
„Die Löwen sind los!“ Das ist das Leitmotiv einer ganzen Reihe aus mittlerweile sechs Artikeln auf 23 Quer, die sich auf Safari über die Mathildenhöhe begeben, immer auf der Jagd nach den Tieren mit der wilden Mähne. Einen regelrechten Raubtier-Zoo beherbergt der Platanenhain, den wir heute durchpirschen – und ausgesprochen reiche Beute machen: Denn der Bildhauer Bernhard Hoetger, der für die Ausstellung von 1914 den Platanenhain mit einem ganzen Skulpturenpark ausstattete, hat Löwen an vielen Stellen seines Monumentalkunstwerks eingesetzt. Wenn man alle seine Arbeiten zusammenzählt, kommt man auf insgesamt 49 Löwendarstellungen, dazu noch die zwei Raubkatzen über dem Eingang. Es faucht und brüllt an allen Ecken!
An der Nordseite des Platanenhains, umgeben von dichtem Efeu, bezaubern links und rechts der Brunnengruppe insgesamt 7 Wasserträgerinnen die Besucher. Die schlanken Damen stehen allesamt auf einem etwa dreißig Zentimeter hohem Sockel, der sich nach oben treppenförmig verjüngt. Auf jedem Sockel sitzen 2 Löwenfiguren nebeneinander und schauen frontal zum Betrachter. 14 Löwen zählen wir davon insgesamt. Auch die 3 Frauen der Brunnengruppe sind hinter dem goldenen Gitter von 3 Löwen links und 3 Löwen rechts eingerahmt, macht weitere 6 Löwen. So kommen wir an der Nordflanke auf insgesamt 20 Löwenskulpturen für 10 Frauen. Dazu gesellen sich noch 4 Löwenköpfe, die im Relief der Brunnengruppe als Wasserspeier dienen.




Genau gegenüber, an der Südseite des Platanenhains, sehen wir analog zur Nordseite ebenfalls 20 Löwenfiguren. An dieser Flanke sind jeweils 10 dickbauchige Vasen mit einem Doppel aus Löwen gerahmt. Die beiden Löwen, der eine nach Osten, der andere nach Westen blickend, tragen mittig das zur Halbkugel geformte Gefäß. Mit ihrer Haltung Rücken an Rücken erinnern sie sehr an ägyptische Darstellungen aus der 21. Dynastie, in der zwei Löwen zwischen sich die aufgehende Sonne trugen. Was es mit der Zahl 10 und dem Konzept von Wasser und Sonne im Hoetger’schen Figurenprogramm auf sich hat, war 23 Quer bereits eine besondere Betrachtung wert und ist zur weiteren Lektüre hier empfohlen: Licht- und Schattenseiten oder viel Sonne und Wasser im Platanenhain. Festzuhalten bleibt aber jedenfalls: Auch im Süden zählen wir wieder 20 Löwenskulpturen.


Noch mehr Löwen gibt es am Ende der zentralen West-Ost-Achse des Platanenhains zu entdecken, am Denkmal der „Sterbenden Mutter mit Kind“. Fünf Löwen mit sehr mächtiger Mähne tragen das große Monument. Sie gelten als Wächterlöwen und sollen, wie auch die bärtigen Masken am Fuß der benachbarten Vasen mit den Schakalen, Unheil abwehren.



Wir finden also 20 Löwen auf der Nordseite, 20 Löwen auf der Südseite und 5 Löwen unter dem zentralen Denkmal im Westen des Hains. Das macht 45 gestaltete Löwenskulpturen, dazu addiert noch die 4 wasserspeienden Löwenreliefs. In der Summe zählen wir auf dem Platanenhain 49 Löwendarstellungen von Bernhard Hoetger.
Und damit noch nicht genug der Raubtiere: Zum großen Löwenzoo gesellen sich noch die beiden Skulpturen des Bildhauers am Eingang zum Platanenhain. Links, Richtung Westen zur untergehenden Sonne, sehen wir oben auf dem breiten Pfeiler die Figur „Panther, die Nacht tragend“ und rechts, Richtung Osten zur aufgehenden Sonne, die Figur „Puma, den Tag tragend“. Wegen seines hellen Fells wird der Puma auch „Silberlöwe“ genannt, auch wenn er kein echter ist. Aber auf unserer Safari nehmen wir diesen Fang gerne noch mit!


PS: Noch zwei weitere Löwendarstellungen gibt es am östlichen Ende des Platanenhains zu entdecken: Die Löwen im Stadtwappen auf den Pfeilern, die den Bacchus-Brunnen zieren. Diese stammen von 1904, gearbeitet vom Bildhauer Ludwig Habich. Sie wurden von 23 Quer bereits in einem früheren Beitrag zu dieser Reihe „Die Löwen sind los!“ gewürdigt:
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