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Am Kamin von Olbrich, die Lichter brennen…

Weihnachtlicher Gruß aus dem Großen Haus Glückert: Ganz ohne Tannenbaum, aber dafür ebenfalls mit vielen brennenden Lichtern.

Denn sehr viele Glühbirnen sind es, die sich links und rechts des gewaltigen Kamins mit seinem bunten Pfauenfeder-Ornament senkrecht die Wand hochziehen und sie wunderbar ausleuchten. Wir sehen hier elektrisches Licht – und das schon seit 1901, seit der bahnbrechenden ersten Ausstellung der Künstlerkolonie Darmstadt. Für uns heute selbstverständlich, war das Licht auf Knopfdruck zur Wende ins 20. Jahrhunderts etwas ungemein Innovatives, der neuste technische Schrei. Den konnte man sich in Darmstadt schon sehr früh gönnen, denn im Stadtzentrum ging bereits 1888 mit der damaligen „Centralstation für elektrische Beleuchtung“ das dritte Elektrizitätswerk der Welt in Betrieb. Das erste hatte der Glühbirnen-Erfinder Thomas Alva Edison 1882 in New York gebaut, das zweite und erste deutsche folgte 1884 in Berlin. Eine technische Errungenschaft, die Joseph M. Olbrich, leitender Architekt der Künstlerkolonie Darmstadt, für seinen Auftraggeber, den Darmstädter Möbelfabrikanten Julius Glückert, mit großer künstlerischer Raffinesse im floralen Jugendstil zum Strahlen bringt.

Museum Künstlerkolonie: Einladende Eleganz von Joseph Maria Olbrich

Es gibt einen Ort auf der Mathildenhöhe, der jetzt in der Wintersaison einen Besuch besonders wert ist: das Museum Künstlerkolonie im Ernst Ludwig-Haus. Neben dem Vorteil warmer Zimmertemperaturen sprechen dafür gleich mehrere Gründe:

  • Es ist von der regen Bau- und Sanierungstätigkeit auf dem Welterbe-Hügel nicht betroffen und ohne Einschränkungen in ganzer Pracht zu besichtigen.
  • Die Auszeichnung zum Welterbe hat stark die Architektur in den Mittelpunkt gestellt. Es wäre mal wieder an der Zeit, sich mit den ebenfalls beeindruckenden Möbelentwürfen und Dekorationen für den Innenraum zu beschäftigen. Schließlich war alles von den innovativen Geistern der Künstlerkolonie als Gesamtkunstwerk konzipiert.
  • Das Große Haus Glückert wird zukünftig genau diesen Einblick in die Gestaltung des Innern erlauben, momentan bleibt die wunderbare Eingangstür unter dem Rundbogen wegen Sanierung jedoch noch geschlossen.

Wer das Konzept der Halle, typisch für die Künstlervillen von Joseph Maria Olbrich, selbst erleben will, der kann das zurzeit nur im Museum Künstlerkolonie tun und dabei sogar auf originalen Möbeln des Meisters Platz nehmen.

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Das Familiengrab Glückert: ein Kunstwerk von Olbrich

Die Grabstätte Glückert auf dem Alten Friedhof Darmstadt: Jugendstilkunst.

Die Künstlerkolonie Darmstadt hat nicht nur auf der Mathildenhöhe Spuren hinterlassen, sondern auch auf dem Alten Friedhof am Herdweg. So ist Joseph Maria Olbrich nicht nur selbst auf diesem Friedhof begraben (Grabstelle IV C 11), sondern hat dort zu Lebzeiten auch ein einmaliges Kunstwerk des Jugendstils geschaffen: das Grabmal für die Familie Glückert (Grabstelle I G 101).

Fünf Menschen haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden, darunter auch Julius Glückert – der Möbelfabrikant, der gleich zwei der Künstlervillen auf der Mathildenhöhe seinen Namen gegeben hat: Im Kleinen Glückerthaus wohnte er mit seiner Familie. Das Große Haus Glückert gleich nebenan diente über mehrere Etagen als Ausstellungsgebäude für seine modernen vom Jugendstil und den Entwürfen der Künstlerkolonie inspirierten Möbeleinrichtungen. Er genoss internationale Anerkennung, war auf den Weltausstellungen 1900 in Paris und 1904 in St. Louis vertreten und belieferte sowohl den russischen Zarenhof wie das niederländische Königshaus.

Er selbst wurde als letzter seiner Familie 1911 auf dem Alten Friedhof in dieser Grabanlage beigesetzt, die Olbrich bereits um 1901 für ihn entwarf. Der berühmte Architekt war zur Beisetzung des Möbelfabrikanten schon tot, gestorben 1908 mit gerade mal vierzig Jahren.

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