
Das Ende von Patriz Huber, dem so talentierten und viel versprechenden Innenarchitekten und Gestalter wie Gründungsmitglied der Darmstädter Künstlerkolonie, ist an Dramatik wohl kaum noch zu überbieten: Eine „Verzweiflungstat“, so lautet das Urteil der zeitgenössischen Medien. Aus enttäuschter Liebe zu einer Frau, verraten vom Freund, nimmt er sich am 20. September 1902 im Alter von gerade 24 Jahren in Berlin das Leben. Von Schuldgefühlen geplagt folgt ihm der Darmstädter Kunstkritiker Felix Commichau nur wenige Tage später in den Freitod. Der doppelte Selbstmord schockierte die Nation. Den Schlussakkord zur Tragödie spielte Hubers Begräbnis in Mainz.
Leichenzüge: Der Sarg mit dem Leichnam Patriz Hubers wurde von Berlin per Zug nach Mainz überführt. Denn Huber war zwar am 19. März 1878 in Stuttgart auf die Welt gekommen, verlebte seine Kindheit und Jugend aber in Mainz, wo sein Vater, Anton Huber, als Direktor viele Jahre die örtliche Kunstgewerbeschule leitete, in der auch Patriz Huber die Grundlagen seines Handwerks und seiner Kunst lernte. Auf dem Hauptfriedhof der Stadt am Rhein befand sich das Familiengrab der Hubers, in dem der viel zu früh Verstorbene am Mittwoch, den 24. September 1902, beigesetzt werden sollte. Genau am gleichen Tag, dem Tag der Beerdigung seines Freundes, bestieg Felix Commichau mittags auf dem Stettiner Bahnhof in Berlin ebenfalls einen Zug. Kurz vor der Endstation Neustrelitz jagte er sich eine Revolverkugel in die Schläfe und setzte seinem Leben ein Ende. „Die unselige That dürfte in der Verzweiflung über das traurige Ende seines Freundes begangen sein. Es ist ein höchst beklagenswertes Geschick, das zwei so hochbegabte, hoffnungsvolle junge Leute in den Tod getrieben hat.“ – Aus dem Darmstädter Tagblatt vom 24./25.9.1902.
Travestie mit Sarg und Säge: Tragisch. Komisch. Was ein Ende!
Zur Beerdigung von Patriz Huber fand sich in Mainz eine „ungeheure Menschenmenge“ entlang der Straßen ein, „durch welche sich der Trauerzug mit der Leiche Patriz Hubers vom Centralbahnhof aus bewegte.“ Zuvor hatte es aber schon die ersten Probleme gegeben, als der Sarg aus Berlin aus dem Eisenbahnwagen gehoben wurde, „ein peinlicher Zwischenfall“.
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