Tourismus-Botschafter der Mathildenhöhe: Im Gespräch mit den Guides

Die Mathildenhöhe war 2022 ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher und Besucherinnen aus nah und fern. Nach langen zwei Corona-Jahren zog es wieder viele Menschen hinauf zu dem einmaligen Ensemble aus Architektur, Skulptur und Gartenanlagen. Doch 2022 war für die Mathildenhöhe zugleich ein Jahr des Übergangs. Am Besten können uns noch die vom Musenhügel berichten, die im vergangenen Jahr nahezu täglich Gruppen über das noch junge UNESCO-Welterbe informiert haben: die Gästeführer der Stadt Darmstadt. Mit drei von ihnen hat 23 Quer gesprochen:

Gerhard Geib (GG) ist einer der meist gebuchten Gästeführer Darmstadts und bildet auch neue aus. „Ich mache seit acht Jahren Gästeführungen. Das Spannende dabei ist, dass man mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt tritt. Was sehr anregend ist, und wovon man selbst auch profitiert.“ Der pensionierte Lehrer hat früher Deutsch, Französisch und Darstellende Kunst unterrichtet und begeistert sich besonders für die Reformbewegung der Jahrhundertwende, die den Aufbruch in die Moderne einleitete.

Ute Gerhardt (UG) macht seit zwölf Jahren Führungen auf der Mathildenhöhe. „Meine Urgroßmutter war beim letzten Großherzog Näherin. Sie ist schon mit meiner Großmutter auf der Mathildenhöhe spazieren gegangen, meine Großmutter mit meiner Mutter, meine Mutter mit mir und ich wiederum mit meiner Tochter. Daher habe ich ganz enge Verbindungen zur Mathildenhöhe und oft das Gefühl, auf den Spuren meiner Ahnen zu wandeln.“ Sie ist selbstständige Unternehmensberaterin, die Führungen macht sie am Wochenende.

Heike Jakowski (HJ) ist seit 2010, und damit auch schon 12 Jahre, Gästeführerin. „An meine erste Führung erinnere ich mich noch ganz genau. Es war eine Hochzeitsgesellschaft. Während das Brautpaar mit dem Fotografen unterwegs war, habe ich die Gäste betreut und ihnen die Highlights des Ensembles vorgestellt.“ Wenn sie keine Führung über die Mathildenhöhe oder im Museum Künstlerkolonie macht, arbeitet die Kunsthistorikerin einige Stunden in der Woche im Stadtarchiv von Griesheim.


Wie war es denn eigentlich für Sie so als Gästeführer:in, das Jahr 2022?

GG: Die Herausforderung des vergangenen Jahres war, die Mathildenhöhe-Führung trotz einer Baustellen-Führung interessant zu gestalten. Dass die Besucher hinterher dennoch den Eindruck hatten: Das war spannend, das war interessant, das hat sich gelohnt.

UG: Die angespannte Parkplatzsituation, bedingt durch die Auflagen der UNESCO an das Weltkulturerbe, fand ich äußerst schwer, den Gästen zu vermitteln. Diese waren es bisher gewohnt, mit dem Wagen auf die Mathildenhöhe zu fahren und dort auch einen kostenlosen oder bezahlbaren Parkplatz zu finden. Auch Corona und die Maskenpflicht hat meine Arbeit in 2022 anfangs wieder geprägt. Alles war neu für uns und anders als die Jahre davor.

HJ: Die Baustellen waren auch für mich das größte Handicap, vor allen Dingen die vielen eingerüsteten Gebäude. Es war eine sehr unangenehme Situation. Keiner konnte etwas dafür, ich weiß. Es war auch nicht schön, dass ich auf die Fragen der Gäste keine konkrete Antwort geben konnte, wann denn die Baustellen-Situation vorbei sei. Das war für alle Beteiligten äußerst unbefriedigend, insbesondere für die Besucher, von denen ich einige nur grob auf das Frühjahr verweisen konnte.

Und was wünschen Sie sich für 2023? Auf was freuen Sie sich?

GG: Mein Traum ist, dass die Häuser auf der Mathildenhöhe nicht nur von außen zu sehen sind, sondern auch nach innen offen für die Besucher:nnen. Dass man somit auch einen Eindruck von den Interieurs hat, und sich auch bildlich vorstellen kann, was das eigentlich bedeutet, ein Haus als Gesamtkunstwerk. Das konnte ich bisher immer nur mit Worten bedienen.

UG: Ich freue mich darauf, dass wieder mehr Gäste kommen – auch dass die Baustellensituation so nach und nach weggeht. Es war schon schwierig, den Gästen immer wieder zu erklären, warum so viele Gebäude gleichzeitig eingerüstet und verhüllt sind, gerade gegen Ende 2022. Nächstes Jahr löst sich das alles wie ein gordischer Knoten und all diese Beschränkungen fallen endlich weg.

HJ: Ich freue mich auf das Große Haus Glückert, das bald begehbar sein wird. Da bin ich sehr gespannt darauf, endlich auch eine der Künstlervillen von innen im Rahmen des Rundgangs vorstellen zu können. Hoffentlich stören die Gruppen im Haus nicht zu sehr individuelle Besucher – oder diese umgekehrt meine Führung. Aber das wird sich alles noch zeigen. Es wird auf jeden Fall eine neue Situation für alle, die aber definitiv eine Bereicherung für die Führungen über die Mathildenhöhe darstellt.

Vielen Dank für das Gespräch!


Touristen und Darmstadt – das passt immer mehr zusammen. Denn es sind längst nicht mehr nur Geschäftsleute, die das klassische Klientel für Darmstadt-Besuche bilden und im Zuge einer Geschäftsreise eine Stadtführung geboten bekommen. Immer mehr „echte Touristen“ finden Darmstadt eine Reise wert. Für die Touristiker der Stadt und die Mathildenhöhe wird 2023 ein wegweisendes Jahr. Das erste, was wieder voll und ganz zählt – voraussichtlich ohne Corona und dem Ende vieler Baustellen.

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