Er war der wirklich vornehme Gentleman, mit einem Herzen eines ganz jungen Menschen. Die große Freude an der Kunst brachte uns zusammen, und so oft irgend Jemand Interessantes bei ihm war, ließ er es mich wissen, und dann lief ich hinüber in sein schönes, mit Kunstschätzen gefülltes Haus und blieb dort in angeregtem Gespräch zum Mittag- oder Abendessen. Obwohl die beiden Heyls ganz in der großen Tradition lebten, konnten sie mein großes Interesse für die junge Kunst begreifen, und oft haben sie auch die Künstler der Künstlerkolonie bei sich gesehen.
Grossherzog Ernst Ludwig


Die Salonlöwen von Darmstadt: Maximilian und Doris von Heyl
Wer einst etwas auf sich hielt in Darmstadt, der kam an diesen beiden nicht vorbei. Sie waren die absoluten gesellschaftlichen Größen der Residenz – und wer eine Einladung von Maximilian und Doris von Heyl erhielt, der konnte sich zu den „Who is Who“ am Woog zählen. Sie wohnten, nein, sie residierten im „Heylshof“, einem prächtigen Stadtpalais in der Weyprechtstraße. Dieses entwickelte sich ab den 1890er Jahren zu einem der bekanntesten Treffpunkte für Künstler, Literaten und die Spitzen der Darmstädter Gesellschaft. Doris von Heyl sorgte mit ihren Einladungen zu Musikveranstaltungen, Tanztees, Bällen, Konzerten und Galadiners dafür, dass sich viele Jahre lang alles, was in der Residenzstadt Rang und Namen hatte, bei ihnen ein Stelldichein gab. Besonderen Glanz verlieh den Veranstaltungen im Heylshof, dass Großherzog Ernst Ludwig und Großherzogin Eleonore, die eine persönliche Freundschaft mit Max und Doris von Heyl verband, dort häufiger zu Gast waren. Auf „Du und Du mit dem Großherzog“, so beschreibt Peter Engels, Leiter des Darmstädter Stadtarchivs“, das gutnachbarschaftliche Verhältnis zwischen Regent und Mäzen.
Exklusive Lage – Rund um den Riedeselberg, in schöner Lage und mit Blick auf die Rheinebene, wuchs während des 19. Jahrhunderts das Diplomatenviertel Darmstadts. Hier wohnten Gesandtschaften, hohe Regierungsvertreter, Abgeordnete der beiden hessischen Kammern und sonstige einflussreiche Persönlichkeiten, etwa Offiziere der Garnison, Geheime Justiz- und Ministerialräte, Professoren der Technischen Hochschule, Hofmaler und –schauspieler; auch Fabrikanten, wohlhabende Kaufleute sowie betuchte Rentner.
Das Ehepaar von Heyl hatte sich ganz in der Nähe des Neuen Palais am Wilhelminenplatz, in dem die großherzogliche Familie ihren Sitz hatte, bereits 1876 ein großes Landgut mit Grundstück und Gebäuden von der Familie von Riedesel zu Eisenbach erworben, den sogenannten „Riedeselschen Garten“, der sich parallel zum heutigen Staatstheatergelände den Hang hinunter zur Heidelberger Landstraße zog. Während er in der unteren Hälfte Grundstücke als Bauplätze verkaufte, ließ Maximilian von Heyl sich von 1888 bis 1890 im oberen Teil des Geländes vom Münchner Architekten Gabriel Seidl sein prächtiges privates Anwesen bauen: den „Heylshof“. Dessen westliche Grenze ließ die Weyprechtstraße entstehen, die heute in direkter Linie von Süden auf das Staatstheater zuläuft, und an der das Stadtpalais der von Heyls einst direkt lag.

Der „Heylshof“ bot eine äußerst günstige Lage für das Ehepaar: Die Liegenschaft lag fußläufig zum Darmstädter Hof, zu dem seit Kindheitstagen enge persönliche Verbindungen bestanden. Auch das Prinz-Carl-Palais (heutiger Sitz der Rentenversicherung) war nicht weit, wo Maximilian von Heyl schon als Junge mit seinem Schulfreund und jüngstem Bruder des zukünftigen Großherzogs Ludwig IV., Prinz Wilhelm, im Garten in Uniform exerzierte. Sein Bruder Cornelius Wilhelm, mit vielen politischen Verpflichtungen im Hessischen Landtag in Darmstadt, hatte sich weiter südlich in der Wilhelminenstraße 59 einen Zweitwohnsitz eingerichtet. Auch der Weg zum Elternhaus in der Heinrichstraße, in der seine verwitwete Mutter bis 1889 noch lebte, war nicht weit.
Von Rheinhessen in die Residenz: Kindheit und Schulzeit in Darmstadt
Es war die Mutter Karoline Heyl, die nach dem frühen Tod ihres ersten Mannes, 1852 in zweiter Ehe den in Worms geborenen Oberstleutnant Ferdinand Hahn heiratete und mit ihm zwei Jahre später nach Darmstadt zog. So kamen Maximilian, geboren am 23. März 1844, und sein ein Jahr älterer Bruder Cornelius Wilhelm im Alter von 10 und 11 Jahren zum ersten Mal nach Darmstadt. Sie besuchten beide die Höhere Knabenschule von Heinrich Schmitz (die „Schmitze-Schul“), eine Privatschule, in der die Kinder vermögender Familien auf den Besuch des Gymnasiums vorbereitet wurden. Hier kamen die beiden Brüder auch erstmals in Kontakt mit der großbürgerlichen Darmstädter Gesellschaft. Der ältere, Cornelius Wilhelm Heyl, kehrte nach der Schulzeit nach Worms zurück und übernahm die Leitung der „Heylschen Lederwerke“. Später sollte dieser eine ausgesprochen erfolgreiche Karriere als Politiker machen, war von 1905 bis 1918 sogar Präsident der ersten Kammer des Hessischen Landtags in Darmstadt.
Frühe Liebe zum Militär – Maximilian Heyl dagegen trat, gerade einmal 16 Jahre alt, 1860 dem 2. Leibdragoner-Regiment Nr. 24 bei, wurde Berufssoldat und erhielt Zeit seines Lebens in rascher Folge Ehrungen und Auszeichnungen, wurde 1902 zum Oberst, 1910 zum Generalmajor und 1917 schließlich zum Generalleutnant mit der Verleihung des Titels „Exzellenz“ befördert und bekam zwischenzeitlich noch das Komturkreuz I. Klasse mit der Krone des Verdienstordens Philipps des Großmütigen (26. Juli 1912) verliehen. Dabei war er seit dem Ende des Feldzugs gegen Frankreich 1871 nicht mehr im aktiven Dienst tätig, sondern seit dem 27. Lebensjahr ein Offizier „a la suite“, wie es im Militärjargon hieß. Hier halfen in späteren Jahren offensichtlich die guten Beziehungen zum Großherzog wie auch zu dessen Generaladjutanten Ferdinand Hahn: der Halbbruder von Maximilian von Heyl, Sohn aus der zweiten Ehe seiner Mutter. Dieser zeichnete die späteren Urkunden des Hochdekorierten allesamt gegen.
Geld und Gloria: Großbürger mit einem Hang zum Adel
Cornelius Wilhelm und Maximilian Heyl entstammten der seit dem Mittelalter in Worms ansässigen Industriellenfamilie Heyl zu Herrnsheim, die mit ihrer weltweit erfolgreichen Lederwarenfabrik reich geworden war und ein riesiges Vermögen aufgebaut hatte, durchaus vergleichbar mit den Krupps in Essen, „Milliardäre“ im heutigen Maßstab. Sie gehörte zu den reichsten Familien Deutschlands, die noch mehr Glanz suchte: „Die Brüder strebten danach, ihren Lebensstil adligen Vorbildern anzugleichen, in ihren Stadtpalais Hof zu halten und Verbindungen in höchste gesellschaftliche Kreise zu knüpfen“, so Engels. 1886 wurde beiden im Alter von 40 Jahren von Großherzog Ludwig IV. der Adelstitel verliehen. Aus den ehemals großbürgerlichen Fabrikanten wurden die adeligen „Freiherrn von Heyl“.
Auch mit der Wahl ihrer Gattinnen gelang beiden ein gesellschaftlicher Aufstieg. Cornelius Wilhelm heiratete 1867 Sophie Stein, Maximilian 1871 deren Schwester Doris. Beide entstammten der ebenfalls „steinreichen“ Bankiersfamilie Stein aus dem Kölner Großbürgertum. Maximilian und Doris Heyl (noch ohne „von“) ließen sich nach ihrer Hochzeitsreise im Stammsitz der Familie, in Worms, nieder. Dort errichteten sie ihr erstes Stadtpalais, den 1880 fertiggestellten „Majorshof“, benannt nach seinem damaligen militärischem Rang. Doch beide „wollten unbedingt nach Darmstadt“, wie Engels erläutert. „Max von Heyl pflegte, um es modern auszudrücken, ein komplexes Darmstädter Netzwerk. Man muss deshalb davon ausgehen, dass der Umzug von Worms nach Darmstadt lange geplant war und sie nur auf eine günstige Gelegenheit warteten, um ihn durchzuführen.“
Auch für seine Frau Doris, gewohnt an ein Großstadtleben in Köln, boten sich in der Haupt- und Residenzstadt ganz andere kulturelle und gesellschaftliche Entfaltungsmöglichkeiten als in der Wormser Provinz. Vor allem reizte sie der Kontakt zum Adel und zu höchsten gesellschaftlichen Kreisen, der in Darmstadt möglich war, wo gekrönte und adelige Häupter zur Zeit der Residenz ein- und ausgingen. Die Nachbarschaft des „Heylshof“ zum Wohnsitz des Großherzogs, dem Neuen Palais, war dabei eine ideale Voraussetzung, um am Geschehen des Hofes direkt teilzuhaben, was später zu einer engen Freundschaft des Ehepaars von Heyl zu Großherzog Ernst Ludwig und Großherzogin Eleonore führte. Häufig war man zu Abendessen oder Familientreffen im Neuen Palais eingeladen. Es gab zudem regelmäßige Treffen oder briefliche Kontakte auch mit anderen Mitgliedern der großherzoglichen Familie. Ob private oder öffentliche Anlässe – die von Heyls waren mit von der Partie.
Der „Heylshof“: Ein Gesamtkunstwerk im Stil der Neo-Renaissance
Das Ende des 19. Jahrhunderts und der Anfang des 20. ist nicht nur die Zeit des neuen Jugendstils, sondern parallel dazu auch die große Zeit des Historismus. Man zitierte in Architektur wie Einrichtung gerne vergangene Jahrhunderte. Besonders beliebt war dabei die Renaissance. So feierte etwa das Großherzogspaar im Januar 1906 einen großen Kostümball, das Renaissancefest, in dem alle in historischen Gewändern erschienen. Renaissance kann man auch im 1908 eröffneten Hochzeitsturm entdecken: Im Zimmer der Großherzogin, dem heutigen Trauzimmer, ziert ein umlaufendes Renaissance-imitierendes Wandbild den Raum. Besonders angetan von dieser Zeit waren auch die von Heyls, die sich ihr Stadtpalais ganz im Stil der „Neo-Renaissance“ erbauten und einrichteten.

Maximilian von Heyl war ein Liebhaber und begeisterter Sammler bildender Kunst. Über mehrere Jahrzehnte hatte er eine beeindruckende Kunstsammlung zusammengetragen, die er in den Räumen des Heylshofs präsentierte, und Werke von der Antike bis zur Gegenwart, Gemälde genauso wie Antiken, Zeichnungen und Kunstgewerbe umfasste. Auch hier war es wieder die Renaissance, die es dem Ehepaar besonders angetan hatte, und die sich ideal in den Neo-Renaissance-Stil der Architektur einfügte. Die von Heyls lebten mit und in ihrer Kunst, die sie überall umgab – ob in den herrschaftlichen Räumen im Haus oder im mit antiken Statuen geschmückten Garten. Sie machten ihr Haus damit zum Gesamtkunstwerk, in dem Architektur und Kunst eine Einheit bildeten, was die Gäste des Hauses immer wieder begeisterte.

Die Sammlung Arnold Böcklin – Einen bedeutenden Teil der Heylschen Sammlung stellten die mindestens 74 Handzeichnungen und Farbskizzen und 22 Gemälde des Schweizer Malers Arnold Böcklin (1827-1901) dar, die Max von Heyl im Laufe von gut zwei Jahrzehnten zusammentrug. 1901, im Todesjahr des Malers, wurde die Sammlung erstmals im Großherzoglichen Landesmuseum ausgestellt. 1907 schenkten Max und Doris von Heyl die Handzeichnungen zusammen mit einem Selbstporträt Böcklins dem Landesmuseum mit der Maßgabe, sie in der Gemäldegalerie dauerhaft zu präsentieren. Im Juni 1924 schenkte das Ehepaar die noch in ihrem Besitz verbliebenen Gemälde Böcklins der Stadt Darmstadt unter der Bedingung, dass sie dauerhaft im Landesmuseum präsentiert werden sollten. Dafür ernannte die Darmstädter Stadtverordnetenversammlung Max von Heyl 1924 zum Darmstädter Ehrenbürger.
Zum „Tee“ bei Doris von Heyl: Eine Einladung zum Konzert der Spitzenklasse
Der „Heylshof“ entwickelte sich schnell zu einem Treffpunkt für Künstler, Literaten und die Spitzen der Darmstädter Gesellschaft. Während sich ihr Mann ganz der Kunst widmete, galt Doris von Heyls Leidenschaft der Musik. Legendär waren ihre regelmäßig veranstalteten Musiknachmittage, zu denen sie Sänger und Musiker einlud, von denen einige später Weltkarriere machten, vergleichbar mit einer Anne-Sophie Mutter oder eines Jonas Kaufmanns.
Diese Tees waren in Deutschland so bekannt geworden, dass es, wie Künstler mir selbst sagten, als eine Ehre betrachtet wurde, im Heylshof gesungen oder gespielt zu haben. Alle großen Maler, Bildhauer, Architekten, Kunstwissenschaftler und Musiker Deutschlands verkehrten bei ihnen, und man kann sich denken, welche große Anregung es für mich war. […] Der Heylshof war zu jener Zeit ein richtiges Zentrum für alle Kulturpflege geworden.
Grossherzog Ernst Ludwig
Bunt gemischte Gästeliste: Auch die Künstlerkolonie zeigt Präsenz
Neben den „Tees“ in ihrem Stadtpalais veranstaltete Doris von Heyl große Bälle mit mehreren Hundert Gästen, wie etwa 1890, 1894 und 1914 im Kasino der Vereinigten Gesellschaft in der Neckarstraße, Ecke Rheinstraße. Die erhaltenen Einladungslisten der von Doris und Max von Heyl veranstalteten Feiern, Bälle und Empfänge umfassen laut Stadtarchivar Engels alle Gruppen der Darmstädter Gesellschaft: Adlige ebenso wie Bürgerliche, Beamte und Militärs, Landtags-Abgeordnete und Kommunalpolitiker, Künstler, Literaten und Wissenschaftler. „In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts finden wir neben Mitgliedern des Hofes und der Großherzoglichen Familie auch den Verleger Alexander Koch, den Fabrikanten Willi Merck, den Kabinettsdirektor Gustav Römheld, die Staatsminister Rothe und Ewald, die Musiker und Komponisten Arnold Mendelssohn, Willem de Haan und Lilli Wolfskehl, die Jugendstilkünstler Joseph Maria Olbrich und Ludwig Habich, die Maler und Bildhauer Wilhelm Schmidt, Hans Pellar und Augusto Varnesi und die Architekten Friedrich Pützer und Paul Meissner – um nur einige zu nennen.“
Nachmittags war ich zum Tee bei Baron Heyl, der übrigens zum 25. November Oberst geworden ist.
Joseph M. Olbrich, 1902, in einem Brief an seine Frau
Mit Olbrich traf sich Maximilian von der Heyl nicht nur zum Tee, sondern auch als Mitglied des im Januar 1904 in Düsseldorf neu gegründeten Verbands „Kunstfreunde am Rhein“. Dessen erste Tagung fand im Mai des gleichen Jahres in Darmstadt statt. Großherzog Ernst Ludwig war Schirmherr des Verbands, dem neben Olbrich auch Peter Behrens angehörte, der zu dieser Zeit Darmstadt bereits verlassen hatte und Direktor der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf war. Anlässlich dieser Tagung entstand dieses Gruppenbild, das vor der Kunsthalle aufgenommen wurde: Olbrich ist ganz vorne in der ersten Reihe zu sehen, Behrens in der letzten, Maximilian von Heyl in der dritten, der zweite von rechts.

Maximilian und Doris von Heyl waren zudem durch ihre Tätigkeit in Vereinen und sozialen Institutionen in der Darmstädter Öffentlichkeit sehr präsent. Wie ihre beiden Geschwister in Worms engagierten sie sich in vielen Organisationen, wobei er sich eher auf dem Gebiet der Kultur und des Militärischen bewegte, sie sich mehr karitativen Aufgaben widmete und erhebliche Summen für die neu entstehenden sozialen Einrichtungen und Vereine der Stadt zur Verfügung stellte und sich dadurch großes Ansehen erwarb.
Ende einer glanzvollen Zeit – Maximilian von Heyl starb am 26. Februar 1925 im Alter von 80 Jahren in Darmstadt und wurde zwei Tage später in Worms-Herrnsheim beerdigt. Doris Heyl starb fünf Jahre später, am 6. Februar 1930. Sie lebte bis zu ihrem Tod im „Heylshof“, wo für sie in Anwesenheit des Großherzogpaars sowie des Oberbürgermeisters wenige Tage später eine „schlichte Trauerfeier“ stattfand. Sie verfügte testamentarisch die Versteigerung der berühmten Kunstsammlung wie Teile der Inneneinrichtung, die noch im Todesjahr in München erfolgte. Das große Erbe trat eine Wormser Verwandte des kinderlosen Ehepaars an. Das nunmehr leere Stadtpalais hatte in der Folge eine Reihe unterschiedlicher Nutzungen, erst durch die Hitlerjugend, dann durch den Reichsbund für Leibesübungen, der es zum „Haus des Sports“ umbenannte. 1941 erfolgte der Verkauf an die Reichspostdirektion Frankfurt, bevor der ehemals berühmte „Heylshof“ in den verheerenden Bomben der Brandnacht am 11. September 1944 unterging, wie das gesamte Terrain um das Neue Palais, St. Ludwig und das Diplomatenviertel.
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Nachschlag
Heute erinnert in Darmstadt so gut wie nichts mehr an das Ehepaar Maximilian und Doris von Heyl und ihr Wirken in und für Darmstadt. Keine Straße, kein Denkmal trägt ihren Namen. Lediglich eine Büste im Landesmuseum verweist auf den Stifter der Böcklin-Sammlung. Auf dem Gelände des ehemaligen „Heylshof“ erstreckt sich heute der mehrgeschossige Nachkriegswohnblock „Weyprechtstraße 4 – 8“, vor dem sich aber anscheinend Bienen recht wohl fühlen. Auch der Garten dahinter zeigt sich nicht mehr ganz so prächtig wie vor hundert Jahren. Reste der alten Wege sind jedoch erkennbar, die heute noch durch den Garten hinauf zur Wilhelminenstraße führen.


Ein letztes Relikt, das an die Familie der „Freiherrn von Heyl“ in Darmstadt erinnert, befindet sich an ganz anderer Stelle: in der Erbacher Straße 142. Bei dem Gebäude handelt es sich um eines von insgesamt sechs Arbeiterhäusern, die zur 3. Ausstellung von 1908 auf der Mathildenhöhe errichtet wurden, und von denen drei nach deren Ende dort abgebaut und gegenüber des heutigen Hofgut Oberfeld wieder aufgebaut wurden. Das vom Architekten Arthur Wienkoop entworfene Haus hatte Cornelius Wilhelm von Heyl, der Bruder von Maximilian, finanziert.


Danksagung
Dieser Beitrag basiert auf einem Vortrag von Dr. Peter Engels über „Das Ehepaar von Heyl“, den der Leiter des Stadtarchivs Darmstadt auf Einladung des Vereins Freunde der Mathildenhöhe am 14. Februar im Haus der Geschichte am Karolinenplatz in Darmstadt gehalten hat. 23 Quer bedankt sich sehr beim Vortragenden für Bildmaterial sowie sein Redemanuskript, das eine wichtige Grundlage für die vorhergehenden Zeilen darstellte.
Das Darmstädter Echo hat am 16. Februar 2024 über diese Veranstaltung ebenfalls berichtet. Für Abonnenten von Echo online steht der komplette Artikel hier zur Verfügung.
Quellen
Peter Engels: Das Ehepaar von Heyl: Auf Du und Du mit dem Großherzog. Über die großbürgerliche Gesellschaft der Residenz Darmstadt, Vortrag, Haus der Geschichte, Darmstadt, 14. Februar 2024.
Historischer Verein für Hessen (Hrsg.): Stadtlexikon Darmstadt, Stuttgart 2006, Stichwort: Heyl zu Herrnsheim, Maximilian von, (Autor: Peter Engels).
Bildmaterial
Heylshof: Straßenfront, Gartenansicht, Großer Salon (Stadtarchiv Darmstadt); Gruppenbild „Rheinische Kunstfreunde“ (Stadtarchiv Darmstadt).
Abbildung Maximilian von Heyl: Ölportrait von Friedrich August von Kaulbach (Kopie von Kurt Kempin, 1926), Stadtarchiv Darmstadt.
Abbildung Doris von Heyl: Kohlezeichnung von Friedrich August von Kaulbach, 1878, Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München.
Zitate
Großherzog Ernst Ludwig: Eckhart G. Franz (Hrsg.): Erinnertes. Aufzeichnungen des letzten Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein. Mit einem biographischen Essay von Golo Mann, Eduard Roether Verlag, Darmstadt, 1983 (Zitat 1: S.133 / Zitat 2: S. 131, in der Neuausgabe).
Joseph M. Olbrich: Mathildenhöhe Darmstadt (Hrsg.): Joseph M. Olbrich, 1867 – 1908. Katalog zur Ausstellung anlässlich des 75. Todestages von Olbrich. Konzeption: Bernd Krimmel, Sabine Michaelis, Darmstadt, 1983, S. 367. (Auf S. 371 ist zudem ein Telegramm von Olbrich vom 29.5.1907 wiedergegeben, das Olbrich seiner Frau Claire aus Düsseldorf nach Darmstadt schickt, adressiert an: frau professor Olbrich bej baron von heyl darmstadt, weyprechtstraze.)
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