Am Sonntag, den 10. August, macht die beliebte Sendereihe Museums-Check von 3sat Station in Darmstadt: Mit Matthias Matschke auf der Mathildenhöhe heißt es um 18:30 Uhr für die Fernsehzuschauer in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Schauspieler Matthias Matschke, bekannt aus vielen Fernsehrollen wie etwa der „heute show“ oder der Krimiserie „Professor T.“ ist in Darmstadt zur Schule gegangen, ein Heimspiel also für ihn. Nichts als Liebe empfinde er für diesen Ort, und: „Die Magie ist immer noch da.“ Zusammen mit Moderator Markus Brock spürt er in der dreißigminütigen Sendung dem Geist von Aufbruch und Experimentierfreude, von Moderne und Internationalität um 1900 nach, die damals wie heute die besondere Atmosphäre der Mathildenhöhe ausmacht.
Bereits in der ARD Mediathek verfügbar und zu sehen.
An fünf Drehtagen war ein Team des SWR im Juli in Darmstadt, an einem davon war auch 23 Quer dabei. Im Fokus der TV- Kamera an diesem Tag: das Haus Behrens, was sich vor einem beeindruckenden Wolkenhimmel präsentierte.
In der Rubrik „Meine Mathildenhöhe“ erzählen Menschen, die die Mathildenhöhe prägen, begleiten und für sie an den unterschiedlichsten Stellen wirken, ihre ganz persönlichen Geschichten zu diesem ganz besonderen Stück Darmstadt. Gemeinsam mit ihnen flanieren wir normalerweise über den Musenhügel. Drei Orte, drei Stopps, drei Geschichten heißt es dann. Doch bei diesem Mann machen wir eine Ausnahme. Nur drei Orte, das wäre einfach viel zu wenig Mathildenhöhe, um auch nur ein Stück weit der Leidenschaft, des Engagements und der Arbeit gerecht zu werden, die ihn täglich treiben.
Seit April 2015 ist Philipp Gutbrod Direktor des Institut Mathildenhöhe Darmstadt. Seit März dieses Jahres ist er zudem Kulturreferent der Stadt Darmstadt. Zeitgleich wurde er zum Site-Manager der Darmstädter UNESCO-Welterbestätte ernannt. 23 Quer hat den Vielbeschäftigten in seinem Büro im Oberhessischen Haus am Olbrichweg besucht, um mit ihm einen Blick zurückzuwerfen auf die vergangenen zehn Jahre und auch ein wenig vorauszuschauen auf die Pläne für die Zukunft.
Ernst Ludwig-Haus mit Oktogon und Bildhauerateliers
Jetzt mit dem März geht das Jahr so richtig los: Die Natur hat noch ein wenig Kraft gesammelt, 23 Quer auch, um nun so richtig durchzustarten. Los geht es mit einem Blick auf die faszinierenden Dachlandschaften, die überall auf dem Gelände des UNESCO Weltkulturerbes Mathildenhöhe Darmstadt zu entdecken sind. Wir werden in den nächsten Tagen den Blick von oben und auf oben wagen, dabei manch ausgezeichneter Architektur auf’s Dach steigen. Den Anfang macht das Museum Künstlerkolonie mit seiner modernen Dachlandschaft aus großflächigen Oberlichtern, die die acht Ateliers der Künstler, Bildhauer und Architekten ab 1901 mit perfektem Arbeitslicht von Norden versorgten.
Den besten Blick von oben auf das heutige Museum Künstlerkolonie gibt es von der kleinen Südterrasse des gegenüberliegendem Ausstellungsgebäudes. Noch viel interessanter ist aber ein anderer Aussichtspunkt.
Heute, genau auf den Tag, ist es 5 Jahre her, dass 23 Quer mit einem ersten Beitrag online ging: „Der Countdown läuft…“ hieß es am 3. Januar 2020 an dieser Stelle. Denn im Sommer 2020 sollte die Entscheidung fallen über die Mathildenhöhe und ihre Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste. Man zählte schon die Tage. Doch dann kam alles ganz anders als geplant: Nur wenige Wochen später beherrschte Corona das Land und die Welt – und an ein Treffen des Gremiums, das in China stattfinden sollte, war nicht mehr zu denken. 2021 wurde schließlich das Jahr der Entscheidung für Darmstadt mit allseits bekanntem erfolgreichen Ende: Die Mathildenhöhe ist seit dem 24. Juli diesen Jahres UNESCO Weltkulturerbe. Vor Corona entstand die Idee zu 23 Quer, währenddessen machte es seine ersten Schritte und hat in den vergangenen Jahren eine richtige Fangemeinde gewonnen. Heute ist 23 Quer fast schon eine Institution: eine regelmäßig erscheinende kleine Online-Publikation für alle Freunde und Flaneure der Mathildenhöhe.
5 Jahre, das sind auch 180 Artikel später. 36 Beiträge erscheinen jedes Jahr auf 23 Quer, im Idealfall jeden Monat 3. Manchmal mehr, manchmal weniger. Manchmal kurz, meistens länger. Sie alle sind noch da, sind jederzeit kostenlos zu lesen. Dank Schlagwortregister und Datenbank lassen sie sich durchforsten: etwa die vielen Artikel zum Platanenhain oder zumHochzeitsturm, zu einzelnen Künstlern wie etwa Olbrich oder Hoetger. Oder Sie wählen die Jahreszahl der Ausstellung, etwa 1901oder 1908, und Sie haben auf einen Klick alle Artikel, die jemals zu diesem Schlagwort auf 23 Quer erschienen sind, gelistet und zum sofortigen Lesen aufrufbar. Oder sie suchen nach dem Stichwort Gärten oderGräberoderBildhauereioder … Was immer Sie interessiert. So vielfältig wie die Mathildenhöhe und ihre Künstlerkolonie zeigt sich im Rückblick das Panorama der behandelten Themen.
Ziel war es von Anfang an, möglichst vielen Akteuren ihren Raum in der Berichterstattung zu geben.
Weihnachtlicher Gruß aus dem Großen Haus Glückert: Ganz ohne Tannenbaum, aber dafür ebenfalls mit vielen brennenden Lichtern.
Denn sehr viele Glühbirnen sind es, die sich links und rechts des gewaltigen Kamins mit seinem bunten Pfauenfeder-Ornament senkrecht die Wand hochziehen und sie wunderbar ausleuchten. Wir sehen hier elektrisches Licht – und das schon seit 1901, seit der bahnbrechenden ersten Ausstellung der Künstlerkolonie Darmstadt. Für uns heute selbstverständlich, war das Licht auf Knopfdruck zur Wende ins 20. Jahrhunderts etwas ungemein Innovatives, der neuste technische Schrei. Den konnte man sich in Darmstadt schon sehr früh gönnen, denn im Stadtzentrum ging bereits 1888 mit der damaligen „Centralstation für elektrische Beleuchtung“ das dritte Elektrizitätswerk der Welt in Betrieb. Das erste hatte der Glühbirnen-Erfinder Thomas Alva Edison 1882 in New York gebaut, das zweite und erste deutsche folgte 1884 in Berlin.Eine technische Errungenschaft, die Joseph M. Olbrich, leitender Architekt der Künstlerkolonie Darmstadt, für seinen Auftraggeber, den Darmstädter Möbelfabrikanten Julius Glückert, mit großer künstlerischer Raffinesse im floralen Jugendstil zum Strahlen bringt.
Ein frohes und leuchtendes Weihnachtsfest 2024 – ob elektrisch oder mit Kerzenschein – wünscht 23 Quer!
I’m dreaming of a white Christmas …
Weiße Weihnachten mit dem Hochzeitsturm: Auch als Anhänger aus weißem Porzellan macht sich unser Schmuckstück auf der Mathildenhöhe ausgesprochen gut und ziert kontrastreich das dunkle Grün einer festlich geschmückten Tanne. Wer es lieber bunter mag, für den gibt es einen außergewöhnlichen, länglichen Baumanhänger aus Blech in Kupfer und Türkis. Und für leidenschaftlich Plätzchenbackende ist die Ausstechform mit den fünf Fingern schon seit Jahren in der Adventszeit der Klassiker schlechthin. Wie immer alles sehr geschmackvoll und ideenreich zusammengestellt von Uta Müller-Merbach vom Förderkreis Hochzeitsturm. Zu erwerben sind die dekorativen Weihnachtsschönheiten im „Shop im Turm“, der im Eingangsfoyer unter dem goldenen Sternenhimmel der Künstlerkolonie eine riesige Auswahl an Mitbringsel und Geschenken rund um das hohe Wahrzeichen Darmstadts bereithält. Da sind sie noch zu finden, die guten Dinge.Nicht nur zur Weihnachtszeit!
Öffnungszeiten: Montag – Sonntag, 11:00 – 17:00 Uhr | An allen Feiertagen geöffnet, am 24.12. geschlossen.
Dieser Flügel stand einst in der Annastraße 23 in Darmstadt, in der Wohnung des Verlegers und Publizisten Alexander Koch. Gestaltet wurde er von Patriz Huber, einem der jüngsten Kreativen in der Künstlerkolonie, der zwischen 1901/1902 im Alter von 23 Jahren dessen komplette Wohnung ausstattete und exquisite Jugendstilmöbel entwarf. Koch hatte den talentierten Möbelgestalter entdeckt, gefördert und in seinen führenden Publikationen zur Wohnkultur weit über Darmstadt hinaus bekannt gemacht. Neben Peter Behrens galt er als der „Shooting-Star“ der sieben Künstler aus der Gründergeneration.
Der kostbare historische Jugendstil-Flügel wird zur Zeit in der Ausstellung „4-3-2-1 Darmstadt“ im Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe präsentiert und ist noch bis zum 27. April 2025 zu bewundern. Dort kann man auch eintauchen in die Welt des Kunstkenners und Dekorationsexperten Koch, der Anfang des 20. Jahrhunderts ein Meinungsführer in Sachen guten Geschmacks sowie hochwertiger und schön gestalteter Räume war. Eine Denkschrift aus seiner Feder, ein flammender Appell, gab im Herbst 1898 den Anstoß zur Errichtung der Künstlerkolonie, die dann schnell, nur wenige Monate später 1899 gegründet wurde.Vor, während und nach der Eröffnung der 1. Ausstellung von 1901 entfachte der wirkungsmächtige Publizist in Deutschland wie im Ausland ein wahres PR-Feuerwerk.
Die Gründung der Künstlerkolonie Darmstadt vor 125 Jahren und die Rolle von Alexander Koch für die Entwicklung Darmstadts zu einem Zentrum der „Gebrauchs-Kunst“ steht im Mittelpunkt eines Vortrags der Freunde der Mathildenhöheam 2. Dezember im Haus der Geschichte in Darmstadt.
Gedenkmedaille von Gewicht: Für die Generationen nach uns
Ein historischer Moment war es wahrlich, als Darmstadts Oberbürgermeister Hanno Benz bei strahlender Abendsonne das Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe am 20. September 2024 für wiedereröffnet erklärte. Einer, der festgehalten wurde, nicht nur auf unzähligen Smartphones und mit vielen Kameras, sondern auch ganz real, physisch fassbar, anfassbar. Denn von dem Großereignis wird zukünftigen Generationen auch eine Gedenkmedaille berichten. Das hat Tradition an diesem Ort, an dem die Medaillenkunst schon immer einen ganz besonderen Ruf genoss, an dem Großherzog Ernst Ludwig einst bestimmte, dass „immer eine namhafter Vertreter der Medaillenkunst Mitglied der Künstlerkolonie sein muss.“ Die Gedenkmedaillen zu den vier historischen Ausstellungen von 1901, 1904, 1908 und 1914 sind auf der Aussichtsplattform im Hochzeitsturm ausgestellt. Von den Mitgliedern der Künstlerkolonie sind insbesondere Rudolf Bosselt, Daniel Greiner, Paul Haustein und Heinrich Jobst als Medailleure hervorzuheben.
Das jüngste Exemplar zur Ausstellungseröffnung von 2024 wurde von der Schweizer Bildhauerin und Medailleurin Maya Graber gestaltet und hat ein ordentliches Gewicht: Fast ein Pfund schwer – genau 450 Gramm – ist die 10,5 mal 10,5 Zentimeter große Gedenkmedaille. Gefertigt ist sie aus dem silbrig grau schimmernden Schwermetall Wismut, und zeigt auf der Vorderseite das sanierte Ausstellungsgebäude sowie auf der Rückseite den Architekten Joseph M. Olbrich. Sie ist in einer Auflage von 50 Stück erschienen und wird zu einem Preis von 80,- € zzgl. Versand herausgegeben. Zu bestellen ist die Gedenkmedaille im Verkaufsshop im Hochzeitsturm, im Shop des Museum Mathildenhöhe, im Info-Point von Darmstadt Marketing am Luisenplatz sowie direkt über die Münzfreunde Darmstadt.
Spenden, die waren schon Anfang des 20. Jahrhunderts ein wichtiger Baustein um große Kunst zum Leben zu erwecken auf der Mathildenhöhe. Angefangen beim Großherzog Ernst Ludwig, dem Initiator und Geldgeber dieses ambitionierten Projekts, bis zur künstlerischen Ausgestaltung des Platanenhains für die Ausstellung von 1914, die durch Spenden von Kunstfreunden aus Frankfurt und Wuppertal-Elberfeld finanziert wurde. Eine Tradition, die sich bis in unsere Tage erhalten hat. Die Spendenkultur auf der Mathildenhöhe ist ungebrochen!Die Sanierung vieler Objekte auf dem Gelände der UNESCO-Welterbestätte, das ein einzigartiges Ensemble aus Architektur, Skulpturen und Gärten bildet, wurden mit der finanziellen Hilfe und Unterstützung einzelner Menschen und Institutionen realisiert. Dafür wollen wir ihnen mit dieser neuen Rubrik einmal „Danke“ sagen.
Den Anfang macht Heidi Kriegbaum, die schon seit rund 50 Jahren Führungen zu und durch Darmstadt konzipiert und anbietet, und sich außerdem seit langem beim Verein Freunde der Mathildenhöhe engagiert, in dessen Vorstand sie auch noch mit über achtzig Jahren als Beirätin aktiv ist. Auch räumlich ist sie der Mathildenhöhe ganz nah: Mit ihrer Penthouse-Wohnung im obersten Stockwerk des Neufert-Baus in der Pützerstraße hat sie den Logenplatz schlechthin und einen der atemberaubendsten Ausblicke auf den magischen Hügel.
Heidi Kriegbaum im Sommer 2024 am großen Blumenpokal von Albinmüller: Dank ihrer großzügigen Spende konnte 2019 diese auffallende Bildhauerarbeit am Rande des Lilienbeckens saniert werden. Seitdem läuft kein Wasser mehr an der Seite des Steinkübels heraus. Denn das war Heidi Kriegbaum bei einer ihrer Führungen über das Mathildenhöhengelände aufgefallen. Hier wollte und konnte sie ganz konkret Abhilfe schaffen. Auch wenn sie keinen besonderen Bezug zum zweiten Leiter der Künstlerkolonie Darmstadt, dem Architekten und Gestalter Albinmüller, gehabt habe, so Kriegbaum. Aber die Form und Gestalt der Vase haben ihr schon immer gefallen. Am Ende beliefen sich die Kosten auf rund 13.000 Euro, die sie komplett übernahm. Danke, Heidi Kriegbaum!
Der Gestaltungwille der Künstlerkolonie Darmstadt umfasste viele Bereiche des Lebens und machte auch vor der Musik nicht halt. Insbesondere reizte der Flügel als ein Musikinstrument, das viel Fläche für ornamentalen Schmuck bietet, zur künstlerischen Bearbeitung. War ein Flügel doch integraler Bestandteil der Wohnkultur großbürgerlicher Kreise, gehörte ein repräsentatives Musikzimmer zur Ausstattung eines jeden kunstbeflissenen Hauses. Ein solches besaß selbstverständlich auch Großherzog Ernst Ludwig in seinem Neuen Palais, das sich ehemals auf dem heutigen Georg-Büchner-Platz vor dem Staatstheater befand. Dort stand ab 1906 ein ganz besonderes Tasteninstrument: der „Olbrich-Mand-Flügel“. Erstmals öffentlich vorgestellt wurde er zur ersten Ausstellung der Künstlerkolonie von 1901 auf der Mathildenhöhe.
Eigentlich ist dieser spezielle Flügeltyp gar kein richtiger Flügel, denn ihm fehlt die charakteristische Flügelform, die dem Instrument überhaupt erst seinen Namen gegeben hat. Dieser Flügel hat acht Ecken und ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Joseph Maria Olbrich mit der vielfach prämierten Klavierbaufirma Mand aus Koblenz. Für die technische Innovation und die neue achteckige Form wurde vom Hersteller sogar ein Patent angemeldet.
Was wäre das Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe ohne seinen Rahmen, ohne die vielen bepflanzten Pergolen aus Gussbeton, die alles mit wunderbarem Grün umkränzen? Schon die ersten Grundrisszeichnungen von Joseph M. Olbrich zeigen einen Bau, der bereits 1908 von einem Raster aus unzähligen Pergolen-Quadraten komplett eingefasst ist. An einigen Stellen sind diese sogar mehrgeschossig angelegt, so dass Wein und Rosen wie Kaskaden am Gerüst aus Beton hinabranken können. Die Verschmelzung von Architektur und Natur – hier am Fuße des Ausstellungshügels ist sie nun nach langjähriger Sanierung wieder zu bewundern.
Mit der Bewerbung um den UNESCO Welterbe-Titel für die Mathildenhöhe und ihre Künstlerkolonie war von Anfang an auch die Erwartung verbunden, dem Tourismus in Darmstadt einen gehörigen Schub zu geben. Unterbrochen von Pandemie und aufwändiger Sanierungen erstrahlt der Musenhügel Darmstadts im Frühjahr 2024 so schön wie nie. Auch das Ausstellungsgebäude hat mit dem 20. September 2024 nun den lang ersehnten offiziellen Eröffnungstermin. Alles bereit für viele Besucher aus dem In- und Ausland? Darüber hat sich 23 Quer mit Anja Herdel unterhalten und mit ihr einen kleinen Streifzug über die Mathildenhöhe unternommen. Denn wer könnte besser um die Zahlen und Fakten und um die Pläne und Erwartungen an den städtischen Tourismus wissen als die Geschäftsführerin der Wissenschaftsstadt Darmstadt Marketing GmbH, die mit ihrem 24-köpfigen Team sowie rund 50 Gästeführern die touristische Vermarktung der Stadt sowie ihres Leuchtturms Mathildenhöhe vorantreibt.
In der Rubrik „Meine Mathildenhöhe“ erzählen Menschen, die die Mathildenhöhe prägen, begleiten und für sie an den unterschiedlichsten Stellen wirken, ihre ganz persönlichen Geschichten zu diesem ganz besonderen Stück Darmstadt. Gemeinsam mit ihnen flanieren wir über den Musenhügel. Drei Orte, drei Stopps, drei Geschichten. Los geht’s!
Keine Frage, dass dieser Ort den ersten Stopp wert ist. Denn das Große Haus Glückert ist – ganz neu – nun wieder Bestandteil der öffentlichen aber auch individuell gebuchten 90-minütigen Führungen über die Mathildenhöhe, die Darmstadt Marketing anbietet. Damit ermöglicht diese größte aller Künstlervillen auf der Mathildenhöhe wieder regelmäßig einen Einblick in das Innere eines der berühmten UNESCO-Bauten. Schließlich waren alle acht einst als Gesamtkunstwerk konzipiert. Hier kann man eines komplett in seiner ganzen Raumwirkung erleben: das Highlight jeder Führung.
Zugänglich ist die von Joseph M. Olbrich gebaute Jugendstilvilla nur im Rahmen von geführten Rundgängen von Darmstadt Marketing oder spezieller Veranstaltungen. Gesichert sind Tor und Eingang durch viele Schlösser. Und mit dem Großen Haus Glückert hatte auch Anja Herdel ihre erste „Schlüsselerfahrung“ auf der Mathildenhöhe. Gut 30 Jahre ist es mittlerweile her, dass sie als junge Frau zum ersten Mal den Schlüssel für diese herrliche Jugendstilvilla in den Händen hielt. Als Gästeführerin. Denn damit ging für sie, die sich in ihrem Studium auch mit Baugeschichte auseinandergesetzt hatte, 1993 ihre Karriere bei der Stadt Darmstadt los. Sie erinnert sich: „Ich wurde zu dieser Zeit gebeten, im Großen Haus Glückert die Aufsicht für einen Tag zu machen. Stunden habe ich auf dem von Olbrich eingebauten Stuhl an der Holztreppe links neben dem Kamin gesessen.“
Das große „Baumhausfest“ feierte heute in Darmstadt den Architekten Ot Hoffmann, den sprühenden Meister des Experiments und Pionier ökologischen Bauens in seinem außergewöhnlichen Wohn- und Geschäftsgebäude, das 1972 einen Meilenstein setzte.
In Kürze folgt dazu ein Artikel auf 23 Quer.
Seien Sie gespannt auf jede Menge „Quer“-Bezüge zur Mathildenhöhe.
Unser Hochzeitsturm macht sich auch als schlanker Weihnachtschmuck ganz ausgezeichnet, finden Sie nicht? Es muss ja nicht immer eine Kugel sein, die unser Auge zu Weihnachten erfreut. Nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern das ganze Jahr über ist uns die Darmstädter Mathildenhöhe einwunderbarer Blickfang. Als Lektüre zum Fest empfiehlt 23 Quer Ihnen an dieser Stelle nochmals eine ganz besondere Weihnachtsgeschichte:
Man hat das Gefühl, es geht etwas zu Ende – und eine neue Zeit beginnt. Das ist überall festzustellen: in der Gesellschaft mit ihren vielen Umbrüchen. Auf der Mathildenhöhe, die nach der UNESCO-Auszeichnung im Sommer 2021 nun langsam vollendet saniert erscheint und zu ganz neuen touristischen Ufern aufbricht. Auch beim Verein Freunde der Mathildenhöhe endet eine Ära und beginnt eine neue Zeitrechnung. Denn mit Hans Gerhard Knöll verabschiedet sich im Dezember 2023 ein Mann aus der allerersten Reihe und Riege, der als langjähriger Vorsitzender des Vereins dessen Geschicke und damit auch ein wenig die der Mathildenhöhe maßgeblich geprägt hat. Keine Frage also, dass 23 Quer mit ihm über die Mathildenhöhe flanieren musste.
In der Rubrik „Meine Mathildenhöhe“ erzählen Menschen, die die Mathildenhöhe prägen, begleiten und für sie an den unterschiedlichsten Stellen wirken, ihre ganz persönlichen Geschichten zu diesem ganz besonderen Stück Darmstadt. Gemeinsam mit ihnen flanieren wir über den Musenhügel. Drei Orte, drei Stopps, drei Geschichten. Los geht’s!
Stopp 1: Vor dem Ausstellungsgebäude von Olbrich
Das erste Mal hat er die Mathildenhöhe gesehen, da war er Anfang Zwanzig und kam als junger Student des Bauingenieurwesens nach Darmstadt. Das ist nun auch schon über sechzig Jahre her. Aber genau wie damals fasziniert Gerhard Knöll bis heute die besondere Architektur, die man hier oben auf dem prämierten Hügel sehen kann. Er ist einer, der mit dem Auge eines Bauingenieurs auf die Gebäude, die Gärten und die Skulpturen guckt, wo andere eher die kunstgeschichtlichen Zusammenhänge oder die Schönheit der Anlage sehen. Sein Blick geht oft hinter die Fassade, auf die zugrunde liegende Konstruktion der Gebäude. Er kann sich dabei immer wieder über die innovativen Ansätze begeistern, die die Künstlerkolonie Darmstadt insbesondere auch bei der Bautechnik hatte.
Einer seiner Lieblingsorte auf der Mathildenhöhe ist das Ausstellungsgebäude, 1908 gebaut von Joseph Maria Olbrich für die dritte, die Hessische Landesausstellung für freie und angewandte Kunst. Breit thront es auf dem alten Wasserspeicher der Stadt, wodurch es seine imposante Höhe erhält, obwohl es eigentlich nur ein eingeschossiger Bau ist. Der Gebäuderiegel fungiert als Spange, die den Hochzeitsturm links mit der Russischen Kapelle rechts verbindet. Es fasst die einzelnen, doch recht unterschiedlichen Gebilde, zu etwas Einheitlichem zusammen, lässt überhaupt erst den Eindruck eines Ensembles entstehen. Das Ausstellungsgebäude ist ein wichtiges architektonisches Element für das gesamte Erscheinungsbild der Mathildenhöhe.
In Gold und Blau erstrahlt das neu eröffnete „CaféRestaurant Mathildenhöhe“: ganz wie im alten Ägypten oder eben auch wie im Platanenhain Hoetgers, der alles Ägyptische eine Zeit lang so sehr liebte. Das neue Schmuckstück im Erdgeschoss des Ausstellungsgebäudes ist seit gut drei Wochen eröffnet und zieht viele begeisterte Gäste an. Die Aufnahmen stammen aus der Zeit davor, ohne Publikumsbetrieb, und geben einen klaren Blick auf zwei dominierende Bauelemente: auf den Aufzug in Messinggold, der den barrierefreien Zugang ermöglicht, und auf den Restaurantbereich mit lang gestreckter blauer Polsterbank und einem wandhohen Spiegel ganz am Ende, der den Raum optisch erheblich streckt. Ein Hauch von elegantem Art déco durchdringt das gesamte Lokal, in spannenden Kontrast gesetzt zu Bereichen, in denen das alte Backsteinmauerwerk und seine Nutzung als ehemaliger Wasserspeicher noch aufblitzt.
Gekonnt in Szene gesetzte Architektur, ein fantastischer Thekenbereich zum Empfang und ein Panoramablick über die Mathildenhöhe: Das muss man gesehen haben!
Ein richtiger „Männerclub“ war sie, die Künstlerkolonie Mathildenhöhe. 23 Künstler zählt man von ihrer Gründung in 1899 bis zu ihrer letzten Ausstellung in 1914 – und alle waren sie männlichen Geschlechts. So überhaupt nicht emanzipatorisch war der Aufbruch in die Moderne in Darmstadt, möchte man meinen. Doch dieses Bild einer Männerdomäne stimmt nicht so ganz. Wie die bahnbrechenden Ausstellungen zu den „Sturm-Frauen“ (2015/16) und den „Fantastischen Frauen“ der Surrealisten (2020) in der Frankfurter Schirn, entdeckt man auch in Darmstadt die „Frauen der Mathildenhöhe“. Die Kunsthistorikerin Renate Charlotte Hoffmann hat sich mit diesem bisher relativ unbeachteten Aspekt der Künstlerkolonie auseinandergesetzt und eine Fülle an Material und Namen zusammengetragen – und siehe da: Der weibliche Beitrag ist erstaunlich.
Sie waren Modelle, Schülerinnen, Assistentinnen, manche sogar als Mitarbeiterin angestellt, aber den Ruhm, Teil einer künstlerischen Avantgarde gewesen zu sein, den heimsten dann in aller Regel die männlichen Künstler ein. Die Frauen der Mathildenhöhe gerieten in Vergessenheit. Besonders interessant sind dabei die Frauenfiguren, die maßgeblich an dem Erscheinungsbild des UNESCO-prämierten Ensembles und seiner Raum- wie Gebrauchskunst mitgestaltet haben, an Objekten, die eigentlich bekannt sind als das Werk eines der bekannten Mathildenhöhenkünstler. Hinter Bernhard Hoetger, Emanuel J. Margold und selbst hinter Joseph M. Olbrich standen jedoch auch starke und beeindruckende Frauen, die ihre künstlerische Handschrift auf der Mathildenhöhe hinterlassen haben.
Siegreiche Kunst: Der Lorbeerkranz ist sicher (Foto: Fabian Fröhlich).
Sie hat es wahrlich nicht einfach, die Kunst: Sie muss oft kämpfen um Aufmerksamkeit, ringen um Anerkennung und Budgets. Aber am Ende wird sie dann doch gewinnen, wird man ihr den Lorbeerkranz der Siegerin überstreifen. So auch in Darmstadt. Hoch oben am mit Gold reich geschmückten Portal des Ernst Ludwig-Hauses stehen zwei Siegesgenien und flankieren den Eingang. Gerüstet mit einem Waffenrock begrüßen sie den zum Kampf bereiten Künstler, der unter ihnen zur Arbeit, zum „heiligen Gottesdienst“, ins Ateliergebäude schreitet und die stärkende Botschaft über ihm wohl vernimmt: „Der Sieg, er ist dir sicher!“
Die beiden Figuren sind von Rudolf Bosselt, angefertigt zur 1. Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie 1901. Mit der wehrhaften Kunst nimmt der Bildhauer ein Motiv auf, das bei der künstlerischen Avantgarde um die Jahrhundertwende sehr in Mode kam. Das führt eindrucksvoll eine große Kunstausstellung vor Augen, die zur Zeit in Berlin die Massen in die Alte Nationalgalerie auf die Museumsinsel lockt: „Secessionen – Klimt, Stuck, Liebermann“ ist ihr Titel. In den Secessionen, was wortwörtlich Abspaltungen bedeutet, fanden sich damals diejenigen Künstler zusammen, die die Kunst und ihre Strukturen im ausgehenden 19. Jahrhundert erneuern und radikal modernisieren wollten. Da war Kampf geradezu vorprogrammiert.
Kein Wunder, dass sich die Secessionisten die griechische Göttin Pallas Athene zur Leitfigur auserkoren hatten. In der Berliner Ausstellung wimmelt es geradezu von Darstellungen der kämpferischen Dame. Die meisten finden sich bei den Abspaltern aus München und Wien.
Die kreativen Köpfe der Künstlerkolonie Darmstadt, vor allen Dingen die Generation der 1. Ausstellung von 1901, waren junge Männer als sie auf der Mathildenhöhe Teil des ambitionierten großherzoglichen Projektes wurden. Es sollte sie in der Kunst- und Architektenwelt schlagartig bekannt machen und das südhessische Darmstadt in eine Spitzenposition auf dem Weg in die Moderne katapultieren. Die beiden Jüngsten der „glorreichen Sieben“, die Großherzog Ernst Ludwig bis 1899 zu sich an die neu gegründete Künstlerkolonie nach Darmstadt berief, waren gerade einmal 20 und 21 Jahre alt als sie zu der experimentierfreudigen Künstlergruppe stießen. 26, 28, 30, 31 und 32 Jahre zählten die anderen anfangs.
Doch wie alt wurden sie eigentlich? Wer von ihnen lebte am längsten, wer starb als erstes? Und – lebten die nachfolgenden Generationen der Ausstellungen von 1904, 1908 und 1914 länger? 23 Quer blickt in das kurze oder lange Leben der Protagonisten und klärt auch die Frage, wer das letzte lebende Mitglied der Künstlerkolonie Darmstadt war.