, die perfekt wäre für Besucherführung und Marketing.
Es gibt da nur ein Handicap. Und das liegt an der Bushaltestelle für den F/FU-Bus am Bahnhof. Denn diesen Empfang kann man eigentlich keinem Welterbe-Vermarkter für die Gäste seiner Stadt empfehlen. 23 Quer ist nach rechts gegangen und dem Hinweisschild gefolgt. Sehen und lesen Sie selbst:
Am Hauptbahnhof: Wo geht’s denn hier bitte zum Welterbe Mathildenhöhe? weiterlesenDas Welterbe macht mobil: Kostenlos mit dem Shuttle auf die Mathildenhöhe

Der komplette Fahrplan mit allen Haltestellen findet sich hier: Fahrplan Welterbe-Shuttle. Aktuelle Infos zum Welterbe-Shuttle gibt es immer auf der Darmstadt Marketing Website: www.darmstadt-tourismus.de/mathildenhoehe.
Der Osthang 1908: Ein Traum von einem Garten
Unglaublich schön – auf immer vergangen: das Gartenparadies, das Albin Müller 1908 für den Osthang zauberte. Um ein zentrales Wasserbecken gruppierten sich damals terrassenförmige Beete, die in das abschüssige Gelände eingelassen waren. Viel Sonne von Süden gab es für das üppig blühende Grün, für die Seerosen im Teich, für die großen Kübelpflanzen, für die Pergolen mit ihren hoch rankenden Blumen, die sich die gesamte Rückfront entlang zogen. Es war eine fast schon mediterrane Anlage mit den vielen Treppen und den in Stein gefassten und geliederten Ebenen. Zu diesem Eindruck trug auch die luftige Ladengalerie mit ihren schlanken Säulen bei, deren Oval sich markant zur Straße hervorschob.
Dieser Garten war 1908 eine entzückende Oase im großen Treiben der Ausstellung. Und zum Glück können wir heute noch ein wenig teilhaben an dieser einzigartigen Atmosphäre, die für einen Sommer auf dem Osthang der Mathildenhöhe erblühte. Der Digitalisierung und dem Institut Mathildenhöhe sei Dank ist der historische Katalog von Albin Müller zu seinen Entwürfen seit Herbst 2021 öffentlich zugänglich. Eine Zeitreise in acht Bildern:
Der Osthang 1908: Ein Traum von einem Garten weiterlesenDarmstadts Stadtkrone: Das Fest geht weiter!

Auch 2022 wird es wieder viel zu feiern geben auf der Mathildenhöhe: Denn im Sommer soll das zentrale Ausstellungsgebäude des Ensembles nach vielen Jahren der Sanierung endlich seine Pforten wieder öffnen.
Darauf freuen wir uns jetzt schon!
Und mit uns natürlich die vielen Menschen, die dem jungen Welterbe der UNESCO-Familie einen Besuch abstatten wollen. Die Magie dieser Krone über den Dächern von Darmstadt hat kaum jemand so zauberhaft festgehalten, wie der große Meister der Künstlerkolonie selbst, der nicht nur ein einmaliger Architekt war, sondern ein ebenso begnadeter Aquarellist: Joseph Maria Olbrich.
Ein Fest für die Augen: Das „Welterbe-Buch“ zur Mathildenhöhe ist da!
Einen bildgewaltigen Überblick über den Aufbruch in die Moderne auf der Mathildenhöhe liefern Nikolaus Heiss und Renate Charlotte Hoffmann in ihrer neuesten Gemeinschaftsproduktion: „Welterbe Mathildenhöhe Darmstadt“. Das im Darmstädter Justus von Liebig Verlag erscheinende Buch feiert in faszinierenden Bildern die Schönheit einer einmaligen Architektur, die es so nur hier auf der Welt zu sehen gibt. Mit vielen Doppelseiten zelebriert der Bildband im Großformat die besondere Ausstrahlung und Kraft der Darmstädter Künstlerkolonie. Jede Abbildung ist ergänzt um eine kommentierende Bildunterschrift mit kurzweiligen Informationen zum Gezeigten. In einem Einleitungsteil erfährt man zudem viel über den langen Weg zur Anerkennung der Mathildenhöhe als Weltkulturerbe der UNESCO wie auch zur Geschichte des Ensembles und seiner vier Ausstellungen von 1901, 1904, 1908 und 1914. Sie geben die Chronologie der Bilder vor, die um zusätzliche Kapitel zur Russischen Kapelle, den Gärten und Skulpturen sowie den Villen außerhalb der Welterbestätte ergänzt ist. Eine detaillierte Karte am Ende markiert die besonders schützenswerten Bereiche der UNESCO Welterbezone und hilft bei der Orientierung auf dem abwechslungsreichen Gelände.
Ab Morgen, dem 4. Dezember, ist das Buch für 29,80 Euro im Buchhandel erhältlich. Und damit genau rechtzeitig zu Weihnachten – zum selbst Schmökern oder zum Verschenken!

Welterbe Mathildenhöhe Darmstadt – World Heritage Mathildenhöhe Darmstadt
Bildband mit Fotografien von Nikolaus Heiss und Texten von Renate Charlotte Hoffmann
216 Seiten, Hardcover, zweisprachig deutsch/englisch
Format: 24 x 29,7 cm
Preis: 29,80 Euro
ISBN: 978-3-87390-466-8
Justus von Liebig Verlag, 2021
Die Kraft der Imagination

Bei Ihrem nächsten Besuch auf der Mathildenhöhe gehen Sie doch mal von hinten auf den Musenhügel, von Osten, den Olbrichweg hinauf. Schauen Sie nach rechts auf den Osthang, dann schließen Sie bitte die Lider und rufen sich dieses Bild vor ihr inneres Auge. Es zeigt die fantastischen Gartenanlagen, die sich den Passanten an genau dieser Stelle 1908 präsentierten. Entworfen nur für einen Sommer von Albin Müller für die Hessische Landesausstellung – und nun digital erstmals öffentlich zu bewundern in der soeben eröffneten Sonderausstellung im Museum Künstlerkolonie: albinmüller3.
Schon damals war hier also viel Grün, wie man sieht. Vielleicht kann es ja auch so bleiben, denn mit der Aufforderung der UNESCO, den Ort für das Besucherzentrum zu verschieben, entstehen wieder ganz neue Gestaltungspielräume am Osthang. „Die Osthang-Terrassen“ – wiederauferstanden im Jahr des Weltkulturerbes 2021?
Man darf ja mal träumen …
Times they are a changin: Osthang Gestern – Heute


Na, erkennen Sie die Mathildenhöhe wieder? Die historische Aufnahme zeigt den Osthang, wie er sich im Sommer 1908 den Besuchern der Hessischen Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst präsentierte. Der Blick führt den heutigen Olbrichweg hinunter. Der endete damals ganz unten am Ausstellungsgebäude für Architektur, dem östlichen Abschluss des Ausstellungsgeländes. Heute ist dort eine Straßenkreuzung, die auf den vielbefahrenen Fiedlerweg führt. Rechts erkennen wir auch in der zeitgenössischen Aufnahme ganz oben einen Teil des Oktogons wieder sowie das „Ober-Hessische Ausstellungshaus“ von Olbrich. Weiter unten sehen wir in beiden Bildern ebenfalls das damalige „Haus Prof. Sutter“, eine der insgesamt drei großbürgerlichen Villen der rechten Straßenseite.
Links passierte man 1908 den südlichen Flügel des Ausstellungsgebäudes für angewandte Kunst sowie die luftige Ladengalerie, die sich mit ihrem halbrunden Ende in die Straßenfront schob. Sämtliche Gebäude zur Linken sowie der Architekturbau unten waren Entwürfe von Albinmüller, von Anfang an als temporäre Bauten konzipiert. Dass sie heute dort nicht mehr stehen, war daher auch kein Hindernis bei der Bewerbung um die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe, bei der die Unversehrtheit ein entscheidendes Kriterium ist.
Times they are a changin: Osthang Gestern – Heute weiterlesenWelch ein grandioser Aufstieg, was für ein abruptes Ende! Er ist gerade 40 Jahre alt, hat eben einige seiner schönsten und reifsten Bauten errichtet, da rafft ihn eine Leukämie innerhalb weniger Tage in Düsseldorf dahin. Joseph M. Olbrich stirbt am frühen Samstagnachmittag des 8. August 1908. Der vor Energie und Einfallsreichtum nur so sprühende Architekt des frühen 20. Jahrhunderts und der kreative Kopf hinter der ersten Bauausstellung der Welt, der der Künstlerkolonie von 1901 in Darmstadt, ist tot. Für alle, auch seine schärfsten Kritiker, ist die Nachricht unfassbar.

Zum heutigen Todestag von Joseph M. Olbrich möchte 23 Quer eines Manns gedenken, der sich immer zuerst als Künstler sah und trotz aller moderner und funktionaler Züge in seinem unglaublich reichen Werk nie Massenware, sondern immer Unikate mit einer ganz eigenen Handschrift schuf – darunter viele Meisterwerke der modernen Architektur. Sie sind alle unverwechselbar Olbrich, so auch seine Bauten auf der Mathildenhöhe.
Tragödie: „Der größte von allen blieb Olbrich“ weiterlesen„Wir danken Euch allen!“ 23 Köpfe und ihr Weg in die Moderne. Ein Portrait.
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Wir sind Weltkulturerbe!

Das lange Warten hat ein Ende! Auf der 44. Sitzung der UNESCO fiel im chinesischen Fuzhou am 24. Juli 2021 endlich die Entscheidung:
Die Darmstädter Künstlerkolonie ist von außergewöhnlich universellem Wert für die Menschheit, sie ist Weltkulturerbe.
Herzlichen Glückwunsch, Du Schöne!
Foto: Claus Dieter Knöchel, Freunde der Mathildenhöhe e.V.
Die Spannung steigt!
Ganz Darmstadt fiebert mit, wenn Morgen im fernen China, in Fuzhou, die UNESCO über den Antrag entscheidet, die „Künstlerkolonie Darmstadt“ in die Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen. Um 11:30 Uhr wird Ortszeit Paris „Item 8“ des mehrtägigen UNESCO-Programms eröffnet: der „Nomination Process“. Über Darmstadt wird relativ am Anfang entschieden werden, da die Kandidaten von 2020 als Erstes an der Reihe sind. Ganz Darmstadt ist gespannt – und ganz besonders ein Verein: die Freunde der Mathildenhöhe Darmstadt e.V., deren erklärtes Hauptziel es bisher ist, „die Stadt Darmstadt zu unterstützen, das Ensemble Mathildenhöhe auf die UNESCO-Weltkulturerbeliste setzen zu lassen. Wir wollen die Idee des Welterbes in der Öffentlichkeit und die internationale Bedeutung der Mathildenhöhe im Bewusstsein der Bürger und Bürgerinnen stärken.“
„Mission accomplished!“ würde 23 Quer am Samstag, den 24. Juli 2021, gerne sagen und von Herzem gratulieren. Über viele Jahre hinweg hat der Verein aktiv die Stadt in ihrem Vorhaben unterstützt: koordinierend, beratend, begleitend, immer wieder Spenden sammelnd für viele Projekte, die dazu beigetragen haben, dass die Mathildenhöhe vor allen Dingen in ihren Außenanlagen und auf dem Platanenhain mit den vielen Skulpturen heute so saniert und gut geschützt glänzt. Der Verein, der an der Seite der Stadt den langen Weg zum Welterbeantrag gegangen ist, ist nun auch fast an der Ziellinie. Mit drei Mitgliedern hat 23 Quer vorab gesprochen:

„Wie ist Ihre Gefühlslage im Moment so kurz vor der Welterbe-Entscheidung der UNESCO?“
Die Spannung steigt! weiterlesenWie ich Ihnen allen immer sagte: Später erst wird man unsere tat beurteilen können, denn nur durch die zeit bekommt man klare augen.
(Großherzog Ernst Ludwig, „Erinnertes“)
Temporäres: Weiter voran Richtung Besucherzentrum
Sie ist definitiv der Farbtupfer in vornehmlich weißer Kulisse: Heidi Kriegbaum steht mit ihrem Schal in allen Farben des Regenbogens am städtebaulichen Planungsmodell für die Mathildenhöhe und zeigt, wo es lang geht: Richtung neues Besucherzentrum am Osthang der Mathildenhöhe. Den städtischen Architekturwettbewerb hatte das österreichische Architektenbüro Marte.Marte aus Feldkirch mit einem Entwurf gewonnen, der klare Kante zeigt: ein zweigeschossiger, langer Flachbau setzt einen deutlichen Akzent und wird dem ersten Riegel am Platze, dem ehemaligen Ateliergebäude der Künstler und heutigem Museum, ein städtebaulicher Gegenpol sein. In Sachen Besucherführung und -lenkung spielt es zukünftig eine wichtige Rolle. Schließlich sollen hier in unmittelbarer Nähe des Ausstellungsgebäudes Mathildenhöhe einmal die vielen Gäste empfangen, informiert und versorgt werden, die das bis dahin hoffentlich UNESCO-gekrönte Weltkulturerbe auf dem alten Busenhügel der Stadt erkunden wollen. Temporäres: Weiter voran Richtung Besucherzentrum weiterlesen