Der November ist traditionell der Monat, in dem 23 Quer gerne mal schaut, was die Mathildenhöhe und die Künstlerkolonie zum Thema Tod und Gräber, zu Särgen und Grabsteinen beizutragen haben. Insgesamt sechs Künstler aus der Riege der Ausstellungsmacher von 1901 bis 1914 fanden in Darmstadt und Umgebung ihre letzte Ruhe (Joseph Maria Olbrich, Ludwig Habich und Daniel Greiner sowie Albin Müller, Heinrich Jobst und Christian Heinrich Kleukens). Zu ihren Lebzeiten waren sie oft auch Gestalter von Ruhestätten zu Ehren anderer Toten. Wie etwa der Bildhauer Ludwig Habich, der auf dem Alten Friedhof von Darmstadt eben nicht nur selbst begraben ist (Grabstelle I D 121a), sondern sich dort auch künstlerisch verewigt hat. Von ihm stammt das Bronzerelief, das den Grabstein des Darmstädter Schriftstellers Gottfried Schwab ziert (Grabstelle IV Mauer 116) und ein sehr lebensechtes Portrait von ihm zeigt:


Gottfried Schwab ist den Wenigsten heute noch ein Begriff. Doch zu seiner Zeit war er ein bekannter Mann. Geboren wurde der Sohn einer begüterten Geschäftsfamilie am 26. Juni 1851 in Darmstadt, direkt am Weißen Turm, beim heutigen Kaufhaus Henschel & Ropertz. Von einem vierjährigen Aufenthalt in der Schweiz brachte er seine Liebe für die Hochgebirgswelt mit, die sich auch in seinem Werk niederschlug. Neben patriotischen Gedichten hatte er eine Vorliebe für Lyrik über die Natur und das Künstlertum. Er starb am 2. März 1903 im Alter von nur 51 Jahren.
Berühmt in ganz Deutschland machte ihn der Text für ein Flottenlied: „Michel, horch, der Seewind pfeift!“, das sein Freund Arnold Mendelssohn vertonte, und für das er 1905 posthum mit einem Preis ausgezeichnet wurde.
Neben dem Grabrelief auf dem Alten Friedhof erinnert auch das ebenfalls von Habich geschaffene Schwab-Denkmal auf der Mathildenhöhe (Alexandraweg) an den erfolgreichen Schriftsteller von einst, der heute auch bei Darmstädtern längst in Vergessenheit geraten ist.
Ein weiteres, ganz besonders rührendes Grabmal von Habich ist auf der Rosenhöhe in der Nähe der großherzoglichen Mausoleen zu sehen: Es zeigt einen bronzenen Engel, der seine schützenden Flügel weit über ein Grab aubreitet. Es ist die letzte Ruhestätte des „Prinzesschens“ Elisabeth, der im Alter von nur acht Jahren verstorbenen ersten Tochter von Großherzog Ernst Ludwig.
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Quelle: Roland Dotzert, Peter Engels, Anke Leonhardt: Stadtlexikon Darmstadt, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart, 2006, Stichwort: Schwab, Gottfried, S. 814 – Online Version hier.
