In schwarz-weißen Aufnahmen nicht zu sehen: Das Haus Olbrich war einst Gelb. Skizze von Joseph M. Olbrich: Ecke mit Hanglage für sein privates Zuhause. Das Haus Olbrich: eine bunte Villa im modernen Landhausstil. 1901: Der Blick von Nordwesten auf das asymmetrische Krüppelwalmdach. 1901: Gut zu sehen ist hier das große Sprossenfenster der Halle. 1901: Hinter dem Eingangstor öffnet sich ein klar gegliederter Vorgarten. 1901: Eine Treppe mit auffälligem Geländer führt hinauf zur „Piazza“. 1901: Wohnliche „Piazza“, ausgeschmückt mit floralem Schmiedeeisen. 1901: Der besondere Clou ist eine vom Dach abgehängte Blumengalerie. 1901: Ein viergeschossiger Bau erhebt sich über dem Habich-Brunnen. 1946: Trümmergrundstück nach dem Krieg – die Hälfte ist weg vom Gebäude. 1978: Nach dem Wiederaufbau ohne Halle und „Piazza“, dafür mit Garage. 1980: Fensterrahmen und Außenwände strahlen ganz in Weiß. 2020: Der berühmte Kachelflies ist noch Original und wird sorgfältig restauriert. 2020: Die „Piazza“ wird wieder aus der südwestlichen Ecke gebrochen. 2020: Auch die Freitreppe wird wieder wie ursprünglich angebaut. 2020: Das Gebäude bleibt Weiß mit flachem Zeltdach oben. 2021: Fast fertig! Jetzt fehlen nur noch die Pflanzen auf den Sockeln. 2021: Cleaner Eingangsbereich auf der neuen „Piazza“, aber edel. 2021: Den Handlauf bis unten gab es zu Zeiten Olbrichs noch nicht. 2022: Nicht ganz wie das Original, aber unten rum stimmt’s fast wieder! 2022: Da lacht die Sonne im blattgoldenen Strahlenkranz – fertig! 2023: Jetzt noch Buchsbäumchen in die originalen Kästen, dann ist es perfekt!
Archiv der Kategorie: Auf dem Musenhügel
„Meine Mathildenhöhe“: Flanieren mit Professor Frank Oppermann

Wenn wir von „der Mathildenhöhe“ sprechen, dann denken wir in aller Regel an die „Künstlerkolonie Darmstadt“ und ihre bekannten Architekten wie Olbrich, Behrens und Albinmüller. Doch schon beim Spaziergang hinauf zum Weltkulturerbe fällt einem die besondere Bebauung unterhalb der Jugendstilhäuser auf: die prächtigen historischen Villen, die fast alle Straßenzüge säumen. Ist das alles auch schon Welterbe? Nein. Aber diese Bauten könnten viel erzählen von der spannenden Debatte, die Anfang des 20. Jahrhunderts über den zeitgemäßen und modernen Wohnbau geführt wurde. Fragt man Frank Oppermann, den langjährigen Professor für Architektur und Städtebau an der Hochschule Darmstadt, zu besonderen Orten auf der Mathildenhöhe, dann fallen ihm sofort die Gebäude ein, die die Brüder Heinrich und Georg Metzendorf errichtet haben. Höchste Zeit also, gemeinsam mit ihm umherzustreifen.
In der Rubrik „Meine Mathildenhöhe“ erzählen Menschen, die die Mathildenhöhe prägen, begleiten und für sie an den unterschiedlichsten Stellen wirken, ihre ganz persönlichen Geschichten zu diesem ganz besonderen Stück Darmstadt. Gemeinsam mit ihnen flanieren wir über den Musenhügel. — Drei Orte, drei Stopps, drei Geschichten. Los geht’s!
Stopp 1: Westwärts – zur „Villa Kaiser“ von Heinrich Metzendorf
Heute flaniert 23 Quer nicht oben über die Mathildenhöhe, sondern durch das Villenviertel zu ihren Füßen. Und das hat seinen Grund: Denn mit Frank Oppermann haben wir den Experten schlechthin zum „Baumeister der Bergstraße“, zu Heinrich Metzendorf, an unserer Seite. Er wie sein jüngerer Bruder Georg haben ihre Spuren auch auf der Mathildenhöhe hinterlassen. Und zu der ersten geht es nun: Alexandraweg Nummer 6, einer großen Villa im „heimatlichen Landhausstil“. Sie wurde 1903 von Heinrich Metzendorf für den Kaufmann Georg Kaiser errichtet. Die „Villa Kaiser“ sticht besonders wegen ihrer künstlerisch wertvollen Steinmetzarbeiten ins Auge, etwa beim Erker aus massiven gelben Sandsteinblöcken im Erdgeschoss. Hier ist sie sichtbar, die Echtheit der Materialien und die sorgfältige handwerkliche Verarbeitung auf die Metzendorf als Architekt viel Wert legte. Oppermann kann sich begeistern über dessen Arbeit mit dem Material, wie die großen Rosetten und die schräglaufende Schraffur etwa aus mehreren übereinander gemauerten Steinen herausgeschlagen sind – und demonstriert das gern gleich mal selbst am Objekt.





Kehraus zur Fastnacht: Die Baustellen-Revue
Februar und Fastnacht: Das ist traditionell der Monat und die Zeit der Reinigung. Zwischenzeit. Das alte Jahr ist nun tatsächlich Vergangenheit, vorbei. Das neue hat noch nicht so ganz begonnen. Daher hier ein letzter Blick zurück auf die schönsten Baustellen-Momente von der Mathildenhöhe. Darmstadts Weltkulturerbe war vor allen Dingen 2022 vielerorts verhüllt, versperrt und eingerüstet. Danach machen wir aber ganz schnell die Augen zu und freuen uns auf unser bald komplett saniertes Schmuckstück. Denn in 2023 wird sie so glänzen und strahlen wie nie, unsere Mathildenhöhe!
Kehraus zur Fastnacht: Die Baustellen-Revue weiterlesenMuseum Künstlerkolonie: Einladende Eleganz von Joseph Maria Olbrich



Es gibt einen Ort auf der Mathildenhöhe, der jetzt in der Wintersaison einen Besuch besonders wert ist: das Museum Künstlerkolonie im Ernst Ludwig-Haus. Neben dem Vorteil warmer Zimmertemperaturen sprechen dafür gleich mehrere Gründe:
- Es ist von der regen Bau- und Sanierungstätigkeit auf dem Welterbe-Hügel nicht betroffen und ohne Einschränkungen in ganzer Pracht zu besichtigen.
- Die Auszeichnung zum Welterbe hat stark die Architektur in den Mittelpunkt gestellt. Es wäre mal wieder an der Zeit, sich mit den ebenfalls beeindruckenden Möbelentwürfen und Dekorationen für den Innenraum zu beschäftigen. Schließlich war alles von den innovativen Geistern der Künstlerkolonie als Gesamtkunstwerk konzipiert.
- Das Große Haus Glückert wird zukünftig genau diesen Einblick in die Gestaltung des Innern erlauben, momentan bleibt die wunderbare Eingangstür unter dem Rundbogen wegen Sanierung jedoch noch geschlossen.
Wer das Konzept der Halle, typisch für die Künstlervillen von Joseph Maria Olbrich, selbst erleben will, der kann das zurzeit nur im Museum Künstlerkolonie tun und dabei sogar auf originalen Möbeln des Meisters Platz nehmen.
Museum Künstlerkolonie: Einladende Eleganz von Joseph Maria Olbrich weiterlesenJubiläum: 3 Jahre 23 Quer! „Best Of“ mit 23 Lesetipps
Er liest sich wie aus einer anderen Zeit: Der erste Beitrag für 23 Quer im Januar 2020 zählte die Tage bis zur erwarteten UNESCO-Entscheidung über das Welterbe „Mathildenhöhe Darmstadt“. Für den Sommer des gleichen Jahres war das geplant. Doch dann sollte alles anders kommen. Corona überschattete bald das Leben aller – und wurde zur Herausforderung auch für 23 Quer: eine Online-Publikation, die mehr ist als ein Blog. Es ist ein kleines digitales Magazin, geschrieben aus den Reihen der Freunde der Mathildenhöhe. Dem Verein, der die Stadt viele Jahre kräftig unterstützt hat auf ihrem erfolgreichen Weg zum Weltkulturerbe. 23 Quer informiert über Geschichte und Gegenwart, lädt zum Flanieren ein und stellt all jene vor, die sich privat wie beruflich an den unterschiedlichsten Stellen für die Mathildenhöhe einsetzen.
Jeden Monat (jedenfalls meistens) erscheinen drei Artikel. Da kommt in 3 x 12 Monaten und drei Jahren jede Menge Lesestoff auf 23 Quer zusammen. Zum Jubiläum gibt es jetzt für Sie eine Spezial-Auswahl von 23 Artikeln zur Mathildenhöhe, die besonders lesenswert waren und es immer noch sind:
Jubiläum: 3 Jahre 23 Quer! „Best Of“ mit 23 Lesetipps weiterlesenMathildenhöhe 2023: Das wird ein Mega neues Jahr!

Während 2022 vor allen Dingen als das Jahr der Baustellen in die Geschichte der Mathildenhöhe eingeht, wird 2023 wohl das Jahr der großen Fertigstellung werden. Voraussichtlich wird im Juni das Außengelände der Mathildenhöhe wieder komplett hergestellt sein, die vielen Baustellenzäune damit der Vergangenheit angehören. Auch der Platanenhain wird im Frühsommer, deutlich früher als geplant, saniert und wieder zugänglich sein.
Mathildenhöhe 2023: Das wird ein Mega neues Jahr! weiterlesenDie Fünf-Finger-Tür auf der Mathildenhöhe


Sichtbar inspiriert von dem Wahrzeichen der Stadt Darmstadt, dem Fünf-Finger-Turm aka Hochzeitsturm, zeigt sich diese Eingangstür einer Villa am Nikolaiweg auf der Mathildenhöhe. Fünf Finger, en minia“ture“ sozusagen.
Sie ziert das Haus Schreiner, eine der historischen Villen am Hauptweg des Hangs, der hinauf zum UNESCO Welterbe-Gelände führt. Mit Hausnummer 5 liegt sie relativ weit oben mit Paradeblick auf die Stadtkrone und ihrem alles überragenden Turm. Der Architekt war vermutlich Rudolf Schreiner. Er war zwar nicht Mitglied der berühmten Darmstädter Künstlerkolonie, aber eng mit ihr verbunden und ebenfalls ein erfolgreicher Baumeister. Zwischen 1911 und 1912 baute er für seinen vermögenden Vater, den Chemiker Dr. Ludwig Schreiner, wohl diese repräsentative Villa.
Die Fünf-Finger-Tür auf der Mathildenhöhe weiterlesen
Vierzig Jahre Förderkreis Hochzeitsturm: Gratulation!
Der November ist auch für die Geschichte des Hochzeitsturms ein Monat von Bedeutung: Es war an einem 21. des Monats, als sich Großherzog Ernst Ludwig 1904 mit Prinzessin Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich, seiner zukünftigen Gattin, verlobte. Das ist heute genau 118 Jahre her. Und es war an einem 27. November als sich der Förderkreis Hochzeitsturm 1982 als eingetragener Verein offiziell gründete. Fast auf den Tag genau ist das jetzt vierzig Jahre her. Ohne das erste Datum gäbe es dieses wahrlich große Hochzeitsgeschenk wohl kaum, das die Stadt ihrem Landesherrn zur späteren Vermählung schenkte und das sein Lieblingsarchitekt Joseph Maria Olbrich für ihn entwarf. Und ohne das zweite Datum könnte Darmstadt nicht mit einem bestens erhaltenen Wahrzeichen glänzen, das 1908 eröffnet heute kunsthistorisch so wertvoll ist, dass es 2021 als schützenswert für die gesamte Menschheit erklärt wurde.
„Der Hochzeitsturm war einer der gewichtigsten Bausteine in der Bewerbung um das UNESCO Weltkulturerbe“, betonte auch Oberbürgermeister Jochen Partsch, der als oberster Gratulant die Glückwünsche der Stadt zum Jubiläum persönlich an den Förderkreis Hochzeitsturm überbrachte. Hoch oben auf der Aussichtsplattform des Turms hatte sich am 19. November eine Schar geladender Gäste aus Politik und Kultur, Vereinen und Freunden zu einer Feierstunde eingefunden. Partsch erinnerte an die Zeit und die Menschen, die mit Weitblick schon damals das Potential dieses hoch aufragenden Denkmals erkannt hatten. Allen voran Sissy Geiger, die sehr engagierte Kulturpolitikerin der CDU, die kurzerhand mit Parteikollegen einen Verein gründete, nachdem man sich im Stadtparlament mit einem Antrag vorher nicht durchsetzen konnte. „Die Erhaltung und Wiederbelebung des Darmstädter Wahrzeichens und Europäischen Denkmals sicherzustellen“, das war das erklärte Ziel der Gründer.
Vierzig Jahre Förderkreis Hochzeitsturm: Gratulation! weiterlesenEs wird Herbst auf der Mathildenhöhe Darmstadt

Mit einem Aquarell aus des Meisters kunstfertiger Hand läutet 23 Quer den Herbst 2022 ein: das Ausstellungsgebäude mit Hochzeitsturm auf der Mathildenhöhe Darmstadt im Wechsel der Jahreszeiten. 1906 malte ihr Architekt Joseph Maria Olbrich dieses herbstlich gestimmte Bild mit Pergolen aus goldgelb gefärbtem Laub mit Deckfarben auf Papier, also noch vor der Fertigstellung des Baus zur Ausstellung von 1908. Ein bemerkenswertes Detail: Das Turmdach mit seinen fünf Fingern leuchtet in dieser Version nicht kupfergrün, sondern gelb. Unten rechts ist die quadratförmige Signatur Olbrichs zu erkennen. Das im Original 32,8 mal 52,3 Zentimeter große Aquarell zeigt eine Ansicht von Südosten. Es befindet sich heute in der Kunstbibliothek Berlin.
[Bildnachweis: Mathildenhöhe Darmstadt (Hrsg.): Joseph M. Olbrich, 1867 – 1908. Katalog zur Ausstellung anlässlich des 75. Todestages von Olbrich. Konzeption: Bernd Krimmel, Sabine Michaelis, Darmstadt, 1983, S. 225]

Oh, Britannia! Welterbe-Konzert mit Liedern der englischen Renaissance
Es hat keiner voraussehen können, aber manchmal fügen sich die Dinge einfach so, als hätte eine unsichtbare Hand Regie geführt. Denn dass es an diesem Sonntag, dem 11. September 2022, auf der Mathildenhöhe Darmstadt sehr britisch zugehen würde, das stand schon lange fest: „Come Sweet Love“ war das Leitmotiv eines Konzerts, mit dem der Musikverein Darmstadt um seine Leiterin Elena Beer selten gespielte Stücke aus der englischen Chor- und Instrumentalmusik der Renaissance vorstellte.
Doch wie passend waren diese besonderen Klänge an einem Nachmittag, an dem der Sarg der vor wenigen Tagen verstorbenen britischen Queen Elizabeth II. seine lange Reise von Balmoral Castle quer durch Schottland nach Edinburgh machte. Wer diese Fernsehbilder noch vor Augen hatte, dem kamen sie unwillkürlich wieder in den Sinn als der gemischte Chor aus rund 50 Sänger und Sängerinen vielstimmig das Foyer des Gebäudes der Hochschule Darmstadt am Olbrichweg füllte. Man sah sie sofort vor sich, „Scotland greenest hills“, die die Monarchin so sehr liebte und durch die sie zeitlich parallel zum Konzert auf der Mathildenhöhe noch ein letztes Mal fuhr.
Oh, Britannia! Welterbe-Konzert mit Liedern der englischen Renaissance weiterlesenSummertime: Streifzug über die Mathildenhöhe
Die Mathildenhöhe Darmstadt ist nicht nur Hochkultur. Hier blüht zwischen dem einzigartigen Ensemble aus Architektur, Gartenlagen und Skulpturen jetzt im Sommer das pralle Leben: Ein junges Paar entspannt am Lilienbecken, die „Kochenden Männer“ legen einen Stopp beim Hochzeitsturm ein, unablässig beziehen die Besuchergruppen vor dem goldenen Omega-Portal des Ateliergebäudes Position. Der Schwanentempel mit seiner blendenden Akustik wird kurzerhand zum Tango-Tanztempel während es die Boulespieler im Platanenhain eher französisch gelassen angehen. In den temporären Bauten der Gastronomie, den beiden Biergärten im Platanenhain und unter den hohen Bäumen des Osthangs, laden viele sonnige und auch schattige Plätzchen zum Verweilen und Genießen ein. Und selbst die Polizei genießt ihre Streife an diesem außergewöhnlichem Einsatzort, in dem selbst Baustellen schön aussehen. Friede, Freude, Sonnenschein.
Ausstellung „Manzil Monde“: Nadira Husain oder Zuhause in der Welt

Ein Pferd mit Flügeln, da denkt unsereins – jedenfalls, wenn er oder sie vom europäisch-antiken Kulturraum geprägt ist – doch gleich an Pegasus. Falsch gedacht! Auf das falsche Pferd gesetzt. Denn bei diesem Mischwesen aus Pferd und Mensch, das in vielen Varianten das Werk von Nadira Husain beflügelt, geht es um „Al-Buraq“, die arabische Version. Der Legende nach soll der Prophet Mohammed auf ihm von der Erde zum Himmel geflogen sein. So kennt diese Geschichte jeder in der muslimischen Welt, die weit, bis in den Fernen Osten, bis nach Indien reicht. Dort hat eine Künstlerin ihre Wurzeln, der das Institut Mathildenhöhe Darmstadt vom 26. Juni bis zum 2. Oktober 2022 eine Einzelausstellung in den Bildhauerwerkstätten des Ernst Ludwig-Hauses widmet.
Und so öffnet uns dieses Pferd die Augen für einen zumeist sehr unbekannten Kulturkreis, der zur Erfahrungs- und Erinnerungswelt einer Frau mit multikulturellem Hintergrund gehört, die 1980 in Paris geboren wurde. Dort arbeitet sie auch, aber simultan ebenfalls im südindischen Hyderabad oder in Berlin. Eine, die zwischen den Kulturen wandert, sich mit so aktuellen Themen von Herkunft, Heimat und Zuhause in einer globalisierten Welt auseinandersetzt, und auch mit Fragen rund um Rassismus und Feminismus.
„Mit ihr zeigen wir die erste Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst nach Ernennung der Mathildenhöhe Darmstadt zum Weltkulturerbe“, erläutert Philipp Gutbrod, Direktor des Instituts Mathildenhöhe. „Die Internationalität unserer Stätte ist ein wichtiger Grund für unsere UNESCO-Welterbeanerkennung, die nun mit Manzil Monde eine spannende Verbindung eingeht.“ Schon im Titel der Ausstellung mischen sich die Welten: „Manzil“ hat indisch-arabische Ursprünge (Urdu), bedeutet in etwa „Haus“ oder „Zuhause“, während das französische „Monde“ die „Welt“ transportiert.
Ausstellung „Manzil Monde“: Nadira Husain oder Zuhause in der Welt weiterlesenDer Osthang 1908: Ein Traum von einem Garten
Unglaublich schön – auf immer vergangen: das Gartenparadies, das Albin Müller 1908 für den Osthang zauberte. Um ein zentrales Wasserbecken gruppierten sich damals terrassenförmige Beete, die in das abschüssige Gelände eingelassen waren. Viel Sonne von Süden gab es für das üppig blühende Grün, für die Seerosen im Teich, für die großen Kübelpflanzen, für die Pergolen mit ihren hoch rankenden Blumen, die sich die gesamte Rückfront entlang zogen. Es war eine fast schon mediterrane Anlage mit den vielen Treppen und den in Stein gefassten und geliederten Ebenen. Zu diesem Eindruck trug auch die luftige Ladengalerie mit ihren schlanken Säulen bei, deren Oval sich markant zur Straße hervorschob.
Dieser Garten war 1908 eine entzückende Oase im großen Treiben der Ausstellung. Und zum Glück können wir heute noch ein wenig teilhaben an dieser einzigartigen Atmosphäre, die für einen Sommer auf dem Osthang der Mathildenhöhe erblühte. Der Digitalisierung und dem Institut Mathildenhöhe sei Dank ist der historische Katalog von Albin Müller zu seinen Entwürfen seit Herbst 2021 öffentlich zugänglich. Eine Zeitreise in acht Bildern:
Der Osthang 1908: Ein Traum von einem Garten weiterlesenGroße Glückerthaus: Der Kamin mit Pfauenfedern


Noch ein Kamin von der Mathildenhöhe. Und was für einer! Wie schon in seinem Privathaus hat Joseph Maria Olbrich auch für das Große Glückerthaus eine komplette Kaminwand gestaltet. Diesesmal lädt sie allerdings nicht zum gemütlichen Beisammensein in kleiner Runde ein, sondern ist eher der prächtige Mittelpunkt einer ebenso prächtigen Halle. Auch hier geht es wieder um den für Olbrich zentralen Begriff der Gemeinsamkeit im Leben und Arbeiten, für den der Architekt einen entsprechenden Raum einzuplanen hatte. Doch in diesem Fall dienen Halle wie Kamin vor allen Dingen der öffentlichen Repräsentation: Mit ihnen wollte der Darmstädter Möbelfabrikant Julius Glückert in seinem Geschäftsgebäude und Ausstellungshaus glänzen.
Eine gediegene Kaminatmosphäre vor weißer Wand mit dem leuchtenden Blau, Grün und Türkis von langen Pfauenfedern links und rechts und einer ebenso bunten Blumenranke in der Mitte – das ist in seiner Gestaltung bis heute provokant, außergewöhnlich, denkt man etwa an typische Kaminzimmer in dunklem Holz. Vor allen Dingen ist es aber Ausdruck von Luxus, Eleganz und auch ein wenig technischer Finesse für die damalige Zeit. Denn mit 18 Glühbirnen, zu beiden Seiten des Kaminabzugs als Leiste jeweils gekonnt in das Pfauenfedermotiv eingewoben, besaß die Kaminwand sogar eine integrierte Beleuchtung
Große Glückerthaus: Der Kamin mit Pfauenfedern weiterlesenDarmstadts Stadtkrone: Das Fest geht weiter!

Auch 2022 wird es wieder viel zu feiern geben auf der Mathildenhöhe: Denn im Sommer soll das zentrale Ausstellungsgebäude des Ensembles nach vielen Jahren der Sanierung endlich seine Pforten wieder öffnen.
Darauf freuen wir uns jetzt schon!
Und mit uns natürlich die vielen Menschen, die dem jungen Welterbe der UNESCO-Familie einen Besuch abstatten wollen. Die Magie dieser Krone über den Dächern von Darmstadt hat kaum jemand so zauberhaft festgehalten, wie der große Meister der Künstlerkolonie selbst, der nicht nur ein einmaliger Architekt war, sondern ein ebenso begnadeter Aquarellist: Joseph Maria Olbrich.
Monumentaler Eingang – gestern wie heute
Ein Spaziergang in Bildern: Albin Müllers Osthang von 1908

23 Quer möchte Sie heute einladen zu einem Spaziergang durch die Ausstellung von 1908. In diesem Jahr präsentierte sich nicht mehr die Künstlerkolonie dem Publikum wie noch 1901 und 1904. Das Ernst Ludwig-Haus und die berühmten Künstlervillen waren sogar explizit ausgeschlossen vom Ausstellungsgelände, wie ein Blick auf den historischen Plan zeigt. Stattdessen bot sich den Besuchern auf der Mathildenhöhe eine vollkommen neue Ausstellung, die sich in ihrer Ausrichtung gegenüber 1901 fast um 90 Grad gewendet hatte und nicht mehr entlang einer Achse von Süd nach Nord auf das Ernst Ludwig-Haus zu, sondern von Westen nach Osten über den ganzen Hügel lief. Mittelpunkt und absoluter Blickfang war der neue Hochzeitsturm mit Ausstellungsgebäude. Doch auch insgesamt hatte sich viel getan, insbesondere der vom Architekten Albin Müller gestaltete Osthang bildete einen weiteren Schwerpunkt der Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst von 1908.
Im Modell: Hochzeitsturm und Osthang. Blick von Osten auf die Mathildenhöhe.
Denkmal Hochzeitsturm: Fünf Finger Forever
Die Überraschung war auch für den Gastgeber eine große: Mit einem Modell der kompletten Anlage ganz aus köstlichem Fruchteis feierten Freunde und Mitarbeiter Anfang 1906 im Haus Olbrich die Genehmigung der eingereichten Pläne im Maßstab 1:100 durch die städtischen Gremien. Denn für den leitenden Architekten der Künstlerkolonie Darmstadt und sein Büro war dies der Startschuss zum Bau von Hochzeitsturm und neuem Ausstellungshaus – und definitiv eine riesige Eistorte wert. Es war auch einfach zum Dahinschmelzen: Ihnen war gelungen, eine Mehrheit von 28 gegenüber 10 Stimmen der Stadtverordneten von ihrem Entwurf für dieses bis dahin größte Bauprojekt auf der Mathildenhöhe zu überzeugen. Der Trick dabei: Offiziell erfolgte die Kommunikation sowie die Übergabe der von Olbrich vollständig überarbeiteten städtischen Entwürfe nur durch den Großherzog Ernst Ludwig persönlich. Nur seine Wünsche für diesen Bau wollte man seitens der Stadt erfüllen, schließlich war er der Beschenkte.
Denkmal Hochzeitsturm: Fünf Finger Forever weiterlesenAb jetzt wird alles anders

1908 bildet einen Meilenstein in der Geschichte der Mathildenhöhe. Die Stadtkrone entsteht mit Hochzeitsturm und neuem Ausstellungsgebäude: Joseph M. Olbrichs letzte Entwürfe für Darmstadt, die er wie so oft in bezaubernden Aquarellen festhält. Albin Müller wird in diesem Jahr neuer Chefarchitekt. Drei der sieben vom Großherzog verpflichteten Künstler sind zudem auch Firmenchefs. Die nächste Generation der Künstlerkolonie Darmstadt läuft zu großer Form auf.
Sie gestalten ein riesiges Ausstellungsareal, das sich von West nach Ost über den gesamten Musenhügel zieht. Vieles davon war nur für einen Sommer gebaut. Umso schöner anzusehen sind die historischen Bilder von der Hessischen Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst, die sich erstmals mit ihrer Schauseite Richtung Stadt präsentiert. Die Mathildenhöhe Darmstadt erhält ein gänzlich neues Gesicht. Ihr schönstes, was nicht Wenige bis heute zur äußerst stimmigen städtebaulichen Anlage von 1908 sagen.
Ab dem 3. September hier zu lesen auf 23 Quer!