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Tierisch erotisch: Der Keramikhof im Badehaus

Es ist das letzte Badehaus im Rund der Arkaden: die Nummer 7 im Sprudelhof der historischen Badeanlage von Bad Nauheim. In der luxuriös ausgestatteten Wartehalle empfängt einen noch die Formenstrenge des Art Deco, doch gleich dahinter beginnt ein lustvolles Spielen und Treiben. Denn im Keramikhof von Heinrich Jobst springen Frösche über Bänke, tummeln sich Fische, kriechen Seeschlangen, und ein Brunnen mit nackten Nixen in anregenden Posen steigert das bukolische Lebensgefühl dieses ganz besonderen Badeorts. Für den Bildhauer der Künstlerkolonie Darmstadt war dieses 1907 sein erstes großes Projekt für Großherzog Ernst Ludwig, der ihn als Nachfolger von Ludwig Habich kurz zuvor an die Mathildenhöhe berufen hatte. Er war jung, 32 Jahre alt und sprühte vor Fantasie und Einfallsreichtum.

Sehr inspirierend hat auf ihn wohl eine Italienreise gewirkt, auf die ihn der Großherzog gleich zu Beginn schickte. Zusammen mit dem leitenden Architekten der Bad Nauheimer Anlage, Wilhelm Jost, und seinem Darmstädter Kollegen, dem Keramiker Jakob Julius Scharvogel, reiste er in den Süden. Ihr Auftrag: Anregungen für die Gestaltung und Ausschmückung der im Bau befindlichen Badeanlagen zu gewinnen. Der ganz in Terrakotta gestaltete Innenhof ist das sichtbare Ergebnis dieser italienischen Eindrücke.

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Check: Wie alt wurden die Mathildenhöhe-Künstler?

Die kreativen Köpfe der Künstlerkolonie Darmstadt, vor allen Dingen die Generation der 1. Ausstellung von 1901, waren junge Männer als sie auf der Mathildenhöhe Teil des ambitionierten großherzoglichen Projektes wurden. Es sollte sie in der Kunst- und Architektenwelt schlagartig bekannt machen und das südhessische Darmstadt in eine Spitzenposition auf dem Weg in die Moderne katapultieren. Die beiden Jüngsten der „glorreichen Sieben“, die Großherzog Ernst Ludwig bis 1899 zu sich an die neu gegründete Künstlerkolonie nach Darmstadt berief, waren gerade einmal 20 und 21 Jahre alt als sie zu der experimentierfreudigen Künstlergruppe stießen. 26, 28, 30, 31 und 32 Jahre zählten die anderen anfangs.

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Aufschlussreich: Albin Müllers Autobiografie

Eine Gemeinschaft gleichgesinnter Kreativer, ein freundschaftlicher Zusammenschluss unter Künstlern – daran denkt man wohl zuerst bei einer Künstlerkolonie. So ging es auch Albin Müller als er dem Ruf von Großherzog Ernst Ludwig folgte, von der Magdeburger Kunstgewerbeschule an die Mathildenhöhe wechselte und dort zum 1. Oktober 1906 neues Mitglied der Künstlerkolonie Darmstadt wurde. Doch – „meine Hoffnungen und Bemühungen schlugen von Anfang an und in der ganzen Folgezeit fehl.“

Ich hatte in weltfremder, idealistischer Auffassung von einer harmonischen Künstlergemeinde, von reger gegenseitiger Anregung, von einem Eintreten füreinander geträumt, und sah mit Trauer, daß sich davon nichts in der realen Welt verwirklichen ließ.

Künstler sind mehr als andere Menschen Individualisten. Sie müssen es sein um des persönlichen Ausdrucks ihrer Kunst willen. So platzen in ihren Reihen die Meinungen und Anschauungen stärker aufeinander als in anderen Berufsgruppen.

Von der ersten Generation der Darmstädter Künstlerkolonie existieren Briefe aus der Feder Joseph Maria Olbrichs, die tiefe Einblicke in die Zerrissenheit der Ausstellungsmacher von 1901 geben, insbesondere in Bezug auf das Verhältnis des Architekten zu Peter Behrens. Für die Zeit von Albin Müller, dem Nachfolger und zweiten Chefarchitekten der Künstlerkolonie, verfügen Historiker ebenfalls über ein sehr persönliches Dokument: seine viele Jahrzehnte später, Ende 1939, verfasste Autobiografie „Aus meinem Leben“.

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„Wir danken Euch allen!“ 23 Köpfe und ihr Weg in die Moderne. Ein Portrait.