Schlagwort-Archive: Ernst Ludwig-Presse

Der ältere Bruder hätte es verdient: Friedrich W. Kleukens statt Christian H.

Bis zum 5. November kann jeder noch Vorschläge einreichen für die Neubenennung von acht Straßen in Darmstadt. Deren bisherige Namensgeber haben einer Überprüfung der Stadt nicht Stand gehalten, ein Fachbeirat kam in einem ausführlichen und mit aller Sorgfalt erstellten Bericht 2018 zu dem Ergebnis, dass ihre Einstellung mit den Werten einer freiheitlich demokratischen Gesellschaft nicht vereinbar seien. Der Magistrat der Stadt Darmstadt hat sich dessen Empfehlungen angeschlossen und am 8. Mai 2019 für eine Umbenennung votiert. Unter den acht Namen ist auch der eines Mitglieds der Künstlerkolonie Darmstadt: Christian Heinrich Kleukens. Bei ihm wurde die Umbenennung vom Fachbeirat einstimmig beschlossen, da er nachweisbar in mehreren NS-Organisationen nicht nur aktiv tätig war, sondern dort auch Karriere gemacht hat und aktiv für die NS-Ideologie eingetreten ist.

Doch den Namen „Kleukens“ gab es gleich zweimal auf der Mathildenhöhe. Und der andere, der Ältere, war für die Künstlerkolonie eigentlich der viel bedeutendere: Friedrich Wilhelm Kleukens. Er bietet sich als neuer, alter Namensgeber geradezu an.

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Tierisch gut! Die andere Seite des F.W. Kleukens

Wenn man es nicht wüsste und er nicht jedes dieser amüsanten Kunstwerke signiert hätte, dann würde man ihn nie hinter diesen witzigen Postkarten vermuten, die Anfang des 20. Jahrhunderts der letzte Schrei waren und ihren Zeichner schlagartig bekannt machten: Friedrich Wilhelm Kleukens. Bevor der Illustrator nämlich 1906 an die Künstlerkolonie nach Darmstadt kam, um als Professor zu lehren und die Ernst Ludwig-Presse zu leiten, war er Gründungsmitglied einer jungen Kreativagentur, die damals die Branche aufmischte: die Steglitzer Werkstatt. Sie bestand nur kurz, von 1900 bis 1903, gilt jedoch als die erste Werbeagentur Deutschlands. Mit viel Witz und und Einfallsreichtum begründeten sie das, was sich später Reklame nennen sollte. Tierisch gut! Die andere Seite des F.W. Kleukens weiterlesen

Alphabet-City: Typografie setzt bis heute Zeichen

Die 26 Buchstaben des Alphabets reizten und reizen Künstler immer wieder zur kreativen Auseinandersetzung. Auch Olaf Nicolai, der Wilhelm-Loth-Preisträger der Stadt Darmstadt in 2018, hat sich in seinem so facettenreichen Künstlerleben der Aufgabe angenommen und eine ganz eigene Darstellung des Alphabets entwickelt. Damit steht er in einer großen Tradition der Künstlerkolonie. Denn es gab nicht wenige aus ihren Reihen, die sich auch als Schriftgestalter einen überaus großen Namen gemacht haben – etwa Peter Behrens oder die Brüder Kleukens mit der Ernst Ludwig-Presse.

Diese neuen Schrifttypen, die zu Anfang des 20. Jahrhunderts von den Grafikern und Gestaltern der Mathildenhöhe entwickelt wurden, waren stets auch Spiegel der Gesellschaft und ihrer Zeit. Wie auch Nicolais neuer Schriftttyp, der erst digital seine ganze Originalität entfaltet und damit auch ein Ausdruck unserer Zeit, eine Schrift für das Heute, ist. Alphabet-City: Typografie setzt bis heute Zeichen weiterlesen