Sie ist definitiv der Farbtupfer in vornehmlich weißer Kulisse: Heidi Kriegbaum steht mit ihrem Schal in allen Farben des Regenbogens am städtebaulichen Planungsmodell für die Mathildenhöhe und zeigt, wo es lang geht: Richtung neues Besucherzentrum am Osthang der Mathildenhöhe. Den städtischen Architekturwettbewerb hatte das österreichische Architektenbüro Marte.Marte aus Feldkirch mit einem Entwurf gewonnen, der klare Kante zeigt: ein zweigeschossiger, langer Flachbau setzt einen deutlichen Akzent und wird dem ersten Riegel am Platze, dem ehemaligen Ateliergebäude der Künstler und heutigem Museum, ein städtebaulicher Gegenpol sein. In Sachen Besucherführung und -lenkung spielt es zukünftig eine wichtige Rolle. Schließlich sollen hier in unmittelbarer Nähe des Ausstellungsgebäudes Mathildenhöhe einmal die vielen Gäste empfangen, informiert und versorgt werden, die das bis dahin hoffentlich UNESCO-gekrönte Weltkulturerbe auf dem alten Busenhügel der Stadt erkunden wollen.
Wenn alles nach Plan geht, die letzten Einwände der zweiten Offenlegung geprüft und bearbeitet sind, wird das Projekt vermutlich noch vor der Sommerpause vom Stadtparlament verabschiedet. Dann kann es losgehen mit dem Bau des Besucherzentrums, das Teil eines eigens neu aufgestellten Bebauungsplans für den gesamten Osthang ist, dem O 32. Das Besucherzentrum war eine Forderung der UNESCO. Aber auch wenn der Welterbeantrag abschlägig entschieden werden sollte, wird es gebaut. Die Töpfe für das Millionenprojekt sind bereits gefüllt, unter anderem durch eine Spende der Familie Merck in Höhe von 3,5 Millionen Euro.
Bei einigen Gebäuden des neuen Osthangs ist die Nutzung noch nicht abschließend geklärt. Im Modell sind sie mit glasig durchscheinenden Klötzen gekennzeichnet. Das erläutert Heidi Kriegbaum, die im temporären Besucherzentrum die Stellung hält und für das Darmstädter Stadtmarketing kompetent Auskunft gibt über den Stand der Dinge und über vieles mehr: Schließlich ist die Dame mit dem grauen Lockenkopf langjährige Fachfrau in Sachen Mathildenhöhe, hat schon Scharen von Besuchergruppen das einmalige Ensemble näher gebracht. Auch das Haus Olbrich kennt sie gut, das mit seinem berühmten blau-weißen Fliesenband zur Zeit ebenfalls saniert wird und noch im Juni dieses Jahres fertig sein soll. Zur Zeit muss noch das Modell reichen.
Um sich über die Entwicklung auf der Mathildenhöhe auf dem Laufenden zu halten, ist man momentan im ehemaligen Konsum des Neufert-Baus, den die Stadt als Informationszentrum eingerichtet hat, an der richtigen Adresse – jedenfalls am ersten Wochenende eines jeden Monats. Dann öffnen sich samstags und sonntags jeweils von 11 bis 18 Uhr die Türen in der Pützerstraße 6. Die nächsten Termine sind der 7. und 8. März, der 4. und 5. April, der 2. und 3. Mai sowie der 6. und 7. Juni 2020. Ansonsten muss ein Blick hinter die großen Glasscheiben der langen Fensterfront genügen, um einen Blick auf die Städtebau-Modelle zu erhaschen.
Ja, und dann ist der große Termin auch schon da: Für Ende Juni, Anfang Juli 2020 wird die Entscheidung über den Welterbestatus der Darmstädter Mathildenhöhe erwartet. Sie wird auf einer Sitzung der UNESCO im chinesischen Fuzhou getroffen.
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