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„Es war mir nie recht verständlich, warum Menschen sich mit der Gestaltung der Kleidung, ihrer zweiten Haut, so wenig abgeben, daß sie sie anderen überlassen und sich dadurch in Abhängigkeiten bringen.“ (OT HOFFMANN, 2003)
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Diese Worte stammen von einem Architekten, nicht von einem Mode-Designer. Der Darmstädter Architekt Ot Hoffmann hat sich viele Jahre intensiv mit dieser „zweiten Haut“ beschäftigt und folgte damit einer langen Tradition seiner Zunft. Denn bereits vor mehr als hundert Jahren machten sich um 1900 herum nicht nur Damenschneider, sondern namhafte Architekten Gedanken um das Gewand und seine Gestalt. Im Zuge der den gesamten Alltag des Menschen umfassenden Lebensreform wurde auch neu gedacht, wie sich vor allen Dingen die Frau dem neuen Denken und Zeitgeist entsprechend kleiden sollte: nicht mehr eingezwängt in ein Korsett, die Organe zusammengequetscht durch Horn und Fischbein, sondern in Kleidern, in denen sie sich frei bewegen konnte: Das Reformkleid war geboren. Es sollte nicht nur bequem und gesund sein, sondern auch unbedingt ästhetisch ansprechen und sich im Idealfall einfügen in das Gesamtkunstwerk eines Architekten, der bereits das Äußere wie das Innere eines Hauses künstlerisch gestaltet hatte. Die Trägerin eines Reformkleides und Hüterin des Hauses sollte perfekt an- und eingepasst in ihre häusliche „moderne“ Umgebung sein.
Protagonisten dieses Ansatzes waren damals die vom Jugendstil inspirierten Architekten Peter Behrens wie Henry van de Velde, der so radikal wie kein anderer seiner Zeitgenossen nach diesem Prinzip arbeitete: So entwarf er zur Jahrhundertwende in Weimar nicht nur sein Haus, die dazugehörige Einrichtung, das Geschirr, Gläser und Besteck, sondern auch das perfekt darauf abgestimmte Kleid seiner Frau Maria.
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