


Nach der zügigen Fällung von 35 Platanen Anfang Oktober geht es nun den Bäumen im Platanenhain weiter an die Wurzel. Mit einem eigens konstruierten Bagger wird vorsichtig das unterirdische Versorgungsgitter gegraben, für die zukünftige Bewässerung und Belüftung der alten wie neuen Platanen mit der typischen „Darmstädter Hohlkrone“. Durch diese Spezialbehandlung kann die Stadt Darmstadt das monumentale Gesamtkunstwerk aus Bäumen und Skulpturen von Bernhard Hoetger, seit Sommer 2021 auch Teil des UNESCO Welterbes Mathildenhöhe, großflächig erhalten. Früher als geplant, bereits im Frühjahr 2023, soll der Platanenhain frisch saniert erstrahlen.
Jeder einzelne Baum des Platanenhains ist wichtig. Jede einzelne Platane fordert eine individuelle Beurteilung. Der Verein der Freunde der Mathildenhöhe hat dazu während der Entscheidungsphase jede Platane des Hains separat mit der Kamera festgehalten, 23 Querreihen à zumeist acht Bäumen pro Reihe galt es abzulichten. Eine einmalige Fotogalerie aus rund 180 knorrigen Charakterköpfen ist so entstanden. Die Baumportraits von Nikolaus Heiss sind ein besonderes fotografisches wie denkmalpflegerisches Dokument.

35 von ihnen sind nun auf immer verloren. Vielleicht hätte man noch die ein oder andere Platane retten können, noch ein wenig länger beobachten sollen, ob sie es nicht doch noch schafft mit guter Luft, Wasser und Ernährung von unten? Vielleicht. Ein bisschen Wehmut bleibt immer.
Statt ursprünglich 100 aus dem ersten und dann 40 Bäumen aus dem zweiten Expertengutachten waren es am Ende 35, die als nicht mehr zu retten eingestuft wurden. Nochmals fünf weniger, dafür hatten Grünflächenamt und Denkmalpflege, und auch die „Freunde der Mathildenhöhe“, in diesem Jahr sorgfältig nochmals jede Pflanze bewertet.
So haben es etwa diese drei Platanen direkt vor dem Denkmal der „Sterbenden Mutter mit Kind“ – die Bäume Nr. 68 links und Nr. 67 rechts hinten sowie vorne der Baum Nr. 66 – doch noch geschafft und sind von der Liste der geplanten Fällungen aus vorwiegend denkmalpflegerischen Gründen in der letzten Entscheidungsphase gestrichen worden.
Die große Kämpferin für jeden einzelnen Baum, Renate Charlotte Hoffmann, Kunsthistorikerin und zweite Vorsitzende bei den Freunden der Mathildenhöhe, verbucht die deutliche Reduzierung der Zahl der gefällten Bäume wie auch das jetzige Sanierungskonzept für den Platanenhain mit den unterirdischen Versorgungsgräben letztendlich als Erfolg des stetigen kritischen Begleitens sämtlicher Gutachten und Vorschläge: „Wir sind nicht glücklich, aber zufrieden mit der Lösung.“

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Bildnachweis: Die drei Fotografien vom Spezialbagger aus der Fotogalerie oben sind von Klaus Stolze.