Schlagwort-Archive: Künstlerkolonie

3sat Museums-Check: Drehtermin Mathildenhöhe

Am Sonntag, den 10. August, macht die beliebte Sendereihe Museums-Check von 3sat Station in Darmstadt: Mit Matthias Matschke auf der Mathildenhöhe heißt es um 18:30 Uhr für die Fernsehzuschauer in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Schauspieler Matthias Matschke, bekannt aus vielen Fernsehrollen wie etwa der „heute show“ oder der Krimiserie „Professor T.“ ist in Darmstadt zur Schule gegangen, ein Heimspiel also für ihn. Nichts als Liebe empfinde er für diesen Ort, und: „Die Magie ist immer noch da.“ Zusammen mit Moderator Markus Brock spürt er in der dreißigminütigen Sendung dem Geist von Aufbruch und Experimentierfreude, von Moderne und Internationalität um 1900 nach, die damals wie heute die besondere Atmosphäre der Mathildenhöhe ausmacht.

An fünf Drehtagen war ein Team des SWR im Juli in Darmstadt, an einem davon war auch 23 Quer dabei. Im Fokus der TV- Kamera an diesem Tag: das Haus Behrens, was sich vor einem beeindruckenden Wolkenhimmel präsentierte.

3sat Museums-Check: Mathildenhöhe, „Making-of“ in Bildern

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Jubiläum: 1 + 2 + 3 + 4 Jahre UNESCO Weltkulturerbe!

Mensch, wie die Zeit vergeht! Vier Jahre ist es auf den Tag genau her, dass die Mathildenhöhe Darmstadt als 48. Welterbestätte Deutschlands in die große UNESCO-Familie aufgenommen wurde. Am 24. Juli 2021, an einem Samstagnachmittag, fiel im chinesischen Fuzhou die historische Entscheidung. Freude und große Erleichterung allerorten, insbesondere in der südhessischen Metropole. Geschafft!

Zum Geburtstag heute haben die Freunde der Mathildenhöhe und der Förderkreis Hochzeitsturm eine kleine Überraschung für die Jubilarin vorbereitet: die Mathildenhöhe auf einen Blick, gesehen mit den Augen der bekannten Darmstädter Illustratorin Nicola Koch. Eine amüsante Orientierungshilfe für alle, die zum ersten Mal die ausgezeichnete Architektur, Gartenanlagen und Skulpturen von 1901 bis 1914 bestaunen wollen, und zugleich ein witziger Augenschmaus für diejenigen, die sich bereits gut auskennen auf dem Gelände. Frei nach dem Motto: „DA geht’s lang!“

Ein Geschenk zum Geburtstag, von dem wir alle etwas haben. Denn wer möchte, kann sich das kleine Koch’sche Kunstwerk gerne als Erinnerung mitnehmen. Auf jeden Fall ist es im Shop des Hochzeitsturms auf der Mathildenhöhe kostenlos zu ergattern.

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Buchtipp: „Steine für die Ewigkeit“ – Jugendstil von Daniel Dell in Griesheim

Ein Bildhauer, der weithin unbekannt ist, aber in engem Zusammenhang mit der Mathildenhöhe Darmstadt und der Künstlerkolonie steht, war in Griesheim Zuhause: Sein Name ist Daniel Dell. Er kannte die Bildhauerateliers der Künstlerkolonie gut, hat die Künstler Ludwig Habich und vor allen Dingen Heinrich Jobst unterstützt, für den er zahlreiche Arbeiten ausführte, glaubt man der zeitgenössischen Presse. Obwohl er nie offiziell zur Künstlerkolonie gehörte, hat ihn die Künstlerkolonie Darmstadt geprägt, von der er sich deutlich inspirieren ließ. Die Griesheimer Kunsthistorikerin Heike Jakowski hat sich intensiv mit Daniel Dell (1868 – 1941) auseinandergesetzt und nun ein Buch veröffentlicht, das erstmals Leben und Werk dieses relativ unbekannten Jugendstilbildhauers umfassend würdigt.

Seine „Steine für die Ewigkeit“, so der Buchtitel, kann man bis heute im Griesheimer Friedhof bestaunen. Die meisten der über 80 historischen Grabdenkmäler dort stammen von ihm und stellen einen einzigartigen Schatz für die Region dar. Ein Spaziergang entlang der alten Friedhofsmauer gleicht förmlich einem Gang durch einen Skulpturenpark. Eine erste Führung der Autorin, zu der der Darmstädter Verein Freunde der Mathildenhöhe am 25. Mai eingeladen hatte, fand großen Anklang. Mehr als 40 Teilnehmer ließen sich von der hohen Steinmetzkunst aus Griesheimer Werkstatt beeindrucken, die für einen Friedhof in seiner Vielfalt und Qualität einmalig ist im Landkreis Darmstadt-Dieburg.

An nicht wenigen Stellen auf dem Gelände sind Bezüge zur Mathildenhöhe herzustellen: Man stand sichtbar im gegenseitigen Austausch, Dell in seiner Griesheimer Werkstatt in der Frankfurter Straße und die Bildhauer in Darmstadt auf der Mathildenhöhe. Etliche Motive und Formen sind von dem, was er in Darmstadt sah, inspiriert. Im Detail ist das alles wunderbar nachzulesen in dem reich bebilderten Band von Heike Jakowski, der ebenfalls eingeht auf die damaligen Gepflogenheiten der Bestattungskultur und wie diese im Rahmen allumfassender Reformbewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts neu gedacht wurden.

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„Meine Mathildenhöhe“: 10jähriges Jubiläum für Direktor Philipp Gutbrod

In der Rubrik „Meine Mathildenhöhe“ erzählen Menschen, die die Mathildenhöhe prägen, begleiten und für sie an den unterschiedlichsten Stellen wirken, ihre ganz persönlichen Geschichten zu diesem ganz besonderen Stück Darmstadt. Gemeinsam mit ihnen flanieren wir normalerweise über den Musenhügel. Drei Orte, drei Stopps, drei Geschichten heißt es dann. Doch bei diesem Mann machen wir eine Ausnahme. Nur drei Orte, das wäre einfach viel zu wenig Mathildenhöhe, um auch nur ein Stück weit der Leidenschaft, des Engagements und der Arbeit gerecht zu werden, die ihn täglich treiben.

Seit April 2015 ist Philipp Gutbrod Direktor des Institut Mathildenhöhe Darmstadt. Seit März dieses Jahres ist er zudem Kulturreferent der Stadt Darmstadt. Zeitgleich wurde er zum Site-Manager der Darmstädter UNESCO-Welterbestätte ernannt. 23 Quer hat den Vielbeschäftigten in seinem Büro im Oberhessischen Haus am Olbrichweg besucht, um mit ihm einen Blick zurückzuwerfen auf die vergangenen zehn Jahre und auch ein wenig vorauszuschauen auf die Pläne für die Zukunft.     

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Das große Familientreffen: die UNESCO in Darmstadt

Volles Haus bei der UNESCO-Jahrestagung 2025 (© Darmstadt Marketing, Julia Essl)

54 deutsche Welterbestätten zählt die UNESCO momentan. Kein Wunder, dass es eng wurde zum Gruppenbild im Wilhelm Köhler-Hörsaal im alten Hauptgebäude der Technischen Universität in Darmstadt. Für die jährliche Tagung, zu der der Verein der UNESCO- Welterbestätten gemeinsam mit der Deutschen UNESCO-Kommission einlädt, fiel die Wahl 2025 auf Darmstadt und Messel. Vorträge, Exkursionen und viel Austausch untereinander bot das mehrtägige Programm, bei dem sich vom 23. bis 25. April alles um „Innovative Wege der Welterbevermittlung“ drehte.

Anja Herdel, Geschäftsführerin von Darmstadt Marketing und Tourismus-Chefin der Stadt, und Philipp Gutbrod, Direktor des Institut Mathildenhöhe Darmstadt und verantwortlich für die Darmstädter UNESCO-Welterbestätte, waren die gemeinsamen Gastgeber und nutzten die Gelegenheit, dem Familienbesuch aus ganz Deutschland Darmstadt und seine Stadtkrone auf der Mathildenhöhe vorzustellen. Selbstverständlich gab es auch Gelegenheit, Deutschlands erstem UNESCO-Weltnaturerbe, der Grube Messel, einen Besuch abzustatten.

Die Keynote des Hauptprogramms sprach Ralf Beil, Generaldirektor des UNESCO-Welterbes Völklinger Hütte: „Quo Vadis, Weltkulturerbe?“ Während vorher viele Fragen um das „Wie“ der Vermittlung diskutiert wurden und welcher Weg nun der bessere sei – ob analog, digital oder vielleicht ganz innovativ mit Unterstützung von KI – ging es Beil um das für ihn viel Wichtigere „Was“.

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Architektur mit Ausblick: Dachlandschaften

Ernst Ludwig-Haus mit Oktogon und Bildhauerateliers

Jetzt mit dem März geht das Jahr so richtig los: Die Natur hat noch ein wenig Kraft gesammelt, 23 Quer auch, um nun so richtig durchzustarten. Los geht es mit einem Blick auf die faszinierenden Dachlandschaften, die überall auf dem Gelände des UNESCO Weltkulturerbes Mathildenhöhe Darmstadt zu entdecken sind. Wir werden in den nächsten Tagen den Blick von oben und auf oben wagen, dabei manch ausgezeichneter Architektur auf’s Dach steigen. Den Anfang macht das Museum Künstlerkolonie mit seiner modernen Dachlandschaft aus großflächigen Oberlichtern, die die acht Ateliers der Künstler, Bildhauer und Architekten ab 1901 mit perfektem Arbeitslicht von Norden versorgten.

Den besten Blick von oben auf das heutige Museum Künstlerkolonie gibt es von der kleinen Südterrasse des gegenüberliegendem Ausstellungsgebäudes. Noch viel interessanter ist aber ein anderer Aussichtspunkt.

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23 Quer feiert Jubiläum!

Heute, genau auf den Tag, ist es 5 Jahre her, dass 23 Quer mit einem ersten Beitrag online ging: „Der Countdown läuft…“ hieß es am 3. Januar 2020 an dieser Stelle. Denn im Sommer 2020 sollte die Entscheidung fallen über die Mathildenhöhe und ihre Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste. Man zählte schon die Tage. Doch dann kam alles ganz anders als geplant: Nur wenige Wochen später beherrschte Corona das Land und die Welt – und an ein Treffen des Gremiums, das in China stattfinden sollte, war nicht mehr zu denken. 2021 wurde schließlich das Jahr der Entscheidung für Darmstadt mit allseits bekanntem erfolgreichen Ende: Die Mathildenhöhe ist seit dem 24. Juli diesen Jahres UNESCO Weltkulturerbe. Vor Corona entstand die Idee zu 23 Quer, währenddessen machte es seine ersten Schritte und hat in den vergangenen Jahren eine richtige Fangemeinde gewonnen. Heute ist 23 Quer fast schon eine Institution: eine regelmäßig erscheinende kleine Online-Publikation für alle Freunde und Flaneure der Mathildenhöhe.

5 Jahre, das sind auch 180 Artikel später. 36 Beiträge erscheinen jedes Jahr auf 23 Quer, im Idealfall jeden Monat 3. Manchmal mehr, manchmal weniger. Manchmal kurz, meistens länger. Sie alle sind noch da, sind jederzeit kostenlos zu lesen. Dank Schlagwortregister und Datenbank lassen sie sich durchforsten: etwa die vielen Artikel zum Platanenhain oder zum Hochzeitsturm, zu einzelnen Künstlern wie etwa Olbrich oder Hoetger. Oder Sie wählen die Jahreszahl der Ausstellung, etwa 1901 oder 1908, und Sie haben auf einen Klick alle Artikel, die jemals zu diesem Schlagwort auf 23 Quer erschienen sind, gelistet und zum sofortigen Lesen aufrufbar. Oder sie suchen nach dem Stichwort Gärten oder Gräber oder Bildhauerei oder … Was immer Sie interessiert. So vielfältig wie die Mathildenhöhe und ihre Künstlerkolonie zeigt sich im Rückblick das Panorama der behandelten Themen.



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Am Kamin von Olbrich, die Lichter brennen…

Weihnachtlicher Gruß aus dem Großen Haus Glückert: Ganz ohne Tannenbaum, aber dafür ebenfalls mit vielen brennenden Lichtern.

Denn sehr viele Glühbirnen sind es, die sich links und rechts des gewaltigen Kamins mit seinem bunten Pfauenfeder-Ornament senkrecht die Wand hochziehen und sie wunderbar ausleuchten. Wir sehen hier elektrisches Licht – und das schon seit 1901, seit der bahnbrechenden ersten Ausstellung der Künstlerkolonie Darmstadt. Für uns heute selbstverständlich, war das Licht auf Knopfdruck zur Wende ins 20. Jahrhunderts etwas ungemein Innovatives, der neuste technische Schrei. Den konnte man sich in Darmstadt schon sehr früh gönnen, denn im Stadtzentrum ging bereits 1888 mit der damaligen „Centralstation für elektrische Beleuchtung“ das dritte Elektrizitätswerk der Welt in Betrieb. Das erste hatte der Glühbirnen-Erfinder Thomas Alva Edison 1882 in New York gebaut, das zweite und erste deutsche folgte 1884 in Berlin. Eine technische Errungenschaft, die Joseph M. Olbrich, leitender Architekt der Künstlerkolonie Darmstadt, für seinen Auftraggeber, den Darmstädter Möbelfabrikanten Julius Glückert, mit großer künstlerischer Raffinesse im floralen Jugendstil zum Strahlen bringt.

150! Happy Birthday, Edmund Körner

Viel steht ja nicht mehr von Dir auf der Mathildenhöhe. Blumenvasen im Neo-Barock und eine einsame Bank, auf der wir uns niederlassen können, um Deiner kurz zu gedenken, bevor er schon wieder vorbei ist: Dein Geburtstag. 150 Jahre ist das her, ein weiteres Jubiläum in diesem jubiläumsreichen Jahr 2024. Der Jahrgang 1874 war deutlich überrepräsentiert in der Künstlerkolonie: Bernhard Hoetger am 4. Mai, Heinrich Jobst am 6. Oktober und nun auch Du, am 2. Dezember. Alle hattet Ihr Euren 150. Geburtstag in 2024. Du bist der letzte Jubilar, den wir feiern, Edmund. Das wird 23 Quer auch noch gebührend tun nach Deinem Geburtstagsmonat. Denn nicht Wenige haben zur Ausstellung von 1914 sehr bedauert, dass ein so bedeutender Architekt nur Temporäres auf der Mathildenhöhe hinterlassen durfte. Wo Du doch in Essen ein Gigant Deiner Disziplin warst, weltberühmt wegen des Baus von Europas größter Synagoge, mit dem Du auch den Großherzog Ernst Ludwig auf Dich aufmerksam gemacht hattest.

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Alexander Koch: Ein Flügel für den Förderer

Dieser Flügel stand einst in der Annastraße 23 in Darmstadt, in der Wohnung des Verlegers und Publizisten Alexander Koch. Gestaltet wurde er von Patriz Huber, einem der jüngsten Kreativen in der Künstlerkolonie, der zwischen 1901/1902 im Alter von 23 Jahren dessen komplette Wohnung ausstattete und exquisite Jugendstilmöbel entwarf. Koch hatte den talentierten Möbelgestalter entdeckt, gefördert und in seinen führenden Publikationen zur Wohnkultur weit über Darmstadt hinaus bekannt gemacht. Neben Peter Behrens galt er als der „Shooting-Star“ der sieben Künstler aus der Gründergeneration.

Der kostbare historische Jugendstil-Flügel wird zur Zeit in der Ausstellung „4-3-2-1 Darmstadt“ im Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe präsentiert und ist noch bis zum 27. April 2025 zu bewundern. Dort kann man auch eintauchen in die Welt des Kunstkenners und Dekorationsexperten Koch, der Anfang des 20. Jahrhunderts ein Meinungsführer in Sachen guten Geschmacks sowie hochwertiger und schön gestalteter Räume war. Eine Denkschrift aus seiner Feder, ein flammender Appell, gab im Herbst 1898 den Anstoß zur Errichtung der Künstlerkolonie, die dann schnell, nur wenige Monate später 1899 gegründet wurde. Vor, während und nach der Eröffnung der 1. Ausstellung von 1901 entfachte der wirkungsmächtige Publizist in Deutschland wie im Ausland ein wahres PR-Feuerwerk.

Die Gründung der Künstlerkolonie Darmstadt vor 125 Jahren und die Rolle von Alexander Koch für die Entwicklung Darmstadts zu einem Zentrum der „Gebrauchs-Kunst“ steht im Mittelpunkt eines Vortrags der Freunde der Mathildenhöhe am 2. Dezember im Haus der Geschichte in Darmstadt.

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Trauer in Mainz: Patriz Hubers bizarre Beerdigung

Das Ende von Patriz Huber, dem so talentierten und viel versprechenden Innenarchitekten und Gestalter wie Gründungsmitglied der Darmstädter Künstlerkolonie, ist an Dramatik wohl kaum noch zu überbieten: Eine „Verzweiflungstat“, so lautet das Urteil der zeitgenössischen Medien. Aus enttäuschter Liebe zu einer Frau, verraten vom Freund, nimmt er sich am 20. September 1902 im Alter von gerade 24 Jahren in Berlin das Leben. Von Schuldgefühlen geplagt folgt ihm der Darmstädter Kunstkritiker Felix Commichau nur wenige Tage später in den Freitod. Der doppelte Selbstmord schockierte die Nation. Den Schlussakkord zur Tragödie spielte Hubers Begräbnis in Mainz.

Travestie mit Sarg und Säge: Tragisch. Komisch. Was ein Ende!

Zur Beerdigung von Patriz Huber fand sich in Mainz eine „ungeheure Menschenmenge“ entlang der Straßen ein, „durch welche sich der Trauerzug mit der Leiche Patriz Hubers vom Centralbahnhof aus bewegte.“ Zuvor hatte es aber schon die ersten Probleme gegeben, als der Sarg aus Berlin aus dem Eisenbahnwagen gehoben wurde, „ein peinlicher Zwischenfall“.

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Nachruf auf Patriz Huber

Friedrich Dernburg (Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, 28.9.1902)

Ein Mausoleum von Jobst, das nie gebaut wurde weiterlesen

Heinrich Jobst oder drei Bayern in Bad Nauheim

Fast jeder Künstler, der zur Ausstellung von 1908 Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie war, hat sich an des Großherzogs großem Bauprojekt dieser Jahre beteiligt: den neuen Kuranlagen von Bad Nauheim. Ernst Ludwig hatte zum Leiter der eigens dafür geschaffenen Baubehörde den in Darmstadt geborenen und an der Technischen Hochschule ausgebildeten jungen Architekten Wilhelm Jost benannt. Dieser schuf zwischen 1905 und 1911 mit dem „Sprudelhof“ und der Trinkkuranlage in Bad Nauheim ein einmaliges Ensemble, das basierend auf Vorbildern der Renaissance und des Barock durch die Elemente des Darmstädter Jugendstils späterer Ausprägung seine ganz eigene Architektursprache fand.

Es entstand wie schon in Darmstadt auf der Mathildenhöhe auch in Bad Nauheim ein Gesamtkunstwerk, zu dem mit dem Bildhauer Heinrich Jobst, dem Keramiker Jakob Julius Scharvogel, dem Schmiedekünstler Ernst Riegel, dem Glasmaler Friedrich W. Kleukens und dem Gestalter Albin Müller gleich fünf der sieben großen Namen der Künstlerkolonie von 1908 beitrugen und das gestalteten, was bis heute ein architektonisches Juwel darstellt. Jobst hat dabei im „Sprudelhof“ seine Akzente gesetzt, mit den Arbeiten für die Badehäuser 2 und 7, mit dem Hessischen Löwen aus Bronze, vor allen Dingen aber mit der Einfassung der Sprudel im zentralen Innenhof der Anlage, darunter der „Große Sprudel“ von Bad Nauheim. Hier hat er sich mit seinem Entwurf im Wettbewerb sogar gegen den leitenden Architekten Jost durchsetzen können.

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Gruppenbild mit Raubtier: die Familie Jobst heute

Das Künstler-Gen hat er anscheinend nicht weitergegeben: Unter seinen Nachfahren hat keiner mehr den Weg eines Bildhauers eingeschlagen. Das war bei ihm noch anders. Heinrich Jobst selbst war Sohn eines Steinmetzes, als er am 6. Oktober 1874 im bayerischen Schönlind nördlich von Regensburg auf die Welt kam. Jung, direkt nach der Schulzeit trat er mit 14 Jahren in die Fußstapfen seines Vaters, wurde zunächst Steinmetz und anschließend an der Münchner Kunstakademie zum Bildhauer ausgebildet. Spät, erst mit 50 Jahren, hat er am 19. November 1924 geheiratet, eine Frau, die erheblich jünger war als er. Der Altersunterschied zwischen ihm und Felicitas Jobst betrug 22 Jahre. Mit ihr bekam er im fortgeschrittenen Alter noch vier Kinder, eine Tochter und drei Söhne.

Zu seinem 150. Geburtstag sind auf diesem Bild vom 6. Oktober 2024 gleich drei Generationen Jobst zu sehen: die beiden Töchter seines Sohnes Heinz, die Enkelinnen Beate Jobst (ganz links) und Sabine Deuker geborene Jobst (ganz rechts), sowie deren Tochter, die Urenkelin Marina mit der Ururenkelin Nora auf dem Schoß. Enkel Steffen Jobst, ebenfalls beim Geburtstagstreffen in Bad Nauheim dabei, stammt aus der Linie seines jüngsten Sohnes Wolfgang. Insgesamt können sich 4 Kinder, 9 Enkel, 8 Urenkel sowie 2 Ururenkel zu seinen Nachfahren zählen.

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Tierisch erotisch: Der Keramikhof im Badehaus

Es ist das letzte Badehaus im Rund der Arkaden: die Nummer 7 im Sprudelhof der historischen Badeanlage von Bad Nauheim. In der luxuriös ausgestatteten Wartehalle empfängt einen noch die Formenstrenge des Art Deco, doch gleich dahinter beginnt ein lustvolles Spielen und Treiben. Denn im Keramikhof von Heinrich Jobst springen Frösche über Bänke, tummeln sich Fische, kriechen Seeschlangen, und ein Brunnen mit nackten Nixen in anregenden Posen steigert das bukolische Lebensgefühl dieses ganz besonderen Badeorts. Für den Bildhauer der Künstlerkolonie Darmstadt war dieses 1907 sein erstes großes Projekt für Großherzog Ernst Ludwig, der ihn als Nachfolger von Ludwig Habich kurz zuvor an die Mathildenhöhe berufen hatte. Er war jung, 32 Jahre alt und sprühte vor Fantasie und Einfallsreichtum.

Sehr inspirierend hat auf ihn wohl eine Italienreise gewirkt, auf die ihn der Großherzog gleich zu Beginn schickte. Zusammen mit dem leitenden Architekten der Bad Nauheimer Anlage, Wilhelm Jost, und seinem Darmstädter Kollegen, dem Keramiker Jakob Julius Scharvogel, reiste er in den Süden. Ihr Auftrag: Anregungen für die Gestaltung und Ausschmückung der im Bau befindlichen Badeanlagen zu gewinnen. Der ganz in Terrakotta gestaltete Innenhof ist das sichtbare Ergebnis dieser italienischen Eindrücke.

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Eine richtig runde Sache zum runden Geburtstag!

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Let’s Celebrate! Jubiläum: 150 Jahre Heinrich Jobst

Am Hochzeitsturm: feinste Bildhauerarbeit von Heinrich Jobst (1874 – 1943).

Der Bildhauer und Medailleur Heinrich Jobst feiert heute seinen 150. Geburtstag. Am 6. Oktober 1874 wurde er als Sohn eines Steinmetzes in einem Dorf in Nordbayern geboren. 1906 wurde er als Nachfolger von Ludwig Habich nach Darmstadt an die Künstlerkolonie berufen. Er hat sowohl für die 3. Ausstellung auf der Mathildenhöhe von 1908 als auch für die letzte von 1914 bedeutende Beiträge geleistet. Sein bekanntestes und sichtbarstes Werk ist das großformatige Relief über dem Eingang des Hochzeitsturms, dem Wahrzeichen der Stadt Darmstadt. Im Rosenhof, der sich früher in der Mitte der einst dreiflügeligen Anlage des Ausstellungsgebäudes befand, stand einst sein großer Löwe aus Bronze, so prächtig und mächtig wie die bekanntesten Raubtiere von Jobst: die zwei Löwen vor dem Landesmuseum in Darmstadt. Der „Schreitende Löwe“ aus dem Rosenhof ist später umgezogen und heute in Bad Nauheim zu bewundern. Denn bei der Gestaltung der Jugendstilanlage und deren berühmten „Sprudelhof“ hat Jobst ganz besondere Akzente gesetzt. Es gibt keinen besseren Ort in Deutschland, um einen Einblick in die ganze Vielseitigkeit dieses Ausnahmekünstlers zu erhalten.

Freuen Sie sich auf ein „Bad Nauheim“-Spezial von 23 Quer!

Morgen geht*s los!

Gedenkmedaille von Gewicht: Für die Generationen nach uns

Ein historischer Moment war es wahrlich, als Darmstadts Oberbürgermeister Hanno Benz bei strahlender Abendsonne das Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe am 20. September 2024 für wiedereröffnet erklärte. Einer, der festgehalten wurde, nicht nur auf unzähligen Smartphones und mit vielen Kameras, sondern auch ganz real, physisch fassbar, anfassbar. Denn von dem Großereignis wird zukünftigen Generationen auch eine Gedenkmedaille berichten. Das hat Tradition an diesem Ort, an dem die Medaillenkunst schon immer einen ganz besonderen Ruf genoss, an dem Großherzog Ernst Ludwig einst bestimmte, dass „immer eine namhafter Vertreter der Medaillenkunst Mitglied der Künstlerkolonie sein muss.“ Die Gedenkmedaillen zu den vier historischen Ausstellungen von 1901, 1904, 1908 und 1914 sind auf der Aussichtsplattform im Hochzeitsturm ausgestellt. Von den Mitgliedern der Künstlerkolonie sind insbesondere Rudolf Bosselt, Daniel Greiner, Paul Haustein und Heinrich Jobst als Medailleure hervorzuheben.

Das jüngste Exemplar zur Ausstellungseröffnung von 2024 wurde von der Schweizer Bildhauerin und Medailleurin Maya Graber gestaltet und hat ein ordentliches Gewicht: Fast ein Pfund schwer – genau 450 Gramm – ist die 10,5 mal 10,5 Zentimeter große Gedenkmedaille. Gefertigt ist sie aus dem silbrig grau schimmernden Schwermetall Wismut, und zeigt auf der Vorderseite das sanierte Ausstellungsgebäude sowie auf der Rückseite den Architekten Joseph M. Olbrich. Sie ist in einer Auflage von 50 Stück erschienen und wird zu einem Preis von 80,- € zzgl. Versand herausgegeben. Zu bestellen ist die Gedenkmedaille im Verkaufsshop im Hochzeitsturm, im Shop des Museum Mathildenhöhe, im Info-Point von Darmstadt Marketing am Luisenplatz sowie direkt über die Münzfreunde Darmstadt.

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