Ein Haufen Holz auf dem Platanenhain: Handwerk im Dienst der hohen Kunst

Was haben diese langen Holzleisten mit den farbigen Enden mit der Mathildenhöhe zu tun? Ganz schön viel! Denn gäbe es sie nicht, dann würde es schwierig werden mit der Denkmalpflege auf dem Platanenhain. Die Darmstädter Schreinerei Uhland hat sie angefertigt. Ihre Mitarbeiter sind mittlerweile wahre Experten, was die vielen Skulpturen aus der Hand des Bildhauers Bernhard Hoetger angeht, die das rechteckige Areal zu Füßen des hohen Hochzeitsturms rahmen.

Jedes Jahr rückt das Team zweimal an. Im Herbst, um sie alle einzupacken, und im Frühjahr, um sie von ihrem Winterkleid zu befreien: einem Holzhäuschen, das jede einzelne von ihnen über die kalte Jahreszeit schützend unhüllt. Insgesamt 21 hat die Schreinerei Uhland davon angefertigt, die jedes Jahr zusammen- und wieder auseinandermontiert werden müssen. Und hier kommen die Holzleisten ins Spiel. Denn sie werden für die Einlagerung der mehr als hundert Holzwände und -decken gebraucht. Über den Sommer stehen sie bei der Firma Schenck, die hierfür eigens Lagerraum zur Verfügung gestellt hat. Nikolaus Heiss und Claus Dieter Knöchel vom Vorstand der Freunde der Mathildenhöhe sind wie jedes Jahr im Frühling mit Vereinskollegen dabei, wenn Firmenschef Eberhard Uhland und sein tatkräftiges Team zur Demontage anrücken.

Doch bevor das Holz abtransportiert werden kann, ist viel Handarbeit und Muskelkraft erforderlich, müssen 21 mal vier Seitenwände abgeschraubt werden sowie das Dach jeder Konstruktion. Acht Mitarbeiter der Schreinerei Uhland sind für die Aktion in diesem Jahr auf der Mathildenhöhe im Einsatz. Uhland: „Unser Ziel ist es, wenn möglich, vor Ostern diese Arbeit erledigt zu haben.“ Diesesmal habe es auch geklappt, das sei aber längst nicht immer der Fall. Denn es dürfe vorher nicht geregnet haben. „Dann sind die Hölzer oft noch zu feucht und trotz der Stapelleisten könnte sich in den fünf bis sechs Monaten Lagerzeit Schimmel bilden.“

Einmal auseinandergeschraubt lehnen jede Menge Holzplatten an der Mauer des Platanenhains und warten auf den Abtransport. Mit dem Wagen darf man nicht hinein auf das Gelände des Monumentalkunstwerks. Aber das Grünflächenamt der Stadt Darmstadt hat Transportkarren ausgeliehen, und so geht es zunächst auf zwei Rädern mit den Brettern hinaus auf den Vorplatz. Dort gilt es dann einen Haufen Holz zu sortieren.

Ein großes Puzzle. Damit das aber einfacher zu lösen ist, gibt es die farblich markierten Leisten. Denn die Holzhäuser haben unterschiedliche Größen, unterschiedliche Beschläge und daher auch unterschiedliche Stapelhölzer. Was da genau wohin gehört, zeigen die unterschiedlichen Farben der Latten an. Außerdem sind immer ein paar erfahrene Mitarbeiter im Team, die über die Jahre schon eine gewisse Routine beim Auf- und Abbau der Einhausungen entwickelt haben. Wie etwa Georg Gremmelspacher, hier links zu sehen zusammen mit Uhland-Freund und Helfer Bodo Weise, der als Koordinator dafür sorgte, dass die Einzelteile am Ende perfekt und fachgerecht aufeinandergestapelt waren.

Frühlingsgefühle für die Hoetger-Plastiken: Alles bereit und ausgepackt! Das hieß es auf 23 Quer in einem Beitrag aus dem April 2021. Wer möchte, kann in diesem Artikel vieles zum Konzept und zur Finanzierung der Einhausungen nachlesen.

Von den insgesamt 29 Skulpturen des Bildhauers Bernhard Hoetgers werden 21 den Winter über in Holz gehüllt und somit vor Frost und Feuchtigkeit geschützt. Angefangen hat übrigens alles einmal mit der Dame links von hier, der Krugträgerin Nr. 5. Claus Dieter Knöchel vom Verein der Freunde der Mathildenhöhe und seine Familie waren die privaten Förderer der ersten Einhausung. Sie existiert bis heute noch, die „Knöchel“-Box.

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