Ein Mausoleum von Jobst, das nie gebaut wurde

Ernst Ludwig, der letzte Großherzog von Hessen und bei Rhein, wurde am 12. Oktober 1937 von Langen, wo er auf seinem Wohnsitz in Schloss Wolfsgarten drei Tage zuvor im Alter von 68 Jahren verstorben war, nach Darmstadt überführt. In einem langen Trauerzug durch die Stadt geleitete die Darmstädter Bevölkerung den Sarg ihres ehemaligen Landesfürsten vor nunmehr genau 87 Jahren hinauf auf die Rosenhöhe. Denn dort wollte er begraben sein – und hatte diesen Willen, kunstsinnig wie er zeitlebens war, auch in Form eines Gedichts formuliert.
ES WAR MEIN WUNSCH UND LETZTE BITTE:
SOLL SCHEIDEN ICH AUS DIESER WELT,
LASST MICH NICHT IN DER AHNEN MITTE,
LASST RUHEN MICH IM FREIEN FELD.
IN MEINEM GARTEN MÖCHTE ICH LIEGEN,
HIER GRÜSST DER HIMMEL FREI HERAB,
DIE SCHWALBEN HIN UND WIEDER FLIEGEN,
DIE STERNE BLICKEN AUF MEIN GRAB.
UND SONNTAGS, WENN DIE GLOCKEN LÄUTEN
VON KIRCHTÜRMEN ZUM GEBET,
WEISS ICH, DASS MEINES GRABES STUFEN
IHR WOHLVERTRAUTER KLANG UMWEHT.
UND WENN IM SCHNEE DIE WEGE SCHWINDEN,
UND ALLE GRÄBER TIEF VERSCHNEIT,
DANN KANN MAN MEINEN HÜGEL FINDEN,
ZUR ROSENHÖHE IST NICHT WEIT.
In der Ausstellung 4-3-2-1 Darmstadt im Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe ist in der rückwärtigen Halle 2, die dem Osten Richtung Rosenhöhe zugewandt ist, derzeit in einer Vitrine ein kleines Gipsmodell zu sehen. Es wurde von Heinrich Jobst vermutlich Ende des Jahres 1937 angefertigt und steht in engem Zusammenhang mit dem Tod Ernst Ludwigs und dem tragischen Schicksal der großherzoglichen Familie, das diese nur kurz danach ereilte.
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