Archiv der Kategorie: UNESCO Weltkulturerbe

Jubiläum: 1 + 2 + 3 + 4 Jahre UNESCO Weltkulturerbe!

Mensch, wie die Zeit vergeht! Vier Jahre ist es auf den Tag genau her, dass die Mathildenhöhe Darmstadt als 48. Welterbestätte Deutschlands in die große UNESCO-Familie aufgenommen wurde. Am 24. Juli 2021, an einem Samstagnachmittag, fiel im chinesischen Fuzhou die historische Entscheidung. Freude und große Erleichterung allerorten, insbesondere in der südhessischen Metropole. Geschafft!

Zum Geburtstag heute haben die Freunde der Mathildenhöhe und der Förderkreis Hochzeitsturm eine kleine Überraschung für die Jubilarin vorbereitet: die Mathildenhöhe auf einen Blick, gesehen mit den Augen der bekannten Darmstädter Illustratorin Nicola Koch. Eine amüsante Orientierungshilfe für alle, die zum ersten Mal die ausgezeichnete Architektur, Gartenanlagen und Skulpturen von 1901 bis 1914 bestaunen wollen, und zugleich ein witziger Augenschmaus für diejenigen, die sich bereits gut auskennen auf dem Gelände. Frei nach dem Motto: „DA geht’s lang!“

Ein Geschenk zum Geburtstag, von dem wir alle etwas haben. Denn wer möchte, kann sich das kleine Koch’sche Kunstwerk gerne als Erinnerung mitnehmen. Auf jeden Fall ist es im Shop des Hochzeitsturms auf der Mathildenhöhe kostenlos zu ergattern.

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Das große Familientreffen: die UNESCO in Darmstadt

Volles Haus bei der UNESCO-Jahrestagung 2025 (© Darmstadt Marketing, Julia Essl)

54 deutsche Welterbestätten zählt die UNESCO momentan. Kein Wunder, dass es eng wurde zum Gruppenbild im Wilhelm Köhler-Hörsaal im alten Hauptgebäude der Technischen Universität in Darmstadt. Für die jährliche Tagung, zu der der Verein der UNESCO- Welterbestätten gemeinsam mit der Deutschen UNESCO-Kommission einlädt, fiel die Wahl 2025 auf Darmstadt und Messel. Vorträge, Exkursionen und viel Austausch untereinander bot das mehrtägige Programm, bei dem sich vom 23. bis 25. April alles um „Innovative Wege der Welterbevermittlung“ drehte.

Anja Herdel, Geschäftsführerin von Darmstadt Marketing und Tourismus-Chefin der Stadt, und Philipp Gutbrod, Direktor des Institut Mathildenhöhe Darmstadt und verantwortlich für die Darmstädter UNESCO-Welterbestätte, waren die gemeinsamen Gastgeber und nutzten die Gelegenheit, dem Familienbesuch aus ganz Deutschland Darmstadt und seine Stadtkrone auf der Mathildenhöhe vorzustellen. Selbstverständlich gab es auch Gelegenheit, Deutschlands erstem UNESCO-Weltnaturerbe, der Grube Messel, einen Besuch abzustatten.

Die Keynote des Hauptprogramms sprach Ralf Beil, Generaldirektor des UNESCO-Welterbes Völklinger Hütte: „Quo Vadis, Weltkulturerbe?“ Während vorher viele Fragen um das „Wie“ der Vermittlung diskutiert wurden und welcher Weg nun der bessere sei – ob analog, digital oder vielleicht ganz innovativ mit Unterstützung von KI – ging es Beil um das für ihn viel Wichtigere „Was“.

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UNESCO Welterbetag- What a Wonderful Day!

Am deutschen Welterbetag, den die UNESCO 2024 am Sonntag, den 2. Juni, feierte, war die Mathildenhöhe Darmstadt als eine von insgesamt 52 Welterbestätten des Landes mit von der Partie – und alle ihre Freunde und Förderer selbstverständlich auch!

Die Freunde der Mathildenhöhe hatten wie gewohnt viele Informationen und jede Menge Bilder zum Welterbe mitgebracht. Direkt hinter der Russischen Kapelle war eine Litfaßsäule aufgebaut mit Plakaten zu Architektur, Skulpturen und Gartenanlagen, die nochmals vor Augen führten, was die Mathildenhöhe und ihre Künstlerkolonie eigentlich so einzigartig in und für die Welt macht. Nebenan, vor dem hohen Wahrzeichen der Stadt, kredenzte der Förderkreis Hochzeitsturm neben vielen anderen Getränken mit dem „Mathilden-Sekt“ das passende Gläschen, um an diesem Feiertag kräftig anzustoßen auf den bildschönen UNESCO-Musenhügel. (Fotos obere Reihe: Nikolaus Heiss, Peter Engels und Heidi Kriegbaum; mittlere Reihe li.: Renate Charlotte Hoffmann im Gespräch; Armin Riegel, Vorsitzender vom Förderkreis Hochzeitsturm.)

Im Mittelpunkt stand an diesem Tag jedoch eindeutig das Ausstellungsgebäude, das fertig saniert in ganzer Pracht und mit hochmoderner technischer Ausstattung zu besichtigen war. Es war gut besucht, dieses dritte Welterbefest für Darmstadt: Mehr als 2.000 Besucher und Besucherinnen zählte Gabriele König, Kulturreferentin der Stadt und Leiterin des UNESCO Welterbebüros Mathildenhöhe, die sich diese Gelegenheit nicht entgehen ließen und durch das weit geöffnete Gitter des Eingangs die rund 1.000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche mit ihrem nagelneuen Hirnholzparkett aus Kiefer betraten.

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Nikolaus Heiss wird 80: Gratulation, Mr. Welterbe

Heute, am 3. Oktober 2023, wird einer 80 Jahre alt, dem man seine Jahrzehnte nun wirklich nicht ansieht: Nikolaus Heiss alias „Mr. Welterbe“. Diesen inoffiziellen Ehrentitel, der spätestens seit eines Zeitungskommentars von Johannes Breckner im Darmstädter Echo öffentlich und in aller Munde ist, hat er sich wahrlich verdient. Seit frühen Kindheitstagen ist er mit „seiner“ Mathildenhöhe so vertraut wie kein Zweiter. Er hat die Stadt Darmstadt auf ihrem langen Weg zum UNESCO Weltkulturerbe als ihr Berater und Koordinator viele Jahre unterstützt. Er hat das einmalige Ensemble aus Architektur, Gartenanlagen und Skulpturen über Jahrzehnte in Tausenden von Fotografien festgehalten, das Bild von ihr in der Öffentlichkeit damit nachhaltig geprägt. Sei es auf der Webseite der UNESCO, sei es in unzähligen Publikationen – mit grandiosen Luftaufnahmen, aber auch durch die unverkennbare Liebe zu ihren Details.

Der langjährige Leiter der Denkmalpflege Darmstadt hat sie immer wieder dokumentiert, saniert und sich bis heute gemeinsam mit dem Verein „Freunde der Mathildenhöhe“, deren zweiter Vorsitzender er ist, für die Gesamtanlage und besonders für den Platanenhain eingesetzt. Zusammen mit der Kunsthistorikerin Renate Charlotte Hoffmann hat er im Herbst 2021 den mit großformatigen Fotografien reich geschmückten Band über das frisch gebackene Welterbe Mathildenhöhe veröffentlicht. An dieser Stelle sei das ausführliche Portrait über ihn auf 23 Quer zur Lektüre empfohlen: Meine Mathildenhöhe – Flaniert mit Nikolaus Heiss. Auch im Darmstädter Echo, digital allerdings nur lesbar für Abonnenten, wurde er zum Jubiläum nun besonders gewürdigt: Hüter des Darmstädter Welterbes: Nikolaus Heiss wird 80.

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ich sagte Ihnen immer:
ihr seid niemanden verantwortlich außer der menschheit
– und die wird später erst sagen, was gut an euren gedanken ist.

Geradezu prophetische Worte von Großherzog Ernst Ludwig, festgehalten in seiner Autobiografie „Erinnertes“, die er – einige Jahre vor seinem Tod – formulierte und in der er ein wenig wehmütig auf seine jungen Jahre als Regent und sein ambitioniertes Projekt der Künstlerkolonie Darmstadt und ihrer spektakulären Ausstellungen zurückblickt: auf die Aufbruchstimmung, von der er und „seine“ Künstler vor allen Dingen zur Premiere in 1901 erfasst waren; auf den Mut zum Experiment und dem Willen, alles, wirklich alles neu zu denken, das Leben rundum neu zu gestalten.

Vom Aufbruch in die Moderne erzählt die Künstlerkolonie Darmstadt, vom spannenden Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. So einmalig, vielfältig und überzeugend, dass die Mathildenhöhe vor genau zwei Jahren, am Samstag, den 24. Juli 2021, in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen wurde.

Seit diesem Moment heißt es wieder in Darmstadt: „Ihr seid niemandem verantwortlich außer der Menschheit“. Denn genau dieser gehört nun das kunsthistorisch so bedeutende Ensemble aus Architektur, Skulpturen und Gartenanlagen: der Menschheit. Nicht mehr nur den Darmstädtern allein, sondern allen auf der Welt. Auch Ihnen.

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Im Zeichen des Löwen: Sonnenuhr Hochzeitsturm

Heute beginnt das Sternzeichen des Löwen, und Morgen, am 24. Juli 2023, feiert die Mathildenhöhe Darmstadt ihren zweiten UNESCO-Geburtstag. Damit ist eines sternenklar: Unser Weltkulturerbe ist ein Löwe! Das Datum passt perfekt zur Stadt der Löwen: zu Darmstadt und zu seiner Mathildenhöhe, auf der es von Löwen auf dem gesamten Gelände geradezu wimmelt. Zwölf herrschaftliche Löwenwappen zieren alleine die Eingangsbereiche von Hochzeitsturm und Ausstellungsgebäude sowie den Bacchusbrunnen an der Stützmauer darunter, dazu kommt noch ein ganzer Löwenzoo im Platanenhain.

Der Tag der UNESCO-Entscheidung stand für Darmstadt 2021 also unter einem guten Stern, eine Himmelsfügung sozusagen. Kosmisch wird es auch an einer anderen Stelle der Mathildenhöhe: an der Sonnenuhr vom Hochzeitsturm. Sie wird umrahmt von den zwölf Tierkreiszeichen des Jahres. Ganz oben in dem wunderbaren Mosaik aus Glassteinen finden wir zwischen Krebs und Jungfrau dann selbstverständlich auch das Sternzeichen Löwe.

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Die große UNESCO-Party auf der Mathildenhöhe

Nuit en bleu: unsere Schöne der Nacht.

Geburtstag hat sie ja eigentlich erst am 24. Juli, doch wenn die UNESCO weltweit den Welterbetag feiert, da darf Darmstadt und die Mathildenhöhe natürlich nicht fehlen! Schon letztes Jahr war die noch frisch gekürte und 48. von insgesamt 51 Welterbestätten in Deutschland mit dabei und stemmte inmitten vieler Baustellen ein großartiges Programm, zu dem auch schon vor einem Jahr das Grosse Haus Glückert gehörte – noch mitten in der Sanierungsphase. Die frühen Einblicke, die die Denkmalpflege angemeldeten Besuchergruppen gab, waren damals schon hochinteressant. Auch jetzt, 2023 und pünktlich zum UNESCO-Welterbetag wiedereröffnet, war die größte Olbrich-Villa der Künstlerkolonie Darmstadt eine der Hauptattraktionen, die die Stadt Darmstadt den Besucher und Besucherinnen mit Stolz präsentierte.

Dieses Jahr gab es gleich an zwei Tagen ein volles Programm, am 3. wie am 4. Juni, und on Top noch eine riesige Party unter freiem Himmel: das erste UNESCO Welterbe-FEST auf der Mathildenhöhe. Ganz im Geiste der früheren Jugendstilfeste und ganz in der Tradition der historischen Ausstellungen der Künstlerkolonie erstrahlte der Musenhügel über der Stadt in einer „Illumination“, leuchtete im Dunkel der untergehenden Sonne in den herrlichsten Farbtönen. Dazu Lampions und Lichter überall: ein wahrer UNESCO-Sommernachtstraum!

Eröffnung durch Oberbürgermeister Jochen Partsch, der hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Andrea Dorn, sowie dem Kulturreferenten und Leiter des Welterbebüros der Stadt, Professor Ludger Hünnekens, am Samstagabend. Philipp Gutbrod, Direktor des Instituts Mathildenhöhe Darmstadt, erhielt am Sonntag symbolisch den Schlüssel für das neue Ausstellungsgebäude, für das noch technische Probeläufe zu absolvieren sind. Schlussakkord mit Sekt und Gesang : der Startschuss für eine lange Nacht und ein großes UNESCO-Fest!

Die 23 Quer-Bildergalerie mit Impressionen vom großen UNESCO-Wochenende:

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Wenn weniger mehr ist: neues Besucherzentrum

Ein Besucherzentrum mitten in der besonders geschützten Kernzone des historisch wertvollen Welterbes Mathildenhöhe errichten? Das geht gar nicht – und hätte beinahe im Sommer vor zwei Jahren Darmstadt den UNESCO-Titel gekostet. Doch die Stadt reagierte unverzüglich auf die vorab vernommene Kritik aus der UNESCO-Zentrale in Paris und zog noch während der laufenden Bewerbung in Rekordgeschwindigkeit das bereits geplante Besucherzentrum aus dieser „No-Go“-Zone. Ohne dieses beherzte Eingreifen der Stadtoberen wäre die Entscheidung der UNESCO am 24. Juli 2021 wohl vertagt worden, hätte die Stadt Darmstadt trotz kunsthistorisch einmaligem Wert für die Menschheit wohl heute noch kein Welterbe Mathildenhöhe.

Gestern, am 9. Mai 2023, war es nun so weit: Oberbürgermeister Jochen Partsch stellte der Öffentlichkeit im voll besetzten Foyer der h_da am Fachbereich Gestaltung auf der Mathildenhöhe erstmals die neue Planung für das Besucherzentrum vor. Das Büro Marte.Marte Architekten aus Feldkirch in Österreich hatte 2018 den Wettbewerb sehr klar für sich entschieden. Ihr Entwurf damals: ein eleganter lang gestreckter Riegel, der sich als eingeschossiger Streifen bis ganz nach oben an die oberste Ecke des Olbrichwegs legte. Die Herausforderung für die Architekten war dieselbe geblieben, wie Stefan Marte zu Beginn seiner Präsentation ausführte: „Aus dem Hintereingang der Mathildenhöhe eine attraktive Vorderseite zu machen.“

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Tourismus-Botschafter der Mathildenhöhe: Im Gespräch mit den Guides

Die Mathildenhöhe war 2022 ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher und Besucherinnen aus nah und fern. Nach langen zwei Corona-Jahren zog es wieder viele Menschen hinauf zu dem einmaligen Ensemble aus Architektur, Skulptur und Gartenanlagen. Doch 2022 war für die Mathildenhöhe zugleich ein Jahr des Übergangs. Am Besten können uns noch die vom Musenhügel berichten, die im vergangenen Jahr nahezu täglich Gruppen über das noch junge UNESCO-Welterbe informiert haben: die Gästeführer der Stadt Darmstadt. Mit drei von ihnen hat 23 Quer gesprochen:

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Happy Birthday!

Ein Jahr UNESCO Weltkulturerbe

Nur hier auf der Welt ist der Aufbruch in die Moderne so schön und an so vielen Beispielen zu verfolgen wie auf der Darmstädter Mathildenhöhe. Besonders beim Hochzeitsturm von 1908 mit seinen über Eck laufenden Fensterbändern, die eine Premiere in der Architektur des 20. Jahrhunderts darstellen – in Darmstadt vom Architekten Joseph Maria Olbrich erfunden. Vor genau einem Jahr wurde das Ensemble aus Architektur, Gartenanlagen und Skulpturen, das zwischen den Jahren 1901 und 1914 zu vier Ausstellungen entstand, zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt.

Die Entscheidung war spannend bis zum Schluss, aber schließlich fiel am 24. Juli 2021 gegen 15 Uhr unserer Zeit der Hammer im fernen China: „Adopted!“ Aufgenommen in die große Familie der UNESCO Welterbestätten. Mit den fünf Neuzugängen der Nominierten von 2020 und 2021 zählt Deutschland zur Zeit insgesamt 51 Welterbestätten. Die erste war 1978 der Aachener Dom.

„Meine Mathildenhöhe“: Flanieren mit dem neuen alten Osthang-Verein

Auch wenn seit kurzem „e.V.“ am Ende des Namens steht, stecken hinter dem Kunst- und Kulturprojekt „Osthang“ weiterhin viele motivierte Freiwillige, die das lange Zeit brachliegende Gelände an der Rückseite der Mathildenhöhe seit gut acht Jahren mit Flohmärkten, Ausstellungen, Konzerten, Workshops und Festivals beleben. Mit einem ganzen Verein zu flanieren, das wäre ein schwieriges Unterfangen, aber mit drei Mitgliedern des Teams vom Osthang-Verein hat sich 23 Quer etwas ausführlicher unterhalten. Denn wer seit Jahren dem UNESCO Welterbe räumlich schon so nahe ist, der hat doch bestimmt eine besondere Beziehung zum Musenhügel entwickelt und nicht nur eine zum Osthang. In der Rubrik „Meine Mathildenhöhe“ erzählen Menschen, die die Mathildenhöhe prägen, begleiten und für sie an den unterschiedlichsten Stellen wirken, ihre ganz persönlichen Geschichten zu diesem ganz besonderen Stück Darmstadt. Gemeinsam mit ihnen flanieren wir über den Musenhügel. Drei Orte, drei Stopps, drei Geschichten. Los geht’s!

Stopp 1: Der Pavillon des Ausstellungsgebäudes

Sie waren damals jung, sehr jung, die kreativen Geister der ersten Darmstädter Künstlerkolonie von 1901, die für so viel Furore und Aufsehen sorgen sollte. Erst zwanzig Jahre alt der Jüngste, zweiunddreißig der Älteste, dachten sie alles von Grund auf neu – das Wohnen, das Arbeiten, ja das ganze Leben. Eine unglaubliche Freude am Experimentieren durchzieht ihre vor Einfallsreichtum sprühenden Entwürfe. Vieles davon war einzigartig, einmalig, nie zuvor gesehen. Sie waren Pioniere der Moderne, die damals nicht ahnen konnten, dass sie ein Werk von herausragendem Wert für die Menschheit schaffen sollten.

Im gleichen Alter wie die Protagonisten der Künstlerkolonie zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind heute auch Marius Wolf, 28, und Max Politz, 24, die sich seit vielen Jahren im „OHA Osthang“-Projekt engagieren. Wir sitzen gemütlich unter den schattigen Bäumen des Osthang-Geländes, die fünf Finger des Hochzeitsturms grüßen von oben, der Blick fällt auf die Rückseite des sich auf dem Hügel imposant erhebenden Ausstellungsgebäudes.

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Architektur im Aufbruch zur Moderne: Applaus für das „Welterbe-Buch“

Persönliche Widmung von den Autoren – auch für Joachim Fahrwald (mi.)

Oft ist es ja so, dass man bei Lesungen das präsentierte Buch danach eigentlich nicht mehr zu kaufen braucht: Hat man doch alles bereits gehört, was noch zu lesen wäre, ist die Lektüre des Lesestoffs nur noch langweilige Kopie. Das mussten die Besucher:innen nicht befürchten, die am 10. Juni zur Buchvorstellung ins Darmstädter Haus der Geschichte am Karolinenplatz kamen. Dazu ist der Fundus an Geschichten und Bildern einfach zu groß, der sich über viele Jahrzehnte des Einsatzes und der Leidenschaft für ihr Thema angesammelt hat: Weltkulturerbe Mathildenhöhe Darmstadt, der erste Bildband über das neue Mitglied der großen weltweiten UNESCO-Familie, wurde endlich, ein halbes Jahr nach dem Erscheinen, von Nikolaus Heiss und Renate Charlotte Hoffmann erstmals öffentlich präsentiert. 

Das sollte eigentlich schon im November letzten Jahres passieren. Doch die Stadt fühlte sich nicht ausreichend informiert und grätschte ihrem ehemaligen Leiter der Denkmalpflege und seiner Ko-Autorin dazwischen: Die geplante Präsentation fiel damals aus, auch wenn der Druck des Bandes mit kleiner Verzögerung noch vor Weihnachten erfolgte, sich das Werk seitdem bestens verkauft. „Eine völlig überflüssige Reaktion der Politik“, diesen Begrüßungsworten Hans Gerhard Knölls vom Verein der Freunde der Mathildenhöhe, die zusammen mit dem Bund Deutscher Architekten (BDA) zur Veranstaltung eingeladen hatte, schloss sich das zahlreich versammelte Publikum mit viel Applaus an. Knöll: „Der Stadtpolitik hat das Vorgehen geschadet, dem Buch sicherlich nicht.“ Hans-Henning Heinz erinnerte in einem Grußwort für den BDA an die Auszeichnung, mit der der Architektenverband 2020 Nikolaus Heiss für sein Lebenswerk geehrt habe. Ein Preis, den er für sein Engagement erhalten hat, „Baugeschichte und Baukultur zusammenzuführen und sie einem breiten Publikum nahezubringen“. Dialog ist sein Thema.

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Am Hauptbahnhof: Wo geht’s denn hier bitte zum Welterbe Mathildenhöhe?

Ja, das ist die große Frage. Ab 1. Juni gibt es für drei Monate das 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr der Deutschen Bahn – und sicherlich wird der ein oder die andere auch das neue UNESCO-Weltkulturerbe, die Mathildenhöhe Darmstadt, per Schiene und Bus für sich entdecken wollen. Der Hauptbahnhof von Darmstadt wird sie alle begrüßen, die vielen Gäste und Besucher, die Darmstadt und sein ausgezeichnetes Schmuckstück erkunden.

Schon mit dem Begrüßen ist das so eine Sache. Von der „Welterbestadt“ Darmstadt spürt man bei der Ankunft herzlich wenig. Weder auf dem Niveau der Gleise, noch auf Höhe der Galerie, die man nach dem Erklimmen der Treppen oder dem Fahren mit den kleinen Glasaufzügen erreicht. Und dann wäre ja noch die Frage: Wohin muss ich jetzt eigentlich? Wo ist der Bus? Wo geht es denn jetzt zur Mathildenhöhe? Ob es die überhaupt in Darmstadt gibt, möchte man unweigerlich fragen. Bisher hat man noch nirgends einen Hinweis gesehen bei der Einfahrt in den Bahnhof. Ach, da rechts oben ist er ja, ein Wegweiser – übrigens der erste Hinweis im Bahnhof, allerdings noch ohne „Welterbe“ und „UNESCO“ im Titel.

Nach Ankunft rechts: Das blaue Schild oben weist Richtung Hintereingang zur Linie F.

Der Hauptbahnhof liegt im Westen von Darmstadt, die Mathildenhöhe im Osten, dazwischen das Stadtzentrum. Das sind gut vier Kilometer Strecke, die man zurücklegen muss, bevor man vor Olbrichs Frühwerk der Moderne und dem Wahrzeichen der Stadt, dem Hochzeitsturm, steht. Es gibt sogar eine Busverbindung, die ohne Umsteigen direkt ans Ziel führt: Der F-Bus, der von der Darmstädter Haasstraße quer durch die Stadt von West nach Ost bis zum Oberwaldhaus fährt, und im Wechsel als FU-Bus sogar noch ein Stückchen weiter – bis nach Messel.

Der Welterbebus schlechthin! Der FU-Bus fährt zum UNESCO Weltkulturerbe Mathildenhöhe, um dann weiterzuziehen zum UNESCO Weltnaturerbe Grube Messel. Zwei auf einen Streich, auf einer Linie! Eigentlich eine einmalige Welterbe-Strecke, die perfekt wäre für Besucherführung und Marketing.

Es gibt da nur ein Handicap. Und das liegt an der Bushaltestelle für den F/FU-Bus am Bahnhof. Denn diesen Empfang kann man eigentlich keinem Welterbe-Vermarkter für die Gäste seiner Stadt empfehlen. 23 Quer ist nach rechts gegangen und dem Hinweisschild gefolgt. Sehen und lesen Sie selbst:

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Das Welterbe macht mobil: Kostenlos mit dem Shuttle auf die Mathildenhöhe

Ein super Service der Stadt Darmstadt: Mit dem Welterbe-Shuttlebus geht es alle 30 Minuten hinauf die Mathildenhöhe, täglich zwischen 10:45 und 17:15 Uhr. Abfahrt ist am darmstadtium/Kongresszentrum mit den Haltestellen Pützerstraße und Ostbahnhof. Und selbstverständlich geht es für die Besucher:innen auch kostenlos wieder hinunter: Die Haltestelle befindet sich gut sichtbar oben am Olbrichweg, schräg gegenüber vom Shop des Museums Künstlerkolonie im Oktogon. Der erste Bus ab Mathildenhöhe startet um 11:02 Uhr, dann um 11:32 Uhr, bis um 17:32 Uhr der letzte des Tages losfährt. Mit den beiden Haltepunkten Ostbahnhof und Jugendstilbad hat man dabei eine Mini-Stadtrundfahrt inklusive, wenn auch nur von kurzer Dauer: Denn in genau 9 Minuten erreicht man schon das Ziel: die Endstation am Kongresszentrum.

Der komplette Fahrplan mit allen Haltestellen findet sich hier: Fahrplan Welterbe-Shuttle. Aktuelle Infos zum Welterbe-Shuttle gibt es immer auf der Darmstadt Marketing Website: www.darmstadt-tourismus.de/mathildenhoehe.

Ein „Grüß Gott aus Graz“ – Sissy Geiger zum Welterbe Mathildenhöhe

Eine, die schon ganz früh an die Mathildenhöhe glaubte und schon in den Neunziger Jahren hartnäckig für sie stritt, war Sissy Geiger. Die CDU-Kulturpolitikerin hat sich Jahrzehnte für das Architektur-Ensemble und die Welterbe-Idee eingesetzt, in einer Zeit, in der man dafür noch nicht viel Lorbeeren erntete, sondern mitunter auch auf tiefe Ressentiments stieß oder bestenfalls ein mildes Lächeln erhielt. An diese Zeit muss Sissy Geiger heute auch denken im Rückblick. Die mittlerweile 83jährige „Grande Dame“ der Mathildenhöhe lebt mit ihrem Mann seit 2009 wieder in Österreich, ihrer Heimat. Von dort grüßt Sie heute alle Leser:innen von 23 Quer, und freut sich unbändig, dass ihr Herzenswunsch in Erfüllung gegangen ist.

„Eins ist sicher: Ich habe nicht gedacht, dass ich den Eintrag auf die Welterbeliste noch erleben würde!“

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„Meine Mathildenhöhe“: Flaniert mit Nikolaus Heiss

2021, das Jahr der UNESCO Weltkulturerbe-Verleihung, wird wohl für immer als ein Meilenstein in den Annalen der Mathildenhöhe stehen. Ein ganz besonderes Jahr war es auch für Nikolaus Heiss, der sich in den verschiedensten Rollen und Funktionen jahrzehntelang für das einmalige Architekturensemble und die Künstlerkolonie eingesetzt hat: lange als engagierter Denkmalpfleger wie später auch als Koordinator Mathildenhöhe, der im Sonderauftrag der Stadt Darmstadt maßgeblich an den Vorbereitungen zur Aufnahme des Ensembles Künstlerkolonie in die Welterbeliste beteiligt war. Grund genug für 23 Quer mit dem für viele „wahren Mister Welterbe“, wie das Darmstädter Echo jüngst kommentierte, das Jahr zu beenden. In der Rubrik „Meine Mathildenhöhe“ erzählen Menschen, die die Mathildenhöhe prägen, begleiten und für sie an den unterschiedlichsten Stellen wirken, ihre ganz persönlichen Geschichten zu diesem ganz besonderen Stück Darmstadt. Gemeinsam mit ihnen flanieren wir über den Musenhügel. Drei Orte, drei Stopps, drei Geschichten. Los geht’s!

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Ein Fest für die Augen: Das „Welterbe-Buch“ zur Mathildenhöhe ist da!

Einen bildgewaltigen Überblick über den Aufbruch in die Moderne auf der Mathildenhöhe liefern Nikolaus Heiss und Renate Charlotte Hoffmann in ihrer neuesten Gemeinschaftsproduktion: „Welterbe Mathildenhöhe Darmstadt“. Das im Darmstädter Justus von Liebig Verlag erscheinende Buch feiert in faszinierenden Bildern die Schönheit einer einmaligen Architektur, die es so nur hier auf der Welt zu sehen gibt. Mit vielen Doppelseiten zelebriert der Bildband im Großformat die besondere Ausstrahlung und Kraft der Darmstädter Künstlerkolonie. Jede Abbildung ist ergänzt um eine kommentierende Bildunterschrift mit kurzweiligen Informationen zum Gezeigten. In einem Einleitungsteil erfährt man zudem viel über den langen Weg zur Anerkennung der Mathildenhöhe als Weltkulturerbe der UNESCO wie auch zur Geschichte des Ensembles und seiner vier Ausstellungen von 1901, 1904, 1908 und 1914. Sie geben die Chronologie der Bilder vor, die um zusätzliche Kapitel zur Russischen Kapelle, den Gärten und Skulpturen sowie den Villen außerhalb der Welterbestätte ergänzt ist. Eine detaillierte Karte am Ende markiert die besonders schützenswerten Bereiche der UNESCO Welterbezone und hilft bei der Orientierung auf dem abwechslungsreichen Gelände.

Ab Morgen, dem 4. Dezember, ist das Buch für 29,80 Euro im Buchhandel erhältlich. Und damit genau rechtzeitig zu Weihnachten – zum selbst Schmökern oder zum Verschenken!

Welterbe Mathildenhöhe Darmstadt – World Heritage Mathildenhöhe Darmstadt
Bildband mit Fotografien von Nikolaus Heiss und Texten von Renate Charlotte Hoffmann
216 Seiten, Hardcover, zweisprachig deutsch/englisch
Format: 24 x 29,7 cm
Preis: 29,80 Euro
ISBN: 978-3-87390-466-8
Justus von Liebig Verlag, 2021

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Die Kraft der Imagination

Bei Ihrem nächsten Besuch auf der Mathildenhöhe gehen Sie doch mal von hinten auf den Musenhügel, von Osten, den Olbrichweg hinauf. Schauen Sie nach rechts auf den Osthang, dann schließen Sie bitte die Lider und rufen sich dieses Bild vor ihr inneres Auge. Es zeigt die fantastischen Gartenanlagen, die sich den Passanten an genau dieser Stelle 1908 präsentierten. Entworfen nur für einen Sommer von Albin Müller für die Hessische Landesausstellung – und nun digital erstmals öffentlich zu bewundern in der soeben eröffneten Sonderausstellung im Museum Künstlerkolonie: albinmüller3.

Schon damals war hier also viel Grün, wie man sieht. Vielleicht kann es ja auch so bleiben, denn mit der Aufforderung der UNESCO, den Ort für das Besucherzentrum zu verschieben, entstehen wieder ganz neue Gestaltungspielräume am Osthang. „Die Osthang-Terrassen“ – wiederauferstanden im Jahr des Weltkulturerbes 2021?

Man darf ja mal träumen …

Times they are a changin: Osthang Gestern – Heute

Schieben Sie sich mit den Pfeilen einfach von 1908 ins Jahr 2021 (Bild: Claus Dieter Knöchel) und zurück.

Na, erkennen Sie die Mathildenhöhe wieder? Die historische Aufnahme zeigt den Osthang, wie er sich im Sommer 1908 den Besuchern der Hessischen Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst präsentierte. Der Blick führt den heutigen Olbrichweg hinunter. Der endete damals ganz unten am Ausstellungsgebäude für Architektur, dem östlichen Abschluss des Ausstellungsgeländes. Heute ist dort eine Straßenkreuzung, die auf den vielbefahrenen Fiedlerweg führt. Rechts erkennen wir auch in der zeitgenössischen Aufnahme ganz oben einen Teil des Oktogons wieder sowie das „Ober-Hessische Ausstellungshaus“ von Olbrich. Weiter unten sehen wir in beiden Bildern ebenfalls das damalige „Haus Prof. Sutter“, eine der insgesamt drei großbürgerlichen Villen der rechten Straßenseite.

Links passierte man 1908 den südlichen Flügel des Ausstellungsgebäudes für angewandte Kunst sowie die luftige Ladengalerie, die sich mit ihrem halbrunden Ende in die Straßenfront schob. Sämtliche Gebäude zur Linken sowie der Architekturbau unten waren Entwürfe von Albinmüller, von Anfang an als temporäre Bauten konzipiert. Dass sie heute dort nicht mehr stehen, war daher auch kein Hindernis bei der Bewerbung um die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe, bei der die Unversehrtheit ein entscheidendes Kriterium ist.

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Wir sind Weltkulturerbe!

Eine ganze Stadt feiert ihre einzigartige Krone. Da holen ihre engen Freunde doch gleich den prickelnden Mathildensekt heraus und stoßen mit Freude und Stolz auf den Musenhügel und seine 23 Künstler an: Ein Prost auf die Schönheit und die Kunst, auf Jugendstil und die Moderne!

Das lange Warten hat ein Ende! Auf der 44. Sitzung der UNESCO fiel im chinesischen Fuzhou am 24. Juli 2021 endlich die Entscheidung:

Die Darmstädter Künstlerkolonie ist von außergewöhnlich universellem Wert für die Menschheit, sie ist Weltkulturerbe.

Herzlichen Glückwunsch, Du Schöne!


Foto: Claus Dieter Knöchel, Freunde der Mathildenhöhe e.V.